Unwiderstehlich sinnlich
Ryder war nicht mehr interessiert, weder an der Firma ihres Vaters noch an ihr, und er hielt es noch nicht einmal für nötig, ihr Bescheid zu geben.
Ob er eine andere Möglichkeit gefunden hatte, an Aktien von Bramson Holdings zu kommen? Oder hatte er Macy schon vergessen? War sie nur ein Zeitvertreib für ihn gewesen, solange er sich in Melbourne aufgehalten hatte?
Nein, sagte Macy die Stimme ihres Herzens, das ist nicht Ryders Art. Er verhält sich immer fair.
Am darauffolgenden Tag konnte sich Macy im Büro nur schlecht konzentrieren. Als sie die Buchstaben auf ihrem Computerbildschirm nur noch verschwommen sah, schloss sie für einen Moment die Augen.
Sie hatte sich immer noch nicht überlegt, wie sie Ryder die Bitte ihres Vaters beibringen sollte, wenn sie ihn heute anrief. So war sie froh, dass sie wegen der Zeitverschiebung noch etwas warten musste.
Eigentlich machte sich Macy auch keine Hoffnungen, dass sie Ryder umstimmen konnte, und letzten Endes war es ihr auch egal. Sie war davon überzeugt, dass er das Geschäft ablehnte, weil er sich nicht an sie binden wollte, sei es auch nur durch eine Zweckheirat.
Auf einmal war sie so deprimiert, dass ihr das Leben sinnlos vorkam. Die Zukunft erschien ihr düster und trostlos ohne den Mann, den sie liebte. Manchmal würde sie vielleicht in der Zeitung etwas über Ryder lesen. Aber das würde die Wunde in ihrem Herzen nur wieder aufreißen und neues Leid bringen.
Ein Pochen an der Tür riss Macy aus ihren trüben Gedanken. Sie versuchte nicht darauf zu achten. Heute war sie für niemand zu sprechen. Tina wusste Bescheid, aber sie war wohl gerade nicht im Vorzimmer. Der Besucher sollte warten.
Schon pochte es wieder an der Tür. „Macy!“ Sie erschrak, denn die sonore Männerstimme war ihr nur allzu vertraut.
Mein Gott, Ryder ist zurückgekommen, schoss es ihr durch den Kopf. Er ist eben doch so ehrlich und aufrichtig, dass er mir persönlich erklären will, warum er nicht mehr an Ashley International interessiert ist und somit auch nicht mehr an der Hochzeit. Obwohl Macy darauf vorbereitet war, graute ihr jetzt davor, es aus seinem Mund zu hören, und ihr wurde ganz flau im Magen.
„Macy, lass mich rein! Tina hat mir gesagt, dass du in deinem Büro bist.“
Sie stöhnte, weil sie nicht wusste, wie sie ihn loswerden sollte. Hatte sie nicht auch ihrem Vater gesagt, dass sich Ryder nichts ausreden ließ, was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte?
Also raffte sie sich auf, zog schnell ihre unter dem Schreibtisch liegenden Pumps an und ging zur Tür.
Nachdem sie die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte, atmete Macy tief durch. „Ryder, ich muss heute noch eine dringende Sache erledigen. Kannst du nicht morgen wiederkommen?“
Er schüttelte heftig den Kopf. „Ich muss auch dringend mit dir reden. Lass mich rein.“
Seine tiefe Stimme hatte eine Art hypnotisierende Wirkung auf Macy. Auch wenn sie kein gutes Gefühl dabei hatte, öffnete sie ihm die Tür und ließ ihn hereinkommen.
„Du siehst blass aus, Macy. Fehlt dir was?“
„Nein, nein, alles in Ordnung“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich bin vielleicht etwas überarbeitet.“
„Du Ärmste.“ Es klang ein wenig ironisch.
Macy war den Tränen nahe. Nein, sie konnte jetzt nicht mit ihm reden. „Ich muss bis heute Nachmittag einen Bericht zusammenstellen“, sagte sie, und ihre Stimme zitterte verräterisch. „Wenn ich fertig bin, rufe ich dich an.“
„Ach Macy, ich habe dir so viel zu erzählen!“
Mittlerweile war ihr klar geworden, dass sie Ryder nicht abwimmeln konnte. „Möchtest du was trinken?“, fragte sie, weil ihr nichts anderes einfiel.
„Ich möchte lieber erst mit dir sprechen.“
Sie nickte resigniert und fügte sich ins Unvermeidliche. Vielleicht ist es besser, wenn ich es schnell hinter mich bringe, tröstete sie sich im Stillen.
„Mein Vater hat mich gestern angerufen. Ich weiß schon, dass du seine Firma nicht mehr brauchst.“
Ryder zuckte nicht mit der Wimper. „Das kommt darauf an, was du unter ‚brauchen‘ verstehst.“
„Konntest du dir auf andere Weise die Aktienmehrheit von Bramson Holdings sichern?“
„Nein.“ Er sagte es bewusst langsam und deutlich.
Macy wusste nicht, was sie davon halten sollte. Graute ihm etwa so vor einer Heirat mit ihr, dass er dafür sogar seinen Anspruch, das Unternehmen zu leiten, aufgab?
Dem Mann konnte geholfen werden.
Sie reckte das Kinn. „Mein Vater hat schon anderweitig investiert und braucht Geld. Er
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