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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ihr Licht auf Feldbettreihen. Ich sah sie durch die Glaseinsätze in der Tür, konnte sie aber nicht erreichen. Denn der Ballsaal hat noch etwas Neues bekommen: zwei bewaffnete Wächter.
    Es waren Vampire, aber sie gehörten nicht zu Casanovas Sicherheitstruppe. Inzwischen kannte ich sie alle, und sie kannten mich. Diese beiden Burschen hingegen versperrten mir hartnäckig den Weg. »Menschliche Besucher sind nicht erlaubt«, sagte einer von ihnen, ohne auch nur den Blick auf mich zu richten.
    »Ich nehme das Risiko auf mich«, erwiderte ich, aber er wich nicht zur Seite. »Mein Freund liegt da drin.« Nicht ein Wort, kein Blick. »Er stirbt!« Nichts. »Sie gehört zu mir«, sagte Marco und erschien wie aus dem Nichts.
    »Keine Menschen«, wiederholte der Wächter mit der gleichen schroffen Stimme, aber für Marco hatte er wenigstens einen Blick übrig. »Befehl des Senats.«
    »Es hat Probleme gegeben«, sagte Marco scharf.
    Der Vampir zuckte mit den Schultern. »Rücksichtslose Nahrungsaufnahme. Einige der Verletzten waren völlig außer sich. Die Krankenschwestern sagen, dass sie es unter Kontrolle haben, aber der Senat möchte weitere Zwischenfälle vermeiden. Und das bedeutet keine menschlichen Besucher.«
    »Dieser Mensch kommt zu Besuch, ob es dem Senat gefällt oder nicht!«, stieß ich wütend hervor.
    »Halten Sie sie zurück, oder ich übernehme das für Sie«, wandte sich der Wächter an Marco.
    »Zum Teufel auch«, murmelte ich und sprang auf die andere Seite der Tür – wo ich fast unter die Räder eines Karrens geriet. Mehr als ein Dutzend von ihnen sausten umher, geschoben von Ärzten und Assistenten – sie erinnerten mich an Boxenmannschaften, die sich um Rennwagen kümmerten. Bei einem nahen Patienten wurden die Laken gewechselt, das Kissen aufgeschüttelt, der Wasserkrug gefüllt und Medizin verabreicht, und das alles in nicht mehr Zeit, als ich für ein Blinzeln benötigte.
    Plötzlich stand der Wächter neben mir. Ich sah ihn nicht kommen, aber ich sah ihn verharren, als sich ihm Marcos Hand auf die Schulter legte. Marco strich mein Haar zurück und deutete auf die Bissmale am Hals. »Sie gehört zu Lord Mircea.«
    Ein Teil der Strenge wich aus dem Gesicht des Wächters. »Achten Sie darauf, dass sie nichts anstellt«, sagte er.
    »Ja, das bekomme ich in letzter Zeit oft zu hören«, erwiderte Marco, und ich spürte seine Hand am Rücken, als er mich durch den nächsten Gang dirigierte.
    Wir blieben an einem Feldbett stehen, das genauso beschaffen war wie alle anderen. Die menschliche Gestalt, die nackt auf dem sauberen weißen Laken ruhte, war von Kopf bis Fuß in blasige Haut gehüllt, und die feucht glänzende Salbe darauf schien kaum zu helfen. Die haarigen Fußknöchel und langen, rosaroten Füße sahen einigermaßen normal aus, aber der Rest von ihm… Dieser Mensch erweckte den Eindruck, gekocht worden zu sein.
    Seine Schuhe, dachte ich benommen. Wie der Gürtel, der einen blassen Streifen an der Taille hinterlassen hatte – durch das dicke Leder der Schuhe war den Füßen das Schlimmste erspart geblieben. Doch die leichten Sommersachen und die dünnen Baumwollwolllaken, in die er sich gehüllt hatte, waren fast nutzlos gewesen. Vielleicht hatten sie die Verbrennungen dritten Grades an einigen Stellen auf den zweiten Grad reduziert, doch der Unterschied ließ sich kaum feststellen. Ein Mensch hätte derartige Verletzungen nicht überlebt, und selbst Rafe war so übel zugerichtet, dass ich ihn ohne Marcos Hilfe nicht erkannt hätte.
    Aber er erkannte mich.
    »Cassie.« Ein mühevolles Krächzen, als stünden seine Lungen in Flammen. Die Beine gaben unter mir nach, und ich sank auf die Knie.
    »Es heißt, er war stundenlang der Sonne ausgesetzt.« In Marcos Stimme erklangen Ehrfurcht und Entsetzen.
    Ich antwortete nicht. Ein plötzlicher Adrenalinschub ließ den Raum um mich herum pulsieren, doch es gab keine Flucht für mich, kein Entkommen. Ich schnappte nach Luft, etwas zu schnell, geriet dadurch paradoxerweise außer Atem und keuchte. Marcos Hand schloss sich etwas fester um meine Schulter.
    »Warum hat er das getan?«, hauchte ich. »Er hätte zurückbleiben und sich vor der Sonne schützen können.«
    »Wie ich hörte, kamen Sie mit einigen Magiern zurück.«
    »Ja. Die Leute arbeiten zusammen, wenn ihr Leben auf dem Spiel steht. Aber wenn sich anschließend die Lage beruhigt, erinnern sie sich an ihre alten Gewohnheiten.«
    Calebs Gespräch mit Pritkin fiel mir ein. Hatte Rafe

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