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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Sekunden, um geistig umzuschalten. Er meinte Nick – ich hatte ihn nur unter dieser Kurzform des Namens gekannt: ein Kriegsmagier wie Pritkin und ein Freund von ihm. Jemand, der den Kreis verlassen, sich aber nicht auf meine Seite geschlagen hatte. Seine eigene war ihm lieber gewesen.
    Wie sollte ich die komplexen Ereignisse erklären, die das einzige Buch mit der Übersetzung von Artemis’ Zauber in Nicks Händen hinterlassen hatten, wodurch Pritkin gezwungen gewesen war, ihn zu töten, um zu verhindern, dass der Zauber in die falschen Hände geriet? Ich hoffte sehr, dass Nick und Richardson keine Freunde gewesen waren. »Er wollte den Codex für seine eigenen Zwecke nutzen«, sagte ich.
    »Ja, davon haben wir gehört. Allerdings gibt es dafür nicht den geringsten Beweis. Vielleicht haben Sie das Buch noch? Auch wenn nur eine Seite übrig ist…«
    »Es wurde verbrannt.« Richardson schürzte die Lippen. »Wie bedauerlich.«
    »Pritkin hat getan, was nötig war.«
    »Auf Ihren Befehl hin.«
    Ich wollte widersprechen, klappte den Mund aber wieder zu. Ich hatte Nicks Tod nicht angeordnet, aber mir war klar gewesen, wie Pritkin vorging und was das Ergebnis sein würde. Und ich hatte nicht versucht, ihn aufzuhalten. Es war eine von vielen Entscheidungen, die in letzter Zeit mein Gewissen belasteten, obwohl ich noch immer keine Alternative sah. Wenn sich Nick durchgesetzt hätte, wären wir jetzt alle tot, wahrscheinlich auch er selbst.
    »Wir haben getan, was wir tun mussten, ob Sie’s glauben oder nicht«, sagte ich.
    »Wir alle tun, was getan werden muss«, erwiderte Richardson sanft und streckte die Hand aus.
    Das Gespräch lief nicht unbedingt so, wie ich es mir erhofft hatte, aber wenigstens redeten wir miteinander. Es war ein Anfang.
    Richardsons Hand war warm und ein wenig feucht, und er drückte fest zu – etwas zu fest. Seine Finger schlossen sich um meine, und er zog mich zu sich, senkte dabei den Kopf, als wollte er mir etwas Privates zuflüstern. Doch ich hörte einen leisen Zauberspruch, der mir einen plötzlichen Schauer über den Rücken jagte.
    »Nick war mein Sohn«, sagte Richardson leise.
    Ich starrte ihn an und sah die Ähnlichkeit, die mir sofort hätte auffallen sollen: das rostbraune Haar, dunkler als Nicks Mohrrübenrot, aber ebenso wellig, und Augen, die im richtigen Licht überraschend hell waren und am Rand ein sattes Saphirblau zeigten. Und der Gesichtsausdruck wies noch deutlicher als alle Worte darauf hin, dass er nicht wegen eines Gesprächs gekommen war.
    François murmelte einen Zauber, aber bevor sie die Formel beenden konnte, streckte Richardson ruckartig die Hand aus, und plötzlich flog sie. Zwei von Casanovas Sicherheitsleuten setzten sich in Bewegung, aber die beiden Magier, die Richardson begleiteten, schufen einen Schild, den sie nicht durchdringen konnten. Er würde nicht lange von Bestand sein, doch das brauchte er auch gar nicht. Richardson streckte den Arm aus und winkte – es sah aus, als risse er die Luft auf.
    Die Düsternis im Foyer des Dante’s wich plötzlich eisblauem Licht, das ganz deutlich die reparierten Stellen im Teppich und die versteckten Lautsprecher in den Ecken zeigte. Richardsons Augen schienen noch heller und kälter zu werden, und alle menschlichen Farben verschwanden aus seinem Gesicht. Ich versuchte zu springen, aber nichts geschah. Als ich zurückzuweichen versuchte, schienen sich Richardsons Hände in Stahlklammern zu verwandeln.
    »Wir brauchen uns gegenseitig«, erinnerte ich ihn. »Warum machen Sie das?«
    In Richardsons Gesicht erschien etwas, das ganz eindeutig kein Lächeln war. »Weil ich es so will.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und sah gerade rechtzeitig hoch, um zu beobachten, wie Pritkin von einem Balkon im ersten Stock sprang. Aber es war zu spät. Richardson drückte mich an sich, schlang mir den Arm um die Taille… und wir waren weg.
    Ich wusste, was geschehen war, als ich um uns herum die vertrauten Tunnelwände aus Energie sah, obwohl mir das Gefühl in der Magengrube – ein Heben und Senken wie beim Fliegen, nur viel schlimmer – Hinweis genug gewesen wäre. Wir rasten über eine Ley-Linie. So nannten Magier die Ströme aus Kraft, die entstanden, wenn Welten kollidierten: unsere, die Sphären der Dämonen, das Feenland und hundert andere.
    Auf einer Breite von etwa zwei Fußballfeldern zu beiden Seiten erstreckte sich ein See aus schimmerndem Blau in tausend Variationen, von Rotkehlcheneiern bis Saphir,

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