Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Ash, wie sehr es der Landschaft um Dryden Hall ähnelte. Er konnte gar nicht zählen, wie oft er Clarinda durch so eine Wiese hatte laufen sehen, ihr schmutziges kleines Gesicht zu einem übermütigen Grinsen verzogen, während ihre langen blonden Zöpfe hinter ihr wehten.
»Ich kümmere mich um die Gesellschaft, wenn es so weit ist«, sagte Max schließlich. »Bring sie einfach zu mir nach Hause.«
»Gütiger Himmel«, hauchte Ash, als die Worte seines Bruders seinem bereits getroffenen Herz einen weiteren Schlag versetzten. »Du liebst sie wirklich, nicht wahr?«
Als Max sich umwandte und ihm ins Gesicht schaute, sein Blick so offen und freimütig, wie Ash es nie zuvor gesehen hatte, musste er nichts sagen.
Ash schüttelte den Kopf. »Dann möge Gott dir beistehen.«
Den Blick seines Bruders auf sich spürend, nahm Ash sich den Scheck vom Schreibtisch und steckte ihn sich in die Tasche. Er war bereits fast an der Zeltklappe angekommen, als ihm auffiel, dass sie doch noch nicht fertig waren.
Er sah über seine Schulter zu Max zurück. »Du bist einer der begehrtesten Junggesellen von ganz England. Warum hast du dich ausgerechnet in sie verliebt?«
Da ihm diese Frage seit fast einem Jahrzehnt selbst keine Ruhe ließ, war Ash nicht wirklich überrascht, dass sein Bruder keine Antwort für ihn hatte.
Kapitel drei
»Was zur Hölle treibt der verdammte Narr da nur?«, brummte Ash, der hinter einem Felsen hockte, bevor er das Fernrohr ans Auge hob, um sich den Mann, den er entführen wollte, genauer anzusehen.
Seit beinahe einer dreiviertel Stunde beobachtete er Zin al-Farouk, den Sultan von El Jadida, der auf seinem Pferd immer wieder über den schmalen Weg durch das Tal galoppierte, als folgte ihm etwas auf den Fersen, was nur er sehen konnte.
»Warum steigst du nicht einfach hinunter und fragst ihn das selbst, Captain?«, schlug Ashs Begleiter vor und steckte sich eine weitere Traube in den Mund, ehe er laut schlürfend einen Schluck aus der Feldflasche in seiner Hand nahm.
Ash senkte das Fernrohr lange genug, um Luca einen tadelnden Blick von der Seite zuzuwerfen. Sein Freund und Waffenbruder saß lässig hinter dem Felsen neben Ash, als genieße er es, sich den ganzen Morgen unter den Strahlen der erbarmungslosen marokkanischen Sonne zu bräunen. Luca war das Ergebnis einer kurzen, aber leidenschaftlichen Affäre zwischen einem italienischen Grafen und einer wunderschönen Zigeunerin. Sein gutes Aussehen wurde nur noch durch seine Trägheit überboten. Der vernachlässigbare Aufwand, auf ihren Pferden hoch auf die Anhöhe zu reiten, damit sie die Wüstenstraße unten beobachten konnten, hatte offenbar die wenigen Energiereserven erschöpft, die ihm zur Verfügung standen. Wenn sie nicht bald handelten, würde er sich vermutlich hinter dem Felsen zu einem kleinen Nickerchen ausstrecken.
Ash nahm seinem Freund die Feldflasche aus der Hand und entdeckte zu seinem Missfallen, dass sie fast leer war. »Ich habe dich angeheuert, damit du mir hilfst, den Sultan zu entführen, nicht um schon vor Mittag alle unsere Wasservorräte auszutrinken.«
» Angeheuert würde ja bedeuten, dass ich tatsächlich hoffen dürfte, für meine Dienste entlohnt zu werden«, erwiderte Luca gedehnt. »Bislang habe ich noch keine Goldmünze zu Gesicht bekommen.«
Ash steckte die Feldflasche in den Lederbeutel, der quer über seine Brust geschlungen war, und wich dem wissenden Blick seines Freundes aus. »Ich werde dich bezahlen, sobald ich zu einer Bank komme, bei der ich den Scheck einlösen kann. Ich habe dir doch erzählt, dass ich in letzter Zeit finanzielle Rückschläge erlitten habe.«
»Hatten diese Rückschläge vielleicht zufällig große braune Augen, langes dunkles Haar und das herrlichste Paar …«
»Sei still!«, fuhr Ash ihn an und richtete sein Fernrohr wieder auf die Straße, als der Sultan gerade sein Pferd am einen Ende des Tales herumriss und über die gesamte Länge zurückpreschte, wobei jeder Hufschlag seines Tieres eine goldene Staubwolke aufwirbelte. »Hier kommt er wieder zurück.«
Dieses Mal rührte Luca sich tatsächlich genug, um über den Rand des Felsens zu spähen. Mit den von dichten dunklen Wimpern umrahmten ebenholzschwarzen Augen, den wehenden weißen Gewändern und der ungezähmten Mähne schwarzer Locken unter der traditionellen Kaffiyeh , die er um die olivfarbene Stirn gebunden trug, hätte Luca ohne Weiteres als gebürtiger Marokkaner durchgehen können.
Nachdem Ashs goldbraune Augen
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