Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
kurzer Dauer. Als müsse er seine Hände irgendwie beschäftigen, begann er, einen bereits tadellos ordentlichen Stapel Papier zu ordnen. »Es geht um meine Verlobte. Vor drei Monaten war sie auf dem Weg nach Burma zu unserer Hochzeit, als ihr Schiff überfallen wurde und sie und ihre Gesellschafterin entführt wurden.« Nicht länger imstande, die Charade sinniger Aktivität aufrechtzuerhalten, hielt er seine Hände still. Er hob den Kopf und schaute Ash in die Augen, zeigte ihm endlich, wie tief seine Verzweiflung reichte. »Von Korsaren.«
Ash konnte sich ein mitleidiges Zusammenzucken kaum verkneifen. Sie wussten beide, eine Frau, die das Pech hatte, in die Hände dieser Barbaren zu fallen, war tot besser dran.
»Hat man dir schon eine Lösegeldforderung geschickt?«, fragte er. Ihre Entführer wären viel weniger geneigt, die Ware zu ruinieren, wenn sie glaubten, dass ihnen ein schöner Profit winkte, wenn sie sie unversehrt ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgaben.
Max schüttelte den Kopf. »Ich habe noch keine Nachricht erhalten, aber ich habe Nachforschungen angestellt. Einer verlässlichen Quelle zufolge ist sie«, er wandte den Blick ab und schluckte, hatte offenbar große Schwierigkeiten, die nächsten Worte auszusprechen, »verkauft worden. An einen mächtigen Sultan in der Provinz El Jadida.«
Jetzt begriff Ash, warum sein Bruder sein Lager in dieser gottverlassenen Wüste aufgeschlagen hatte. El Jadida lag an der Küste, weniger als ein Dreitagesritt von hier entfernt. »Du hast doch eine ganze Armee Männer zur Verfügung. Wozu brauchst du mich?«
»Weil du dich hier auskennst. Du bist mit der Gegend, der Sprache und der Geschichte vertraut, aber du bist nicht an irgendwelche politischen oder diplomatischen Konventionen gebunden. Ich kann es mir nicht leisten, alles zu gefährden, was wir hier in der Gegend zu erreichen versuchen und wofür wir so hart gearbeitet haben, indem ich den Palast irgendeines Sultans stürme. Himmel, ich kann noch nicht einmal diesem Sultan eine Nachricht schicken, ohne befürchten zu müssen, überall Feindseligkeiten zu wecken, nicht nur gegen die Kompanie, sondern auch gegen England.«
»Ah! Das ist wieder der Max, an den ich mich erinnere. Mehr in Sorge um seine eigene Zukunft als um die seiner Braut.«
»Meine Zukunft ist ihre Zukunft! Denkst du etwa, es macht mir Spaß, hier zu sitzen und Däumchen zu drehen, während sie weiß der Himmel was für Erniedrigungen in den Händen dieser Barbaren durchleidet? Wenn ich ihr das Leben bieten will, das sie verdient, besonders nach diesem Zwischenfall, dann wird jede Unze meines Einflusses nötig sein, den ich mir in Jahrzehnten harter Arbeit und unter vielen Opfern erworben habe. Ich kann es mir einfach nicht leisten, all das in einem Augenblick unüberlegter Verzweiflung hinzuwerfen, wenn ich eine bessere Lösung direkt vor meiner Nase habe.«
Während Max noch sichtlich damit rang, sein Temperament zu zügeln, nahm Ash einen langen Zug von seiner Zigarre und dachte über die neue Entwicklung nach, in der er als Lösung statt als Problem betrachtet wurde. Er war dem Einflussbereich seines Bruders vor langer Zeit entkommen, damals hatte er nichts mehr als seinen Stolz, und er hegte nicht die Absicht, sich wieder in Max’ Bann ziehen zu lassen. Trotz Max’ Behauptung gab es Männer, die wesentlich besser geeignet wären als er, solch ein Unterfangen zu meistern. Ehrenwerte Männer, die es als Privileg ansehen würden, ihr Leben zu riskieren, um die begehrte Anerkennung des Earl of Dravenwood zu erlangen.
»Wie viel?«, fragte Ash kühl.
Wenn sein Bruder erstaunt war, dass er eine Bezahlung verlangen würde, nachdem Max gerade ein Erschießungskommando davon abgehalten hatte, ihm den Kopf wegzuschießen, ließ er sich das durch nichts anmerken. »Nenn deinen Preis.«
Ash hob überrascht eine Augenbraue. Max’ Genügsamkeit – außer wenn es um seine Bequemlichkeit ging – war berühmt-berüchtigt. Seine Verwaltung des im Schwinden begriffenen Familienvermögens hatte sie alle vor dem Armenhaus gerettet. Sein steiler Aufstieg in der Ostindien-Kompanie hatte es dem Namen Burke samt den dazugehörigen Titeln gestattet, zu neuem Glanz zu gelangen, während andere ihres Standes gezwungen waren, das Unvorstellbare zu tun. Um zu überleben, verkauften sie ihre Landsitze oder heirateten amerikanische Erbinnen, die keinen Tropfen adliges Blut aufzuweisen hatten.
Ash tat so, als dächte er einen Augenblick über Max’
Weitere Kostenlose Bücher