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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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werfe den Schlüssel über ihre Schulter, musste Clarinda unwillkürlich an einen ähnlichen Moment denken, als sie Poppy die Neuigkeit anvertraut hatte, dass ihr Monatsfluss zum allerersten Mal aufgetreten sei. Am Nachmittag desselben Tages hatte die ganze Schule Bescheid gewusst, und wann immer Clarinda einen Raum betrat, hatten ihre Mitschülerinnen so getan, als wüschen sie sich die Hände.
    Es lag nicht daran, dass Poppy boshaft war. Sie platzte nur leider mit allem heraus, was ihr gerade in den Sinn kam, selbst wenn es alles andere als passend war.
    »Ich könnte mir genauso gut selbst den Kopf abhauen und dem Sultan reichen«, murmelte Clarinda vor sich hin, während sie ihre Röcke raffte und weiter den Korridor entlangging.
    »Was wird nur aus ihm werden, wenn wir fort sind?«, erkundigte sich Poppy klagend und folgte ihr. »Machst du dir keine Sorgen, dass er einsam sein könnte?«
    »Einsam? Bist du verrückt? Der Mann hat mindestens ein Dutzend Frauen und doppelt so viele Konkubinen.«
    »Man muss nicht allein sein, um einsam zu sein.« Poppy klang, als spräche sie aus Erfahrung. »Was, wenn du ihm das Herz brichst?«
    »Ich kann dir versichern, es besteht nicht die geringste Gefahr, dass das passiert. Der Mann ist vielleicht in mich vernarrt, aber er liebt mich nicht. Ich bin nur ein neues Schmuckstück in seiner Sammlung.«
    Während sie die Worte aussprach, überlegte Clarinda, ob sie ihrer eigenen Einschätzung vertrauen durfte, wenn es um Herzensangelegenheiten ging. Es gab eine Zeit, da hätte sie geschworen, Ash liebte sie mehr als das Leben. Dass er sie nie verlassen und die Tore der Hölle stürmen würde, um sie zurückzubekommen, sollten sie je getrennt werden.
    Zwei hünenhafte Eunuchen standen mit verschränkten Armen zu beiden Seiten der hohen, reich mit Schnitzereien verzierten Türen, die den Harem von der Außenwelt abschirmten. Clarinda hatte die Namen der meisten gelernt, aber besonders mochte sie Solomon mit seinen weisen dunklen Augen und seinem traurigen Lächeln. Obwohl der riesige Äthiopier eindeutig die Kraft besaß, den Schädel eines ausgewachsenen Mannes mit bloßen Händen zu zerquetschen, war er sanft wie eine Amme, wenn es um die Frauen ging, die seinem Schutz anvertraut waren. Er schwang die Tür für sie auf und nickte Clarinda zu, als sie an ihm vorbeiging und eintrat, während sein mit Öl eingeriebener Kopf wie Mahagoni schimmerte. Da sie ihn nie ein einziges Wort hatte sagen hören, nahm sie an, dass er stumm war.
    Manchmal fragte sie sich, ob er wohl immer schon Sklave und Eunuch gewesen war. Oder hatte er selbst einmal eine Frau gehabt? Eine Familie? Eine Stimme?
    Als sie den Harem betraten, schlug ihnen helles Stimmengewirr entgegen. Clarinda fasste Poppy am Arm und drängte sie zu der gegenüberliegenden Wand, sie hoffte, von den beiden Frauen, die in dem durch Vorhänge abgetrennten Alkoven neben der Tür saßen, unentdeckt zu bleiben. Durch den hauchfeinen purpurfarbenen Seidenstoff mit den eingewirkten Goldfäden konnte sie ihre Silhouetten ausmachen.
    »Und? Hast du diesen geheimnisvollen Engländer schon gesehen, der unserem Herrn das Leben gerettet hat?«, fragte eine der beiden gerade.
    »Nein«, antwortete ihre Gefährtin. »Aber Serafina ist es gelungen, einen Blick auf ihn zu erhaschen, als sie auf dem Rückweg aus dem Gewürzkeller war. Wie du weißt, sind die meisten Engländer ganz teigig, weiß und weich und sehen so aus, als könne ein heftiger Wüstenwind sie fortwehen. Aber Serafina schwört, dass er anders ist. Er ist gut aussehend und stark. Und hart.«
    Die erste Frau legte eine Hand trichterförmig um das Ohr der anderen und flüsterte etwas, das beide laut auflachen ließ.
    »Serafina behauptet, er hat die goldenen Augen eines Löwen.« Die erste Frau seufzte. »Ich hatte gehofft, ich würde gerufen, um ihm beim Bad behilflich zu sein, aber Solomon hat Zenobia und Salome geschickt. Sie sind kurz darauf zurückgekommen und haben gesagt, er habe sie weggeschickt und darauf bestanden, dass er keine Hilfe beim Baden brauche. Kannst du dir das vorstellen? Ein Mann, der sich ganz allein wäscht und badet? Die dummen Dinger müssen ihn irgendwie verärgert haben.«
    Clarinda schloss von verräterischer Erleichterung erfüllt kurz die Augen. Da sie nicht länger irgendwelche Rechte auf Ash hatte, konnte sie ihre Empfindungen nur nostalgischen Gefühlen zuschreiben. Während die Frauen zu diskutieren begannen, wie genau sie dem gut aussehenden

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