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Unwiderstehlich (German Edition)

Unwiderstehlich (German Edition)

Titel: Unwiderstehlich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Noah
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weg. Sein Kollege kam zurück. Mit einem unbeteiligten Gesichtsausdruck griff er nach einem Tuch und trocknete Gläser ab.
    Carla blieb sitzen und dachte nach. Ekstase, verrutschte Kleidung, Termine, eine Liste und die Tür. Der Marquis, wer immer das war, und sie musste etwas teilen. Das waren zu viele Geheimnisse auf einmal. Aber das machte es ja gerade so spannend.
    Warum nannte sich der Marquis so? Die Frau, die bei der letzten Party gegangen war, hatte eine Glückseligkeit ausgestrahlt, die man nicht im realen Leben fand. Carla hatte den Eindruck, dass die Frau in diesem Moment ihr ganzes Hab und Gut weggeschenkt hätte, wenn man sie gefragt hätte. Ging es also doch um Drogen?
    Sie hatte sich noch ein Glas Champagner bestellt und war zurück auf ihren Beobachtungsposten auf dem Treppenabsatz gegangen. Wieder wartete sie, bis sie ihr Glas leer getrunken hatte, und langweilte sich. Doch wie überrascht war sie gewesen, als sie plötzlich eine Frau entdeckt hatte, die ganz langsam über den Flur ging. Erst, als sie barfuß über die Kordel gestiegen und die Treppe heruntergekommen war, hatte Carla sie erkannt.
    Es war Netti gewesen, ihre Freundin Netti! Mit einem glückseligen Ausdruck und ihren Schuhen in den Händen war sie die Treppe hinuntergeschlendert. Sie hatte Carla nicht einmal bemerkt, als sie direkt an ihr vorbeiging. Verwundert war Carla ihr gefolgt, doch als Netti in ein Taxi einstieg, hatte sie Carla den Zutritt verweigert. »Nicht heute.« Sie hatte ihrer Freundin einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen, und der Wagen war davongefahren.
    Carla lächelte, als sie nun an diesen Vorfall dachte. Damals war sie ziemlich ungehalten über das Verhalten ihrer Freundin gewesen, aber sie hatte ihr schnell alles verziehen. Und dem verschwiegenen Kellner, über dessen störrisches Schweigen sie sich so geärgert hatte, nahm sie es auch nicht mehr übel. Ganz im Gegenteil. Heute war sie ihm überaus dankbar dafür. Und der andere Kellner, der die Scheine angenommen hatte, nun, der arbeitete jetzt wahrscheinlich woanders.
    Heute wusste sie, was hinter der Tür geschah. Schon zweimal war sie eine Spielgefährtin gewesen. Doch heute war sie an der Reihe. Heute war sie die Hauptperson, die Spielerin . Es wurde Zeit.
    Carla stieg die geschwungene Treppe hoch, bis in den zweiten Stock, und ging über den dicken flauschigen Teppich. Obwohl sie ziemlich genau wusste, was heute passieren würde, war sie viel aufgeregter als bei den letzten beiden Malen. Jetzt blickte sie auch nicht mehr auf und wollte niemandem mehr begegnen, den sie vielleicht noch begrüßen musste. Sie wollte sich ungestört auf den Weg machen.
    Als sie endlich wusste, was hier lief, hatte sie sich zuerst gewundert, warum der Marquis seine kleinen Soireen nicht ganz im Verschwiegenen veranstaltete, aber bald wusste auch sie, dass es ja gerade der zusätzliche Kick war, zu wissen, dass all die anderen hier unten bloß sich selbst feierten, während oben das Fest der Sinne stattfand. Außerdem wurden so neue Interessenten akquiriert, Frauen, die genauso neugierig wie sie waren.
    Dabei war das ganze Verfahren eigentlich ganz simpel. War man interessiert genug, wurde man auf die Spielerinnenliste gesetzt. War man erst einmal auf der Liste, wurde man gefragt, ob man einen Termin wollte. Wollte man einen Termin, musste man aber erst zweimal eine Spielgefährtin sein. Man musste das machen, was die anderen wollten, die sich schon zuvor auf eine Liste gesetzt hatten. Und nachdem man erst die Spielgefährtin und dann die Spielerin war, musste man für die Frau, die als Nächste auf der Liste stand, alles perfekt vorbereiten. Die Spielerin gab schriftlich genaue Anweisungen über das, was sie wollte. Denn das war das, was man teilen musste: seine größte Fantasie. Darum ging es hierbei. Seine Fantasien zu teilen, mit anderen Frauen. Brauchte man Männer, was häufig der Fall war, aber nicht immer, wurden ausgewählte Callboys gerufen.
    Bei ihrer ersten Teilnahme als Spielgefährtin lebte sie die Fantasie einer anderen Spielerin aus. Diese wollte einem Pärchen beim Sex zuschauen. Zwar gab sie ausführliche Anweisungen, wann Carla was mit dem bestellten Mann tun sollte, oder er mit ihr, aber letztendlich war es nichts gewesen, was für Carla in irgendeiner Weise neu war. Letzten Monat, im August, war sie die zweite Frau bei einem Dreier. Das war auch für Carla neu gewesen, und wäre ihr die zweite Spielerin nicht mit dieser Fantasie zuvorgekommen, dann

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