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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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gerechnet, dass ich jemanden mitbrachte, denn alle Sachen waren für einen Körper bestimmt, den ich nicht mehr hatte. Selbst wenn ich bereit gewesen wäre, Pritkins Zorn zu riskieren – der Spitzen- und Rüschenkram hätte mir nicht gepasst.
    Ich zögerte bei einem Schlafanzug, der schlichter war als der Rest, hellblau und nur mit kleinem Spitzenbesatz an den Fußknöcheln. Aber selbst er hätte wegen Pritkins dicker Beinmuskeln nicht funktioniert.
    »Wenn dich der Magier in dem Ding sieht, hat er dich am Arsch«, sagte Billy hämisch und zögerte kurz. »Aber ich denke, das hat er sowieso schon.«
    Hinter meinem rechten Auge pochte dumpfer Schmerz. »Billy! Bitte geh.«
    »Schon gut, schon gut, mach kein Theater.« Er lachte. »Jetzt kannst du endlich erfahren, wie es ist, im Stehen zu pinkeln.«
    »Billy!«
    Er lachte noch immer, als er verschwand. Wie schön, dass jemand Spaß hatte. Ich war zu müde, um nach einer Lösung für das Kleidungsproblem zu suchen, hüllte mich in ein Handtuch und machte mich auf die Suche nach meinem Bett. Es war nicht schwer, das für mich bestimmte Zimmer zu finden. Marsden hatte die Tür offen gelassen, und wie sich herausstellte, stand mein Bett im Zimmer neben Pritkins Raum.
    Ich sank aufs kühle Laken und vergeudete keinen Gedanken mehr daran, dass ich mich in einem fremden Zimmer befand und auf einem fremden Bett lag. Das Bad mochte antiquiert gewesen sein, aber die Matratze war weich. Ich streckte mich auf ihr aus und genoss es, wie sie mein Gewicht aufnahm – alle Muskeln in meinem neuen Leib entspannten sich. Ich war eingeschlafen, noch bevor mich mein Gehirn an all die Dinge erinnern konnte, über die ich mir Sorgen machen musste.
    Ich stand allein auf einer weiten Wiese, und auf allen Seiten erstreckte sich eine wellige Hügellandschaft bis zum Horizont. Ich trug ein schlichtes weißes Futteralkleid und wirkte froh und unbesorgt. Es war ein heiterer, sonniger Tag, und das Gras wiegte sich in einer leichten Brise, spielte mit dem Saum meines Kleids.
    Plötzlich kamen Wolken aus allen Richtungen und schluckten das Licht der Sonne. Wie angeschwollen und rötlich-düster wirkten sie, und sie stülpten ihre höllische Düsternis über das ganze Land, von Horizont zu Horizont. Donner grollte, und Regen fiel, aber die Regentropfen waren ebenso rötlich wie die Wolken. Das Aroma von Blitzen lag in der Luft, außerdem auch noch ein scharfer Geruch mit einem dunklen Unterton von Süße.
    Große, scharlachrote Tropfen fielen zischend, wie Blut, das aus einem Schlachthaus spritzte. Sie trafen auf meine Haut, mein Haar; auf das Kleid, flossen in Rinnsalen über meinen Leib. Sie durchnässten das weiße Leinen und sammelten sich in Pfützen, bis der Boden unter mir so weich wurde, dass ich zu sinken begann. Und der Regen dauerte an, strömte auf die Erde hinab und erweiterte den Riss, bis ich mich nicht mehr sehen konnte, bis der Boden mich ganz aufnahm.
    Die rote Flut hörte nicht auf, sondern dehnte sich in alle Richtungen aus, wie von einem geworfenen Stein ausgehende Wellen. Und wo es eben noch reichlich Leben gegeben hatte, grün, üppig und voller Vitalität, gab es plötzlich nur noch Staub und Zerfall. Auf einmal war alles braun, vertrocknet und unbewegt.
    Seltsam grünliches Licht umgab mich, als ich erwachte – Mondschein fiel durch die Kletterpflanzen, die eine Art Vorhang am Fenster bildeten. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich dalag und mir immer wieder sagte, dass ich nur geträumt hatte. Ich war für einen Albtraum fällig gewesen, und von dezenter Zurückhaltung hatte mein Unterbewusstsein noch nie etwas gehalten.
    Doch irgendwo im Hinterkopf schnatterte eine hysterische Stimme so laut, dass ich sie nicht mehr ignorieren konnte. Diese Bilder hatten nicht das Gefühl eines Traums vermittelt. Ich kannte Visionen gut genug, um zu erkennen, wann mich eine traf.
    Etwas stimmte nicht.
    Ich verdrehte geistig die Augen und versuchte, mich zu beruhigen. Natürlich stimmte etwas nicht! Der Kreis trachtete mir nach dem Leben, ich hatte Tami enttäuscht und einen Wald voller Ungeheuer gesehen, und außerdem steckte ich im falschen Körper! Als weitaus überraschender hätte ich es empfunden, wenn endlich einmal etwas in Ordnung gewesen wäre.
    Aber irgendwie klang die Litanei meiner Probleme nicht ganz richtig. Nichts davon passte zu den apokalyptischen Visionen, die mir meine Macht immer wieder zeigte. Ein zerstörtes Las Vegas, ein Highway, der sich in einen Friedhof

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