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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dagegen gehabt, hin und wieder nichts anderes zu tun, als mit einem Mann im Bett zu liegen.
    Natürlich nicht mit diesem Mann. William Montgomery, dieser allzu junge Mann, kam dafür nicht in Frage. Hände weg von ihm! Wenn sie sich nach männlicher Gesellschaft sehnte, so mußte sie nach einem Mann Ausschau halten, der zu ihr paßte. Ja, das war das richtige Wort. Er mußte das passende Alter und die passende Herkunft aufweisen. Er mußte in allem zu ihr passen. Ein Mann, dessen Führung sie sich anvertrauen konnte. Mit anderen Worten: ein Mann, der älter war als sie. Der Klugheit und Erfahrung besaß. Der ihr eine Stütze war.
    Ach was! Sie hatte ja schon einen Mann gehabt, der ihr Vater hätte sein können. Einen dritten Vater konnte sie in diesem Leben nicht mehr gebrauchen.
    Alles Quatsch! sagte sich Jackie kopfschüttelnd. Was sollte sie sich lange den Kopf darüber zerbrechen! Genieße, was das Leben dir beschieden! Schüler verlieben sich oft in ihre Lehrerin. So glaubte William, sich in sie, eine ältere Frau, verliebt zu haben. Und sie war reif genug, um mit dieser Situation fertig zu werden. Etwa nicht? Klar doch! Sie würde es genießen.
    Währenddessen schlüpfte sie nicht ohne Mühe aus dem Pyjama und in ihre Unterwäsche, eine kunstseidene Bluse, eine weite Garbadinehose und eine weiße wollene Strickjacke im Cardigan-Schnitt. Den Reißverschluß an der Hose bekam sie noch zu, aber an den Knöpfen scheiterte sie. Frisur und Make-up nahmen etwas länger Zeit in Anspruch als gewöhnlich, aber das war verständlich. Wenn eine Frau ausgeht, will sie doch nett aussehen, nicht wahr? Dabei hatte sich Jackie über Frauen, die sich vor dem Fliegen noch die Frisur richteten, mehr als einmal lustig gemacht. Eine Stunde in einem Sandsturm, und sie würden froh sein, daß sie noch alle Haare auf dem Kopf hatten.
    Mit einer Hand die Bluse vorn zusammenhaltend, ging sie ins Wohnzimmer. Hier fand sie William damit beschäftigt, in den Fächern ihres Schreibtischs seine Ordnung herzustellen, was ihr einen Empörungsschrei entlockte. Ohne sich darum zu kümmern, sagte er: »Schön siehst du aus!« — und es klang völlig ehrlich.
    »Wirst du endlich die Hände von meinen Sachen lassen?« fuhr sie ihn ärgerlich an.
    Er knöpfte ihr die Bluse zu. »Meinst du mit Sachen das, was du anhast?«
    Im Ton der schockierten Schullehrerin aus einem schlechten Roman sagte sie: »Benimm dich bitte!«
    »Kommt darauf an, was du unter korrektem Benehmen verstehst. Von meinem Standpunkt aus ist mein Benehmen vorbildlich.«
    »Das interessiert mich nicht. Hier kommt es nur auf meinen Standpunkt an.«
    Er nahm einen Picknickkorb auf, hängte ihn sich über den Arm und hakte sich mit dem freien Arm bei ihr ein. »Da mußt du mir erst mal deinen Standpunkt erläutern.« Ehe sie auf diese dumme Bemerkung antworten konnte, fuhr er fort: »Fühlst du dich einem Ausflug auch gewachsen?«
    Obwohl er damit nur auf ihre Verletzung anspielte, war sie über die Frage verstimmt. Hielt er sie etwa zu alt für eine Wanderung? Wollte er andeuten, daß sie im Schaukelstuhl vor dem Kamin besser aufgehoben wäre? »Nur nicht solche großen Töne, du Stadtjunge! Ich kann besser klettern als du, jeden Tag der Woche. In der Zeit, in der du den Bleistift geführt hast, bin ich auf die Tragfläche einer fliegenden Maschine gestiegen und...«
    Sie brach ab, weil er zu lachen angefangen hatte. Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn drohend an, worauf er noch lauter lachte.
    »Na los, du Tarzan, komm!« sagte er und schob sie zur Tür hinaus.
    Wer hätte gedacht, daß der kleine Billy Montgomery sich als Spaßvogel entpuppen würde? Als echter, liebenswerter Spaßvogel? Nun gut, einem Rückenflug knapp über Baumwipfeln hinweg konnte er nichts abgewinnen, aber viele andere Menschen würden das auch nicht gerade als höchstes Vergnügen ansehen. Dafür gab es manches andere, an dem William Freude hatte.
    Sein Humor war kindlich und derb. Jackie, die selber viel Sinn für Humor hatte, hörte zwar gern Leuten zu, die geistreiche Bonmots austauschten, doch genauso konnte sie über Dick-und-Doof-Klamauk lachen. William schien verstanden zu haben, warum sie verstimmt war, als er sie gefragt hatte, ob sie sich den Ausflug zutraue, denn er markierte unterwegs auf einmal einen müden, fußkranken Greis und zwang sie dadurch, ihn einen Hügel hinaufzuziehen. Alle paar Minuten tat er so, als bräche er vor Erschöpfung zusammen. Dann mußte sie ihn auffangen, woraufhin

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