Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
vertraut waren. Ein Körper war schließlich ein Körper: zwei Arme, zwei Beine, ein Kopf. Eigentlich gab es keine großen Unterschiede. Ich schaffte es einigermaßen, mir das einzureden, bis ich an mir herabsah und etwas entdeckte, das ganz und gar nicht normal war.
    Ich krabbelte zurück, bis ich ans Kopfbrett stieß, aber mein neuestes Problem begleitete mich natürlich. In einer Art fasziniertem Schrecken starrte ich darauf hinab, doch es wollte einfach nicht verschwinden. Es fuhr damit fort, das Laken zu einem Zelt aufzustellen – offenbar freute es sich darauf, den neuen Tag willkommen zu heißen. Na so was…
    Ich stieß das Ding vorsichtig an, damit es sich hinlegte, aber hartnäckig kam es wieder nach oben. Allmählich wurde ich etwas nervös und versuchte es noch einmal, hielt das gewisse Etwas dabei unten. Es war heiß und hart unter meiner Hand, als wäre das Laken gar nicht da, und plötzlich bemerkte ich auch andere Dinge, die eindeutig falsch waren, zum Beispiel flache Brüste, die nicht bei jedem Atemzug ins Wogen gerieten, oder das dichte Haar am Bauch und die blonden Haare an dem Oberschenkel, der unterm Laken hervorragte.
    So sehr ich auch versucht hatte, mir selbst Mut zu machen, dieser Körper fühlte sich alles andere als normal an. Als ich so fix und fertig gewesen war, dass ich getaumelt hatte, war es mir leichter gefallen, einfach nicht darauf zu achten. Doch jetzt bemerkte ich auch subtilere Dinge, wie etwa eine Art Elektrizität unter meiner neuen Haut, rollend, heiß und beunruhigend – sie ließ mich schwitzen und gleichzeitig frösteln. Plötzlich war alles aufregend, von den sanften Berührungen des Lakens bis zum leichten Luftzug vom Fenster.
    Nie zuvor war ich mir auf dieser Weise meiner fleischlichen Existenz bewusst gewesen, der Art und Weise, wie ich in Muskeln, Knochen und Haut wohnte. Ich fragte mich, ob Pritkin auf die gleiche Weise empfand, ob auch für ihn alles scharf, frisch und klar war, mit allen Empfindungen vertraut und doch unendlich fremd. Ich fragte mich, ob er manchmal das Gefühl hatte, davon in den Wahnsinn getrieben zu werden.
    Ich bemerkte mein Abbild im Spiegel, und es half nicht. Lange Wimpern hingen über geröteten Wangen, und die so oft zusammengepressten Lippen waren ein wenig gewölbt und drückten Überraschung aus. Die breiten Schultern und muskulösen Arme waren so beschaffen, wie ich sie kannte, und fast nichts an ihnen deutete mehr auf den Kampf hin. Nur einige rote Flecken und Linien zeigten sich im cremigen Gold der schlafwarmen Haut.
    Meine Finger strichen über den Bart der Wange, zur Mulde hinterm Ohrläppchen und ins Haar. Pritkin hatte hübsche Hände, mit schwieligen Fingern und gepflegten Fingernägeln, die natürlich praktisch kurz waren. Er musste sehr stark sein, dachte ich und fühlte dabei einen wohligen Schauer.
    Und das Ding unter meiner Hand sprang.
    Ich zog die Hand zurück, schluckte und beobachtete, wie das Laken zur Seite rutschte. Und dort war es, heiß und groß, erfüllt von einem verlangenden Brennen. Vielleicht hatte es ein eigenes Leben, dachte ich verzweifelt. Ich hielt den Atem an, erneut von Panik erfasst, und das Ding wurde noch größer. Es war dick und lang und etwas dunkler als der Rest von Pritkins Körper, und es neigte sich ein wenig nach links. Ich muss daran denken, Pritkin zu sagen, dass er einen hübschen Schwanz hat, dachte ich hysterisch und drückte ein Kissen darauf.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Ich riss entsetzt die Augen auf und zerrte die Decke hoch. Dann sah ich, wie mein eigenes Gesicht zu mir hereinblickte. »Ich muss doch sehr bitten«, sagte ich ein wenig schrill.
    »Frühstück«, erwiderte Pritkin knapp. Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck. »Was ist?«
    »Nichts! Ich lege nur Wert auf meine Privatsphäre.«
    »Du bist in meinem Körper. Da hat sich nicht viel mit Privatsphäre.« Er kam herein und ignorierte den finsteren Blick, den ich ihm zuwarf. An seiner Aufmachung gab es nichts auszusetzen. Offenbar hatte Marsden bei seiner Einkaufstour auch Tageskleidung besorgt, denn Pritkin trug eine hübsche khakifarbene Caprihose und ein gelbes ärmelloses Top.
    »Ich brauche ebenfalls neue Sachen«, erinnerte ich ihn und hoffte, dass er sich auf die Suche nach welchen machte.
    »Marsden schickt dir das hier. Stammt aus seinem Kleiderschrank, aber derzeit sollte es genügen.« Mit diesen Worten legte er ein Bündel auf den Tisch neben einem Sessel. Und dann setzte er sich.
    »Was machst du

Weitere Kostenlose Bücher