Unwiderstehlich sinnlich
überlegen konnte.
11. KAPITEL
Seit acht Tagen, genauer gesagt einhunderteinundneunzig Stunden, war Macy nun allein. Von frühmorgens bis spätabends stürzte sie sich im Büro in die Arbeit und verbrachte immer mehr Zeit im Fitnessstudio, damit sie so erschöpft war, dass sie am Abend einschlafen konnte. Aber die Erinnerung an Ryder verfolgte Macy auch in ihren Träumen.
Es war schon nach zehn, als sie an diesem Abend nach Hause kam und ihre Sporttasche missmutig in die Ecke warf. Obwohl der Anrufbeantworter blinkte, ging sie erst zum Duschen ins Bad. Wieder einmal machte sie sich Vorwürfe, dass sie so unvorsichtig gewesen war, sich in ihren Chef zu verlieben.
Ryder hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Wie vereinbart, hatten sie einen Schlussstrich unter ihre bisherige Beziehung gezogen. Jetzt mussten sie sich nur noch irgendwann wegen der Trauung absprechen.
Macy schüttelte über sich selbst den Kopf. Denn trotz allem freute sie sich auf die Hochzeit. Einen Tag lang würde sie wieder mit Ryder zusammen sein, noch einmal würden sie Hand in Hand gehen und sich wahrscheinlich sogar küssen.
Sie hatte sich gerade abgetrocknet und wollte die Küche nach etwas Essbarem durchsuchen, da läutete das Telefon. Am liebsten hätte sie wieder nicht abgenommen, weil es sie nicht interessierte, wer anrief. Aber dann sagte sie sich, dass sie nicht für immer abtauchen konnte, und nahm das Gespräch an.
Die Stimme ihres Vaters dröhnte ihr ins Ohr. „Macy, was hast du gemacht?“
Sogleich überkam sie ein Gefühl der Bitterkeit. Das waren also die ersten Worte, die er seit Jahren an seine Tochter richtete. Ich hätte nicht abnehmen sollen, dachte sie enttäuscht. „Wie meinst du das?“
„Ich meine, was du mit Ryder Bramson gemacht hast“, polterte er los. „Wie er mir letzte Woche sagte, warst du einverstanden, ihn zu heiraten.“
„Das stimmt.“
„Und was hast du dann angestellt?“, erkundigte sich Ian Ashley vorwurfsvoll.
„Ich habe wirklich keine Ahnung, worauf du hinauswillst, Dad?“
„Er ist vom Kaufvertrag zurückgetreten.“
„Er ist …“ Macy konnte es kaum fassen „Du behauptest, dass er Ashley International nicht mehr haben will?“
Verhaltenes Schweigen. „Wusstest du das nicht?“, fragte Macys Vater dann ungläubig.
„Nein“, flüsterte sie. Allmählich erkannte sie die Konsequenzen, die sich daraus ergaben. Wenn Ryder den Handel mit ihrem Vater nicht machte, brauchte er sie auch nicht zu heiraten. In dem Moment, in dem ihr das richtig klar wurde, fühlte sie sich furchtbar elend.
„Ich hatte angenommen, dass du dahintersteckst.“
Mittlerweile war Macy der kalte Schweiß ausgebrochen. „Nein, Dad, so war’s nicht.“
Plötzlich schlug Ian Ashley einen freundlicheren Ton an. „Macy, Darling, du musst mir einen Gefallen tun. Bring ihn irgendwie dazu, dass er mir die Firma abkauft.“
„Ach Dad, Ryder Bramson ist kein Mann, der sich überreden lässt.“
„Mit mir spricht er noch nicht einmal am Telefon. Aber ich habe so eine Ahnung, dass er auf dich hört. Bitte, Macy, es ist sehr wichtig.“
Obwohl sie selbst todunglücklich war, bemerkte sie doch, wie besorgt ihr Vater klang. „Wie wichtig?“
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das Geld, das mir der Verkauf eingebracht hätte, habe ich bereits verplant, Macy. Ich bin ruiniert, wenn Ryder kneift.“
„Es tut mir so leid, Dad.“ Auch wenn sie kein herzliches Verhältnis zu ihrem Vater hatte, bedauerte sie ihn jetzt. Aber diese Situation war nicht nur für ihn eine Riesenenttäuschung. „Wie ich schon sagte, Dad, Ryder Bramson weiß immer genau, was er will, und lässt sich kaum beeinflussen.“
„Macy, zugegeben, ich war dir nicht immer der beste Vater, aber du musst mir trotzdem helfen. Er braucht dich auch nicht zu heiraten. Bring ihn nur dazu, mir die Firma abzukaufen.“
Wenn du Ryder das doch nur früher angeboten hättest, dachte Macy, dann wäre uns allen vieles erspart geblieben. Aber jetzt ist es wahrscheinlich zu spät. „Okay, Dad, ich werde es auf jeden Fall versuchen.“
Als sie auflegte, zitterte sie am ganzen Körper. Die Nachricht hatte sie tief getroffen. Ryder brauchte sie also nicht mehr zu heiraten.
Macy schleppte sich ins Wohnzimmer, sank auf den Teppich und zog die Knie an die Brust. Eigentlich hätte sie erleichtert sein sollen, dass kein Grund mehr für ihre Heirat mit Ryder bestand. Aber tatsächlich hatte sie das Gefühl, als hätte man ihr das Herz aus der Brust gerissen.
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