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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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einmal das.
    Sein Bruder hatte immer schon der Bequemlichkeit von Heim und Herd den Vorzug gegeben. Leider brachte der Umstand, dass er zu einem Mitglied in dem berühmten Direktorengremium der Ostindien-Kompanie aufgestiegen war, mit sich, dass er viel reiste, mitunter zu den unzivilisiertesten Orten auf der Erde. Sobald er die herausragende Stellung im Viererrat erreicht hatte – was ihm angesichts seines kometenhaften politischen Aufstiegs sicher bald gelänge –, würde er wahrscheinlich seine Geschäfte mehrheitlich von zu Hause aus erledigen, ohne seinen gemütlichen Salon in Dryden Hall zu verlassen, in dem Anwesen der Familie in Surrey.
    Sein Bruder wirkte genau so, als gehörte er hinter ebendiesen Schreibtisch aus Mahagoni, an dem er gerade Notizen in eine ledergebundene Kladde machte. Seine Handschrift war immer schon das Einzige an ihm gewesen, was nicht unbedingt perfekt geraten war. Als Ash näher kam, kratzte die Silberspitze des Stiftes weiter über das Papier. Er schaute nicht auf, noch nicht einmal, als Ash direkt vor dem Schreibtisch stehen blieb.
    Ash verspürte ein allzu vertrautes Aufflackern von Verärgerung. Die Fähigkeit seines Bruders, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe voll und ganz zu konzentrieren, war beinahe legendär. Ash erinnerte es daran, dass er sich früher nicht mit dem Krumen Aufmerksamkeit begnügt hätte, den Max ihm jetzt gnädigerweise zugestand.
    Er beugte sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, dabei sagte er gedehnt: »Hallo, Max.«
    Der Stift verharrte mitten im Wort und hinterließ einen hässlichen Tintenfleck auf der Seite. Das schätzte Max sicher nicht, überlegte Ash mit grimmiger, durchaus boshafter Befriedigung. Sein Bruder hatte für Unzulänglichkeiten noch nie Verständnis aufgebracht. Besonders bei sich selbst nicht.
    Max hob langsam den Kopf, um Ash mit einem frostigen Blick zu bedenken, der zu einem Handgemenge geführt hätte, wenn sie beide noch in kurzen Hosen gesteckt hätten. »Du weißt genau, dass ich mir aus diesem Spitznamen nie etwas gemacht habe.«
    Er log. Es war sein Vater, der es hasste, wenn sie einander mit etwas anderem ansprachen als ihrem vollen Vornamen. Ihr Vater hatte immer gesagt, Max und Ash seien gewöhnliche Namen, die besser zu Straßenjungen oder Kaminkehrerburschen passten als zu den Söhnen eines Herzogs.
    Ash richtete sich auf, zuversichtlich, dass sein spöttisches Lächeln nicht nur seinen Bruder weiter erzürnen würde. »Wäre es dir lieber, wenn ich dich mit ›Lord Dravenwood‹ anspräche?«
    »Du kannst mich mit meinem Namen ansprechen – Maximillian.« Max schlug die Kladde vor sich zu und steckte den Stift wieder in das Tintenfass zurück.
    Seit fast zehn Jahren hatten sie sich nicht mehr gegenübergestanden. Andere Brüder hätten sich die Hände geschüttelt, sich gegenseitig auf die Schulter geklopft oder gar herzlich umarmt. Aber sie musterten sich nur einen langen stummen Augenblick, in dem sie versuchten einander einzuschätzen.
    Trotz ihrer Entfremdung trafen die Veränderungen in seinem Bruder Ash unvorbereitet. Max war nur achtzehn Monate älter als er, aber das dunkle Haar an seinen Schläfen war bereits mit Silber durchsetzt. Die Last der Verantwortung hatte tiefe Furchen neben seine Mundwinkel und einen Kranz feiner Fältchen um seine Augen gegraben. Ash konnte an dem Blick dieser Augen erkennen, dass Max nicht sonderlich erfreut darüber war, was er sah.
    Während er darauf gewartet hatte, dass sein Bruder ihn zu sich rief, hatte Ash ein Bad genommen und war in die sauberen Kleider geschlüpft, die ihm zur Verfügung gestellt worden waren. Da sie in dem behelfsmäßigen Lager die beiden einzigen Männer waren, die so breite Schultern hatten und über sechs Fuß groß waren, vermutete er, die Kleider gehörten Max. Das mochte die leichte Abneigung erklären, die Ash verspürt hatte, während er sie sich überstreifte. Er hatte als kleiner Junge genug abgelegte Kleider seines Bruders auftragen müssen.
    Er hatte die Kleider leicht verändert, damit sie ihm passten, hatte den steif gestärkten Kragen weggelassen und das weiße Leinenhemd nicht bis oben zugeknöpft. Er hatte sich geweigert, die stoffbezogenen Knöpfe des Rockes zu schließen und gänzlich auf die Weste verzichtet. Reuig strich er sich über das frisch rasierte Kinn. Ihm fehlte der kurz gestutzte Bart ein wenig, den er gewöhnlich trug. Der schützte nicht nur sein Gesicht vor dem scharfen Sand, den der Wind

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