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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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und diese unterschiedlichen Tönungen strömten durcheinander, bildeten ein kleines elektrisches Meer. Vor und hinter uns funkelte Energie und tanzte an glühenden Bändern aus reiner Kraft entlang, von denen Lichtfäden ausgingen und in der Ferne verschwanden. Es war kein ruhiges Bild: Überall gab es Knoten und Knäuel. Blaue Blitze lagen wie an den Strand gespültes Treibgut da, beziehungsweise wie Magma an einer tektonischen Bruchstelle, hatte mir einmal jemand erklärt.
    Die Magier hatten schon vor langer Zeit gelernt, auf der Oberfläche dieser metaphysischen Hot Spots zu surfen, um schnell von einem Ort zu einem anderen zu gelangen. Die Ley-Linien führten nicht überallhin, was einer der Gründe dafür war, dass die Magier immer noch Züge, Flugzeuge und Autos benutzten. Hinzu kam, dass die meisten Leute nicht über Schilde verfügten, die stark genug waren, um auf diesen Autobahnen der ganz besonderen Art unterwegs zu sein. Ohne solche Schilde hätte die Energie einer Ley-Linie einen Menschen binnen weniger Sekunden in Asche verwandelt.
    »Spring, verdammt!«, erklang Pritkins Stimme an meinem Ohr. Die Verbindung war schlechter geworden, von statischem Knistern unterlegt.
    Klar. Als wenn mir das noch nicht in den Sinn gekommen wäre. Ich starrte auf den leuchtenden Strom aus grellen Farben und hätte am liebsten zurückgeschrien. Aber wenn Richardson merkte, dass wir miteinander reden konnten, fand er bestimmt eine Möglichkeit, unsere Kommunikation zu unterbrechen. Um weiterhin mit Pritkin in Verbindung zu bleiben, durfte ich ihm nicht antworten.
    »Cassie! Kannst du mich hören?«
    Ich begriff, dass ich etwas sagen musste. Pritkin konnte mir nicht helfen, wenn er nicht wusste, was los war. »Warum kann ich nicht springen?«, fragte ich Richardson.
    »Du kannst nicht springen?«, fragte Pritkin. Seine Stimme kam und ging wie bei einem schlecht eingestellten Radio, und ich war nicht sicher, ob er mich gehört hatte.
    »Es ergibt doch gar keinen Sinn, dass ich nicht springen kann«, sagte ich lauter als nötig. »Und sagen Sie nicht, Sie hätten eine Nullbombe verwendet, denn dann würden Ihre Schilde nicht mehr funktionieren, und wir wären längst tot.«
    »Ich habe ein Nullnetz benutzt«, erwiderte Richardson in einem erstaunlich sachlichen Ton. »Eine Bombe dient dazu, die neutralisierende Wirkung nach außen zu projizieren und dadurch zum Beispiel einen Kampf zu beenden. Ein Netz macht das Gegenteil: Es lenkt die Kraft nach innen, auf einen bestimmten Bereich, in diesem Fall auf Ihren Körper.« Er klang recht zufrieden mit sich, und ich vermutete, dass das Netz seine Idee gewesen war. »Es nimmt Ihnen die Möglichkeit, von Ihrer Magie Gebrauch zu machen, bleibt aber ohne Einfluss auf die Magie der Personen in Ihrer Nähe.«
    Von Pritkin kam einer seiner Lieblingsflüche, woraus ich schloss, dass Richardson nicht log. »Seid ihr noch auf der Chaco-Canyon-Linie?«, fragte Pritkin. Als ob ich das wüsste. Die Mischung aus Faszination und Entsetzen des Ley-Linien-Reisens kannte ich erst seit kurzer Zeit, denn die meisten Vampire hielten Ströme aus Feuer nicht unbedingt für gute Reisewege. Tony hatte sie nie benutzt, und deshalb kannte ich mich nicht mit ihnen aus. Ich wusste, dass es an den Stellen, wo sich verschiedene Welten berührten und überlappten, verschiedene Farben gab, wegen der unterschiedlichen Zusammensetzung der Atmosphären. Aber ich hatte noch nicht gelernt, die Farben bestimmten Orten zuzuordnen.
    Ich hätte Pritkin ohnehin nicht antworten können, denn direkt vor uns kam es plötzlich zu einer gleißenden Explosion, die aussah wie eine Sonnenprotuberanz. Der um meine Taille geschlungene Arm drückte noch fester zu, und ich bekam fast keine Luft mehr, als wir ins Trudeln gerieten. Am Rand der Ley-Linien war die Zentrifugalkraft größer – dort halfen dicke Bänder den Magiern, ihre Version einer U-Bahn zu verlassen. Aber wir verließen die Linie nicht. Richardson nutzte die Gelegenheit nur, unsere Bewegung wieder unter Kontrolle zu bringen, und dann steuerte er uns zurück in die Mitte des Stroms.
    »All dieses Blau blendet«, sagte ich atemlos. »Ich weiß gar nicht, wie Sie sich hier zurechtfinden.«
    »Er bringt dich nach MAGIE«, sagte Pritkin.
    »Ja, wir sind auf der Chaco-Canyon-Linie, unterwegs nach MAGIE, wo man sie wegen ihrer Verbrechen vor Gericht stellen wird. Gibt es sonst noch etwas, was du wissen willst, John?«
    »Er kann uns nicht hören«, teilte mir Pritkin rasch

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