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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Vorstellungen umformen.«
    »Aber dein Babysitter war nicht so?«
    »Nein. Sie mochte einen, oder sie mochte einen nicht. Aber sie hat nie versucht, einen anderen Menschen aus ihm zu machen.«
    Jackie fand dieses Gespräch außerordentlich interessant und hätte es gern fortgesetzt. Doch der Schlaf übermannte sie. Mit schon geschlossenen Augen flüsterte sie: »Sie hat nie versucht, aus dir einen anderen Menschen zu machen.«
    »Nein. Sie hat sich auch nie beschwert, daß ich zu... zu sehr dies oder das wäre. Oder nicht so wie die anderen Kinder. Sie war ja selber anders als alle anderen, und deshalb hatte sie dafür Verständnis.«
    Mit kaum hörbarer Stimme flüsterte sie: »Also eine Einzelgängerin. Ihr wart beide Einzelgänger.«
    »Nein, wir waren beide einzigartig.« Er beugte sich über sie und küßte sie auf die Stirn. »Jetzt schlaf ein, und möge die gute Fee dir über Nacht deinen größten Wunsch erfüllen!«
    Da mußte sie lächeln. Und als er das Licht ausschaltete und das Zimmer verließ, lächelte sie immer noch.

KAPITEL 7
    Als Jackie am nächsten Tag erwachte, war das erste, was sie wahrnahm, ein heftiges Pochen in ihrer rechten Hand und ein gewaltiges Knurren ihres Magens. Aber sie war zu schwach und matt, um aufzustehen. Leise drangen dumpfe Geräusche von der Küche her an ihr Ohr, und als ihr nun auch noch undefinierbare Düfte in die Nase stiegen, gewann ihre Neugier die Oberhand. Was war das? Gebratenes Hühnchen? Kräuter? Frisches Brot? Dazu noch ein scharfer Geruch wie nach warmem Apfelmost. Da zwang sie sich auf und folgte ihrer Nase.
    William stand draußen auf dem gefliesten Vorplatz der Küche, hatte die Fliegentür ausgehängt und bearbeitete den Rahmen mit dem Hobel. Durch die weißen Spitzenvorhänge flutete Sonne herein. Auf dem runden Kiefernholztisch standen zahlreiche Schüsseln, über die an den Enden beschwerte Tücher gebreitet waren.
    Eine Zeitlang beobachtete sie ihn. Sein kräftiger Rücken spannte sich unter dem blauen Baumwollhemd, das an den Taschen ausgefranst war. Mit schlanken Händen führte er den Hobel über das Holz. Es sah fast so aus, als streichelte er es.
    Jackie strich sich die Haare zurück und widerstand der Versuchung, ins Bad zu gehen und sich dort noch ausgiebig mit Gesichtspflege und Frisur zu beschäftigen, sich vielleicht auch die Nägel zu feilen. Nein, zu solchen albernen weiblichen Listen wollte sie keine Zuflucht nehmen. Statt dessen fragte sie: »Was machst du da?«
    Er drehte sich um und begrüßte sie mit einem Lächeln , das so warm wie der Sonnenschein war. »Bringe nur etwas in Ordnung.« Dann lehnte er die Tür draußen an die Hauswand und kam auf sie zu. »Muß mir mal meinen Patienten angucken.« Zärtlich legte er ihr die Hände an den Kopf und drehte ihn zum Licht.
    »Ich habe mir die Hand verletzt und nicht das Gesicht.«
    »Man erkennt vieles, wenn man jemandem in die Augen sieht.«
    »Ob er kurzsichtig ist, ja? Oder wieviel er am Abend vorher getrunken hat? Meinst du so was?«
    »In deinem Fall nicht. Gestern abend war das Weiße in deinen Augen noch grau vor Schmerzen und Anstrengung. Heute morgen ist es klar. Hast du Hunger?«
    »Ich bin am Verschmachten.«
    »Hab’ ich mir gedacht. Nimm Platz! Ich hole dir einen Teller.«
    Sie ließ sich seine Bedienung gefallen. Es war angenehm, von einem Mann bedient zu werden. Deshalb erhob sie keinen Einspruch und sagte nicht, daß er ihr Gast sei und sich von ihr bedienen lassen müsse. Zudem hatte sie gar nicht das Gefühl, er wäre ihr Gast. Heute morgen hatte sie das Gefühl... Nein, so genau wollte sie es gar nicht wissen.
    Vielleicht machten es die Nachwirkungen der Schmerztablette oder der gestrigen Schmerzen, daß sie in seiner Gegenwart nicht so nervös war wie sonst. Gewöhnlich war ihr, als müsse sie vor William davonrennen, als ob ihr Leben davon abhinge. Aber heute morgen erschien ihr die Welt so hübsch verschwommen, als sähe sie alles durch eine beschlagene Brille.
    Schweigend nahm sie Platz. Er goß ihr kochendheißen Kaffee ein, und sie duldete es sogar, daß er reichlich Zucker und Milch hineintat. Das ist Kaffee für ein Kind, dachte sie, aber heute wird er mir schmecken.
    »Frühstück oder Mittagessen?« fragte er.
    Ein rascher Blick zur Uhr sagte ihr, daß es fast ein Uhr war. Sie hatte also nahezu vierzehn Stunden hintereinander geschlafen. So lange, wie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben.
    »Mittagessen«, entschied sie und sah zu, wie er ihr eine großzügig

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