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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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so geschickt. Mehrmals beobachtete ich, wie Kotflügel Beulen bekamen, wenn jemand zu dicht auffuhr, und manche Seitenteile brauchten eine neue Lackierung, nachdem sie die nahen Felswände geküsst hatten.
    Und dann rollte das Ende der Kolonne heran, der letzte Wagen fuhr aus dem Tunnel. Ich lief zurück und sah dort, wie ein vertrauter blonder Kopf und zwei breite Schultern erschienen. Aus irgendeinem Grund blickte Pritkin nach hinten.
    »Pritkin!« Voller Erleichterung eilte ich zu ihm, doch dann hörte ich ein Donnern von oben, und Pritkin verschwand in einer Wolke aus rotem Staub.
    »In den Wagen! Alle in den Wagen!« Irgendwo hörte ich Calebs Stimme, aber ich sah ihn nirgends.
    Die Auspuffgase und der Staub bildeten einen dichten Nebel, der mir den Atem nahm, der Boden bebte unter mir, und noch mehr Staub und kleine Steine fielen auf mich herab. Etwas traf mich an der Schläfe, ich sank auf die Knie, und die Welt wurde rot.
    Und dann schwarz.

10
    Als ich erwachte, fand ich mich im Fond eines Wagens wieder, wo ich quer auf den Beinen von zwei übel riechenden roten Männern lag. Tremaine und Caleb sahen aus, wie die Blue Man Group mit anderer Farbe ausgesehen hätte – eine dicke rote Schicht bedeckte sie von Kopf bis Fuß. Sie bestand aus Staub und Schweiß, wie ich feststellte, als es mir gelang, den Blick darauf zu richten. Und ich selbst befand mich in keinem besseren Zustand.
    Ich hatte das Gefühl, die halbe Wüste in den Lungen zu haben; das Atmen fiel mir schwer. Nach einigen Sekunden brachte ich es fertig zu husten, was sowohl gut als auch schlecht war. Zwar öffnete es die Atemwege ein wenig, aber einmal damit angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich würgte, schnaufte und keuchte, was das Zeug hielt, bis ich befürchtete, dass ich gleich die Lunge herausspucken würde.
    Es hätte mir sicher geholfen, etwas Wasser zu trinken, aber es gab keins. Denn wir waren noch nicht aus dem Gröbsten raus. Ich rutschte in eine kleine Lücke zwischen den beiden Magiern und warf einen Blick nach vorn. Ein roter Mann, der gewisse Ähnlichkeit mit Rafe hatte, saß am Steuer. Der Tacho teilte mir mit, dass wir mit fast hundertvierzig Sachen fuhren, obwohl der Tunnel, durch den wir rasten, auf beiden Seiten des Wagens nur wenige Zentimeter Platz ließ.
    Pritkin saß auf dem Beifahrersitz, drehte sich aber nicht zu mir um. Ich lehnte mich zurück und versuchte zu vermeiden, in den fast hypnotischen Tunnel vor uns zu starren. Ein dumpfes Donnern ließ mich zusammenzucken, und ich sah, wie die Wände erbebten. Niemand sprach ein Wort, aber Tremaines Hand schloss sich so fest um den Türgriff, dass seine Schmutzkruste aufbrach.
    »Was war das?«, fragte ich, als die Erschütterungen nachließen.
    »Noch eine herabgestürzte Etage«, antwortete Tremaine mit halb erstickter Stimme.
    »Wir mussten einen Lastenaufzug nach unten nehmen, um zu vermeiden, zermalmt zu werden«, fügte Caleb hinzu. Er klang neutral, doch die auf seinen Oberschenkeln ruhenden Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten.
    »Jetzt befindet sich nur noch der Senatsstock unter uns«, sagte Rafe. Er klang wie immer, aber ich stellte fest, dass sich seine Hände recht fest um das Lenkrad geschlossen hatten. »Und er ist vollkommen überflutet. Ich fürchte, noch tiefer können wir nicht.«
    Pritkin schwieg.
    Wir saßen in einem schnittigen Schlitten aus den Fünfzigern, der vermutlich aus massivem Stahl bestand. Schade, dass er einigen tausend Tonnen Gestein nicht standhalten konnte. »Wie viele Etagen gibt es noch über uns?«, fragte ich und wusste nicht recht, ob ich wirklich Bescheid wissen wollte.
    »Das eben war die letzte«, sagte Tremaine, und ein leises Kichern kam aus seinem Mund, bevor er die Lippen zusammenpresste.
    »Kannst du springen?«, fragte Pritkin plötzlich. In der Stille klang seine Stimme schroff. »Warum?«
    »Du hast Caleb gesagt, dass du springen kannst. Stimmt das?« Ich suchte nach Worten und merkte, dass er mich im Rückspiegel beobachtete. »Du hast gelogen.«
    Tremaine wirkte ein wenig schockiert – es schien ihn zu überraschen, dass eine Pythia log. Offenbar hatte er Agnes nicht gekannt. Caleb hob eine Hand zum Kopf. Ach hätte Sie ins Reich der Träume schicken und in den Wagen legen sollen.«
    »Ja, das hättest du!«, zischte Pritkin.
    Rafe seufzte nur. »Du solltest nicht lügen, mia stella«, sagte er vorwurfsvoll und gab Gas.
    Der Wagen sprang nach vorn, und der Motor brüllte, als er noch mehr Benzin

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