Unwiderstehlich untot
Freunde haben«, erwiderte ich scharf. »Aber wenn ihre Freunde alle Kriegsmagier sind, bin ich eigentlich nicht überrascht.«
»Miss Palmer.« Das kam von Pritkin, und da er wieder in den förmlichen Modus geschaltet hatte, nahm ich an, dass er nicht besonders glücklich war. Aber ich war’s auch nicht.
»Ich mache mich so oder so auf den Weg, mit oder ohne dich. Nun?«
Pritkin schien erneut Einwände erheben zu wollen, aber er konnte mich nicht an einem Sprung hindern, und das wusste er.
»Bring uns in den Senatssaal«, sagte er schließlich. »Er befindet sich in der untersten Etage und ist gut geschützt. Wenn jemand überlebt hat, dann dort.«
»Haltet den Atem an«, forderte ich meine beiden Begleiter auf. »Wenn wir mitten in irgendwelchem Mist erscheinen, bringe ich uns sofort zurück. Geratet nicht in Panik.«
Caleb sah Pritkin an. »Hat sie mir gerade gesagt, dass ich nicht in Panik geraten soll?«
»Sie kennt dich nicht.«
»Das glaube ich auch.« Ich ging nicht darauf ein, holte tief Luft und sprang.
Das Springen war mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Alles verschwamm um mich herum, als ich mich nach vorn warf und durch plötzlich substanzlos gewordene Gesteinsschichten fiel – der Wille allein genügte, verwandelte sich in Bewegung. Weniger vertraut war die Landung in einer großen Schlammgrube. Und dort erschienen wir, in einem Ozean aus schlammigem Wasser, das tief genug war, um ganz darin zu versinken, und in dem ich nichts sehen konnte.
Ich wollte zurückspringen und uns vor einem unglückseligen und sehr feuchten Tod bewahren, als die beiden Jungs in meiner Gesellschaft losschwammen und mich mitnahmen. Einen Moment später erreichten wir mit einem lauten Platschen die Oberfläche. Die Luft war warm und voller Staub, und sie roch bereits abgestanden. Was auch immer für die Luftzirkulation an diesem Ort zuständig gewesen war, es funktionierte nicht mehr.
Ich trat Wasser und versuchte, meine Hände aus den festen Griffen von Pritkin und Caleb zu lösen, damit ich mir Schlamm aus den Augen wischen konnte. Selbst als mir das gelang, half es nicht viel. Um uns herum war es stockdunkel – der riesige eiserne Kronleuchter, der normalerweise für Licht im Senatssaal sorgte, war entweder hinüber oder fehlte. Aber wenigstens konnte ich atmen.
Bis mir jemand den Kopf unter Wasser drückte.
Es geschah so plötzlich, dass ich Schlamm schluckte und hustete, während mich etwas halb durch den Saal zog. Schließlich kam mein Kopf wieder nach oben, doch ich konnte nicht atmen. Pritkin schlug mir mehrmals auf den Rücken, und zwar so fest, dass er mir vermutlich blaue Flecken bescherte, aber zum Glück bekam ich dadurch auch die Lungen frei. Ich hielt mich an etwas fest und dachte eine Zeitlang über das Wunder von Sauerstoff nach.
Licht ging von einer Kugel in Calebs Hand aus und erlaubte mir, einige Meter weit durch die Düsternis zu sehen. Nicht dass es viel zu sehen gab. Die Versammlungshalle des Senats war normalerweise größtenteils leer, und seine hohe Decke verschwand in den Schatten. Darunter blieb reichlich Platz für den großen Tisch aus massivem Mahagoni, den wichtigsten Einrichtungsgegenstand. Diesmal aber hatte ein schwarzes, schlammiges Meer die Hauptrolle in der allgemeinen Szenerie übernommen. Was ich schließlich als den Senatstisch identifizierte, schwamm trotz seines Gewichts und diente uns derzeit als Rettungsfloß.
Weiter oben hörte ich plötzlich ein Rasseln. Es klang nach einem rostigen Mechanismus, und das Geräusch hallte unangenehm laut von den Wänden wider. Caleb hob die Kugel, und in ihrem Licht erschienen die zackigen Metallspitzen mehrerer Kronleuchter.
Sie waren enorm, fast vier Meter lang und ausgestattet mit Reihen aus Ringen, die pfeilartige Geschosse aus Eisen trugen. Ich wusste nicht, wie viele Pfeile an jedem Ring steckten, aber es schienen ziemlich viele zu sein. Und wenn ein Ring leer war, sank er zu einer tieferen Reihe, und ein geladener nahm seinen Platz ein. Das Rasseln war von einigen dieser Ringe gekommen, die sich in Position brachten, um ihre spitzen Geschosse auf uns abzuschießen.
Ich hatte vergessen, dass das Inventar des Senatssaals dazu neigte, Eindringlinge mit Eisenstacheln zu begrüßen. Vielleicht lag es daran, dass besagte Stacheln mich bisher nie für einen Eindringling gehalten hatten.
»Warum schießen sie auf uns?«, fragte ich. Als hätten sie mich gehört, lösten sich einige dreißig Zentimeter lange
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