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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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bemessene Portion Hühnerfleisch in Sahnesoße mit Karotten und Erbsen auftischte. Dazu gab es Weißkohlsalat mit Fenchel und warmes, ofenfrisches Brot. In einem Steinkrug stand warmer Apfelmost.
    »Hast du das selbst gekocht?« fragte sie ungläubig.
    »Nicht ganz«, sagte er lachend. »Eigentlich war es die Köchin unserer Familie. Mein Bruder hat es gerade vor einer Stunde hergebracht.«
    Sie war so mit dem Essen beschäftigt, daß sie keine Bemerkung dazu machte. Sie merkte auch nicht, daß William sie mit einem verträumten Lächeln ansah.
    »Jackie, wie lange ist es her, daß du mal Urlaub gemacht hast? Richtigen Urlaub. Ohne selber zu fliegen.«
    »Ich hatte nie Verlangen danach.« Über den halbleeren Teller hinweg fragte sie: »Wie ist es denn bei dir? Wann war dein letzter Urlaub?«
    »Das ist ungefähr ebenso lange her wie bei dir.«
    Sie mußten beide lachen. »Okay, dann bin ich der rote Kartenkönig und...«
    »Was bist du?«
    »Das Gegenstück zur roten Kartenkönigin aus >Alice im Wunderlands«
    »Ach so.«
    »Jedenfalls erkläre ich den heutigen Tag zum Urlaubstag. Keine Bücher anlegen, keine Zukunftsplanung, keine...«
    »Keine Fragen nach dem Taggie?« fiel sie ein.
    »Keine Fragen nach dem Taggie.« Plötzlich machte er ein ratloses Gesicht. »Nur was machen die Leute eigentlich an einem Urlaubstag?«
    »Mal überlegen... Sie geben mehr Geld aus, als sie sich leisten können. Sie schlafen in unbequemen fremden Betten. Sie nehmen ungewohnte Speisen zu sich, und danach wird ihnen schlecht. Sie stehen um vier Uhr morgens auf, wandern sechzehn Stunden lang umher und betrachten Sehenswürdigkeiten, lauter Sachen, die zu groß, zu altertümlich und überhaupt zu merkwürdig sind, als daß sie sie verständen. Und die ganze Zeit über sehnen sie sich danach, wieder einmal eine Nacht zu Hause im eigenen Bett schlafen zu können.«
    »Hört sich großartig an, was?«
    »Himmlisch!«
    »Möchtest du gern irgendwohin?«
    »Du meinst weit weg? An exotische Orte?«
    »Na klar.«
    Sie grinste. »Wir könnten ja zu einer der alten Minenstädte hinaufwandern. Vielleicht stoßen wir da auf etwas Interessantes, vielleicht einen Silberklumpen.«
    »Das ist exotisch genug. Meinst du, daß du schon dazu imstande bist?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich würde gern raus in die Sonne.« Trotz der verletzten Hand fühlte sie sich wohl. Sie war etwas träge und friedlich gestimmt, nicht so unruhig und rastlos wie sonst. Vielleicht lag es am gestrigen Blutverlust, daß sie sich heute nicht gegen Williams Begleitung sträubte. Vielleicht ging es ihr auch wie jemandem, der eine strenge Diät einhalten soll, sich aber außer der Reihe mal etwas Gutes gönnen will und nach einer Entschuldigung für seinen Sündenfall sucht. Er redet sich zum Beispiel ein, er könnte eine Grippe bekommen, weil er gerade eben niesen mußte, und in diesem Fall hätte es keinen Sinn, sich auch noch zu kasteien. Also verspeist er vergnügt einen riesigen Eisbecher.
    Außerdem rechtfertigten es die Umstände, daß sie sich heute mit William abgab, denn er hatte sie ja gestern aus dem Arroyo geholt. Vielleicht wäre sie sonst dort verblutet. Also hatte er ihr das Leben gerettet, und sie konnte nicht verlangen, daß er schon heute ihr Haus verließ. Heute mußte sie höflich und nett zu ihm sein. Morgen war es dann wieder an der Zeit, sich ihn vom Leibe zu halten und ihn zum Ausziehen zu bringen. Aber heute nicht. Und indem sie nett zu William war, tat sie sich vielleicht auch selber etwas Gutes an.
    »Wenn du alles aufgegessen hast, was auf dem Tisch steht, ziehen wir dich an und gehen los.«
    »Ich kann mich allein anziehen«, sagte sie spitz.
    Er griff über den Tisch hinweg und machte ihr die beiden oberen Knöpfe der Pyjamajacke auf. »Jetzt knöpf sie wieder zu!« sagte er.
    Jackie versuchte es. Sofort tat ihr die verletzte Hand weh. Nun versuchte sie es allein mit der linken Hand. William saß dabei und schaute ihr genüßlich zu. Das ging einige Minuten lang so. Enttäuschung auf der ganzen Linie - sie schaffte es nicht. Ärgerlich streckte sie ihm die Zunge heraus. Manchmal war er wirklich ein ungezogenes Kind. Um ihre Würde zu wahren, sagte sie: »Als ich geschlafen habe, hast du das doch bestimmt ausgenutzt, um dich hier häuslich einzurichten. Vorhin habe ich dich dabei ertappt, wie du die Küchentür abgehobelt hast. Was für Freiheiten hast du dir sonst noch herausgenommen?«
    Er behielt sein unverschämtes Grinsen bei. »Ich habe ein

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