Unwiderstehlich untot
einmal, als ihre Hände sie kurz an den Armen berührten. Die Brünette lächelte noch immer, als die Männer zu fressen begannen.
Sie benutzten die zurückhaltende, unauffällige Methode und sogen ihr das Blut Molekül für Molekül durch die Haut, ohne dass sie etwas merkte. Aber drei bei einem, das war eindeutig zu viel. Drei hungrige Vampire konnten einem Menschen innerhalb von einer Minute das ganze Blut nehmen, und Madame schien bereits recht wackelig auf den Beinen zu sein. Ich sah mich um, aber es waren keine Sicherheitsleute in Sicht. Prächtig.
Bevor ich mich selbst zur Vernunft bringen konnte, huschte ich über die Straße, und im gleichen Augenblick kam ein Meistervampir aus der anderen Richtung. Er gab der Brünetten einen Stoß, der sie zu einer Gruppe von japanischen Touristen beförderte, die sich über die Gelegenheit freuten und sofort mit ihr für Fotos posierten, während die junge Frau benommen blinzelte, ihre Wangen blass unter großzügig aufgetragenem Rouge.
Ich seufzte erleichtert. Offenbar hatte der Senat eigene Sicherheitsleute losgeschickt, und dieser Meistervampir schien ziemlich sauer zu sein. Er hob einen der drei Burschen an seinem teuren Revers hoch, musterte ihn kurz, verzog dabei ein wenig die Lippen und warf ihn dann wie beiläufig in den Wasserturm. Das wäre eine gute Idee gewesen, wenn der Turm tatsächlich Wasser enthalten hätte, aber er war nur eine Attrappe und nicht dafür gedacht, dem Aufprall eines neunzig Kilo schweren Vampirs standzuhalten, der mit einer Geschwindigkeit von etwa hundertfünfzig Stundenkilometern gegen ihn stieß. Das Ding knirschte laut, neigte sich langsam zur Seite und fiel um.
Leute schrien und stoben auseinander, als der Wasserturm aufschlug. Ein Durcheinander entstand, und das nutzten die beiden anderen Übeltäter, um in der Menge zu verschwinden. Der Meister fluchte und folgte ihnen, während ich direkt vor dem umgestürzten Turm stehen blieb. Alle, die nicht die Flucht ergriffen hatten, sahen in meine Richtung, auch zwei Kriegsmagier.
Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, und ich sah, wie ihre Augen größer wurden, als sie mich erkannten. Mist! Ich lief zum nächsten Gehsteig, mit der Absicht, alle Blicke hinter mir zu lassen und zu springen, sobald ich unbeobachtet war – wenn ich konnte. Aber auf dem Gehsteig war das Gedränge noch dichter, und niemand machte mir Platz. Ich sah zurück und stellte erschrocken fest, dass mich die Magier fast erreicht hatten. Rasch änderte ich den Kurs und hastete zum umgestürzten Wasserturm. Wenn ich irgendwie darunter kam…
Ein Arm streckte sich mir aus der Aluminiumseite des Turms entgegen und zog mich hinein. Aber ich endete nicht etwa im Innern des Turms, sondern auf einem Balkon an der Fassade eines angeblichen Futtermittelladens.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du warten sollst!«, sagte Be Gehrenswert und strich sich eine Locke aus dem Gesicht. »Was hast du… Wie viele Portale gibt es hier?«
»Hab sie nie gezählt. Vor einigen Jahren wurden ein paar für eine magische Show installiert, und offenbar hat man sie einfach vergessen. Vielleicht liegt’s daran, dass sie nur dann Magie verwenden, wenn man sie aktiviert.« Be Gehrenswert zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls, ich hab dir’nen doppelten Burger und Fritten mitgebracht. Genügt das?«
Ich nahm eine schmierige Tüte entgegen, die paradiesisch duftete. »Und ob«, sagte ich voller Begeisterung.
»Na schön. Wir erzielen Fortschritte. Bleib jetzt hier, während ich mich auf die Suche nach Turnschuhen mache.«
»Alles klar.« Der Balkon war eigentlich nur der Schau wegen da und kaum breiter als einen halben Meter. Ich musste im Stehen essen, aber das war mir egal.
Be nickte und trat durch die Fassade des Gebäudes, ungeachtet aller Blicke, die eventuell auf uns gerichtet waren. Allerdings galt die Aufmerksamkeit der Menge vor allem den Magiern, die den umgestürzten Turm argwöhnisch untersuchten. Einer streckte vorsichtig den Arm in die Seite – er verschwand bis zur Schulter und erschien auf meiner Seite des Portals.
Der Arm tastete umher, und zweimal berührte er mich fast. Gleichzeitig reckte der Magier den Hals und versuchte zu erkennen, welchen Ort sein Arm erreicht hatte. Er sah mich nicht, im Gegensatz zu jemandem in der Menge, der auf mich zeigte. Die Hand des tastenden Arms versuchte, mich zu packen, und ich wich rasch zur Seite. Was dazu führte, dass die Finger die Tüte fanden, sie nahmen und mit ihr
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