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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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vielen Male, als du mein Babysitter warst? Vielleicht kann ich mich jetzt revanchieren. Laß mich dein Babysitter sein! Ist das ein fairer Vorschlag?«
    »Ich... ich weiß nicht«, druckste sie. Ihr tat die ganze rechte Körperseite weh, ihr Kopf juckte, und sie war überdies todmüde. Sie wollte jetzt keine Entscheidung treffen. Sie wollte nur baden und danach schlafen.
    »Na, komm!« sagte er und zog sie an ihrer gesunden Hand aus dem Bett. »Du kannst jetzt doch keinen klaren Gedanken fassen. Du nimmst ein Bad, ich wasche dir die Haare, und dann gehst du schlafen.«
    »Ich denke...«
    »Das tust du selten. Du handelst immer erst und denkst dann.« Jetzt stand sie vor ihm, und er sah ihr in die Augen. »Jackie, glaubst du wirklich, ich wäre ein Junge, der den Zustand einer von Schmerzen gequälten, hilflosen Frau zu seinem Vorteil ausnutzen würde?«
    Irgend etwas an seinen Worten bewirkte, daß sie ärgerlich die Brauen zusammenzog. Vielleicht war es, weil er in einem Atemzug von einem »Jungen« und einer »Frau« gesprochen hatte. Davon abgesehen, wußte sie aber genau, daß er nie Vorteil aus ihrer Lage ziehen würde. Er war ein Mann, vor dem eine Frau sich nicht in acht nehmen mußte. Eher mußte William sich vor den Frauen in acht nehmen.
    »Mir die Haare waschen?« sagte sie schließlich. »Das geht nicht. Ich wasche sie mir selbst.«
    »Mit einer Hand? Unmöglich.«
    Neuerdings verwirrte sie fast alles, was er sagte und tat. Vielleicht war es falsch, ihn immer mit Charley zu vergleichen. Doch Charley war der einzige Mann, den sie wirklich gekannt hatte. Charley war eine großartige Vaterfigur gewesen. Er konnte anordnen und Befehle erteilen. Er sagte öfter nein als ja zu ihr. Aber bemuttern konnte er sie nicht. Da war er ein Versager. Ein Glück, dachte sie, daß ich meistens so gesund und munter gewesen bin wie ein Pilot nach seinem ersten Alleinflug. Denn die wenigen Male, da sie krank geworden war, hatte Charley sie verärgert allein gelassen und war erst wieder aufgetaucht, als sie gesund war. Sie erinnerte sich daran, wie sie einmal Fieber gehabt hatte. Wenn sie etwas essen wollte, mußte sie sich auf schwachen Beinen in die Küche schleppen, um eine Suppendose aufzumachen. Charley ließ sich nicht blicken.
    Vielleicht beurteilte man alle Männer nach dem Mann, den man am besten gekannt hat. Denn jetzt fragte sie sich, ob ein Mann überhaupt einer Frau die Haare waschen sollte. War das männlich oder nicht? Ach, was für ein absurder Gedanke! Wenn ein Mann wirklich einmal etwas tat, was sonst Aufgabe der Frau war, fielen ihm ja auch nicht gleich seine männlichen Geschlechtsteile ab. Ja, sie schrumpften dadurch nicht mal ein. Es war nur so, daß die beiden Männer in ihrem Leben, ihr Vater und ihr Ehemann, sich meist behaglich im Sessel gelümmelt hatten und sich von ihr bedienen ließen. Daher stammte wohl ihr Rollenbild von den Geschlechtern. Eine Frau hatte zu geben, und der Mann nahm es entgegen. Und wenn ein Mann sich erbot zu geben, dann erschien ihr das irgendwie... nicht richtig. Es war unmännlich.
    William hatte ihr kameradschaftlich und wirklich völlig unerotisch den Arm um die Schultern gelegt. Das fand sie besonders merkwürdig. Heute morgen hatte er ihr ins Gesicht geschrien, daß er sie liebe und immer geliebt habe. Und jetzt schien er nicht das mindeste bei der Berührung zu empfinden. Andererseits brachte er sie ins Badezimmer - und dann?
    »Zerbrich dir nicht länger den Kopf!« sagte William und machte die Badezimmertür auf. Dann ging er kurz weg und kam mit einem Glas Wasser zurück. Aus einem Fläschchen über dem Waschbecken nahm er eine Tablette. »Hier, nimm das ein!«
    »Was ist das?«
    »Es könnte eine Droge aus uralten Kräutern sein, die man in einem südamerikanischen Grabgewölbe gefunden hat. Sie wirkt wie ein Liebestrank. Wenn die Frau sie einnimmt, tut sie hinterher alles, was der Mann von ihr verlangt. Es könnte aber auch ein Mittel sein, das dir die Schmerzen in deiner Hand erträglicher macht. Was meinst du?«
    Das reizte sie nicht mal zu einem müden Lächeln. Sie nahm die Tablette, schluckte sie und spülte mit Wasser nach.
    »Okay, jetzt runter mit der blutverschmierten Bluse!«
    Jackie wollte etwas erwidern — aber was konnte sie schon sagen? Sie hatte ja noch einen Büstenhalter darunter, der mit Sicherheit das Wenige verbarg, das sie obenrum aufzuweisen hatte. Und war sie nicht oft im Sommer bei einer Show in ähnlichem Kostüm aufgetreten? Oder gab es

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