Unwiderstehlich untot
Abgesehen von einem Hagel aus Trümmern. Die Magier fügten ihre Schilde zusammen, um den Bereich zu schützen, in dem wir uns befanden. Ich ging trotzdem in die Hocke und hob die Arme über den Kopf, als Schutt auf die Schilde fiel und mit rotem und orangefarbenem Feuer daran verglühte.
Schließlich hörte der Hagel auf, und mit erleichtertem Seufzen senkten die Magier ihren gemeinsamen Schild. Kurz darauf strich mir etwas über die Hand, und als ich den Blick senkte, sah ich mehrere graue Flocken, die in der Luft tanzten, bevor der Wind sie forttrug. Asche.
Überall um uns herum ging ein sanfter Ascheregen nieder und bedeckte den Boden mit einer grauen Schicht. Irgendetwas jenseits des Hügels brannte. Dichte Rauchwolken hingen über dem Horizont und verschluckten das Licht der Sterne. Oben waren sie dunkel, und unten empfingen sie rotes Licht von den gen Himmel züngelnden Flammen.
»Mein Gott«, sagte jemand. »MAGIE ist getroffen.«
7
Stille herrschte, als wir alle zum Hügel starrten. In meinem Kopf hörte ich dumpfe Echos des Donnerns, und Schweiß rann mir über die Wange, brannte in einem Riss in der Lippe. Dann setzte sich jemand in Bewegung und wankte in Richtung des Höhenzugs, eine dunkle Silhouette vor dem matten Glühen, und wir alle folgten.
Auf der Kuppe des Hügels blieb ich wie erstarrt stehen. Das Tal vor uns sah aus, als hätte dort ein großer Meteor eingeschlagen. Wo zuvor Lehmsteinhäuser gestanden hatten, gähnte jetzt ein schwarzer Krater, von dem noch immer Rauch aufstieg. Die Hitze musste enorm gewesen sein. An einigen Stellen war der Sand geschmolzen und dann zu einer glasartigen Masse erstarrt.
Nichts regte sich.
Nein, dachte ich, aber es war ein ferner, leerer Gedanke. Eine Zeit lang starrten wir wortlos dorthin, wo sich MAGIE befunden hatte. Schließlich ging wieder jemand los, und wir folgten erneut. Zuerst schritten wir über einen alten Pfad über den Hang, bis er sich unter Schutt verlor, der von der Explosion aus dem Krater geschleudert worden war. Nach den Farben zu urteilen, stammte ein Teil davon aus großer Tiefe. Die einst blasse, hellbraune Landschaft zeigte jetzt Töne von Umbra, altem Gold, angelaufener Bronze und Aschgrau. An manchen Stellen war der Boden glatt, dort, wo sich abkühlendes Glas unter dem weichen Sand verbarg, der noch immer herabregnete. Ich blieb nur deshalb auf den Beinen, weil Pritkin mich am einen Arm festhielt. Er wirkte sehr ernst und hatte die Lippen zusammengepresst.
Die Magier schienen mich völlig vergessen zu haben. Gemeinsam wichen wir Felsen aus, stapften durch Ansammlungen von Asche und schritten durch Wolken aus winzigen schwarzen Partikeln, die bei jeder Bewegung ins Wogen gerieten und sich auf unserer Kleidung absetzten, auf unseren Gesichtern und im Haar. Ich schmeckte sie in der Kehle. Nichts konnte hier überlebt haben.
Plötzlich gaben die Beine unter mir nach, und ich sank in den Dreck. Ich stützte den Kopf auf die Knie, atmete mehrmals tief durch und versuchte, die Furcht in mir zu besiegen. Noch mehr Asche stieg auf und drohte, mich zu ersticken – es war mir gleich. Gesichter erschienen vor meinem inneren Auge, alles Freunde, die in MAGIE lebten und arbeiteten, beziehungsweise gelebt und gearbeitet hatten. Eins brachte besonderen Schmerz: Rafe, ein Freund aus meiner Kindheit, der mir fast so etwas wie ein Vater gewesen war. Auch er war dort unten gestorben, vermutlich verbrannt, zusammen mit den anderen.
Ein Teil meines Gehirns war damit beschäftigt, Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und nach Auswegen zu suchen, obwohl ich wusste, dass es keine geben konnte. Ich schlang die Arme um mich und zitterte, aber nicht aus Kummer. Noch nicht. Es war Zorn, der mir die Kehle zuschnürte und es mir unmöglich machte, einen Ton hervorzubringen. Ich fühlte mich wie geschunden, ausgehöhlt und mit kochender Säure gefüllt. Nie zuvor war ich so wütend gewesen und hatte mir so sehr gewünscht zurückzuschlagen. So viele Tote…
Ich hatte gesagt, dass wir uns gegenseitig zerfleischen würden. Ich hatte nur nicht gedacht, dass es so schnell begann.
Die Magier wankten wie Zombies umher, mit leeren Gesichtern und fassungslos starrenden Augen. Ihre Füße wirbelten schwarze und graue Wolken auf, und darunter kam glühende Asche zum Vorschein. Etwas brannte im Boden. Unter den Ascheschichten gab es hier und dort orangerot glühende Stellen, wie Reste von einem riesigen Scheiterhaufen. Ich blickte darauf hinab, und meine Augen
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