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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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deshalb zurückgekehrt, befand sie sich heute hier an diesem Ort, weil er ihre Rückkehr intensiv geplant hatte?
    Sie konnte nicht anders, sie lächelte ihn an. Wie immer es zwischen ihnen ausgehen würde, jetzt war sie geschmeichelt und gerührt. Charley hatte nie um sie geworben. Er hatte immer so getan, als habe er ihr einen Gefallen getan, indem er sie aus dem rückständigen Chandler weggeholt hatte. Er hatte sich von Jackie umwerben lassen: durch ihre unablässige Arbeit. Und nun stand hier ein Mann vor ihr, der seit Jahren intensiv geplant hatte, wie er sie für sich gewinnen könne!
    »Du gibst mir das Gefühl, daß ich etwas wert bin«, sagte sie leise. »Du gibst mir das Gefühl, ich wäre das Wertvollste auf der Welt.«
    »Das bist du auch«, sagte er mit großem Ernst.
    Jackie wußte nicht mehr, ob sie sich freuen oder ob es ihr peinlich sein sollte. Nun, sie freute sich, und es war ihr gleichzeitig peinlich. Sie brachte nur ein einziges Wort heraus: »Danke.«

KAPITEL 8
    Es ist wie im Himmel, dachte Jackie. Außer fünf Rollen nacheinander beim Kunstflug konnte das Leben einem kaum etwas Schöneres bieten. Sie lag auf ihrer hübschen Couch und lauschte vorgeblich dem Rundfunkprogramm, das William angestellt hatte, doch in Wirklichkeit schaute sie ihm aufmerksam beim Schuheputzen zu. Er hatte sich einen ganzen Stapel von Schuhen vorgenommen, seine und ihre. Sie haßte seine anmaßende Art und beschwerte sich oft genug darüber, aber vielleicht war es doch ganz angenehm, beim Öffnen des Nähkorbs Nadeln und Schere darin zu finden und keine Heftmaschine. Und es war bestimmt nett, wenn man auf Hochglanz geputzte Schuhe anziehen konnte.
    Draußen regnete es, und William hatte Feuer im Kamin gemacht, um die Abendkälte aus den Bergen fernzuhalten. Er hatte darauf bestanden, daß Jackie sich auf die Couch legte, eine dicke Decke über sich breitete und nichts anderes tat, als still dazuliegen und Radio zu hören. Und, dachte sie, ihm zuzusehen. Nie hätte sie sich vorstellen können, daß der Anblick eines Mannes, der eine Hausarbeit wie Schuheputzen verrichtete, eine so angenehme Wirkung auf sie haben würde. Dafür liebte sie ihn mehr als nach noch so vielen Küssen. Jackie wußte sehr wohl, daß es nicht die große Leidenschaft war, die eine gute Ehe gewährleistete. Vielmehr waren es die kleinen Dinge des Alltags. Wenn ein Gerät zusammengesetzt werden mußte, konnte dann der eine Partner die Gebrauchsanweisung vorlesen und der andere danach arbeiten? Wenn ja, war es ein gutes Zeichen. Dagegen hatte kein Mann es gern, von einer Frau herumkommandiert zu werden. Zank und Streit konnten einem Ehepaar den ganzen Tag verderben.
    Jackie wußte aus Erfahrung, daß es nicht genügte, wenn zwei Menschen sich liebten. Sie müßten im Alltag miteinander auskommen, um in Frieden und Harmonie leben zu können.
    Und das war ihr Problem mit William. Mit ihm zusammenzuleben, war sehr einfach. Natürlich hatte er verrückte Ideen, was Organisation betraf, und Ordnung - seine Vorstellung von Ordnung - war bei ihm schon zur Besessenheit geworden. Aber das Leben mit ihm, das Leben von Tag zu Tag, war leicht. Wenn er Hunger hatte, schaute er sich nicht nach der nächsten greifbaren Frau um, damit sie ihm etwas zu essen machte, als sei das selbstverständlich. Und er erwartete nicht von ihr, daß sie ihm alle unangenehmen Arbeiten abnahm. Jetzt gerade putzte er Jackies Schuhe, was sie vielleicht zweimal im ganzen Leben getan hatte. Wer hatte schon darauf geachtet, ob ihre Schuhe geputzt waren oder nicht? Die anderen Piloten? Charley? Die Flugzeuge?
    »Jackie«, sagte er, und sie hob den Kopf. Seine Stimme klang so unschuldig, daß sie sofort auf der Hut war. Er sprach so, als habe er etwas Verbotenes getan oder wolle es wenigstens tun.
    »Ja«, sagte sie und gab sich große Mühe, damit ihre Stimme genauso unschuldig klang.
    »Beim Aufräumen deines Schreibtisches ist mir etwas sehr Interessantes in die Hand gefallen.«
    »Ach ja? Und was war das? Eine Schere, die einen Zentimeter zu weit links gelegen hat?«
    Da er über ihre spöttische Bemerkung einfach hinwegging, mußte er etwas Bedeutsames Vorhaben. »Ich fand einen Brief von einer überregionalen Zeitschrift. Man hat dich gebeten, für sie einen Artikel über den Flugsport zu schreiben.«
    »Ach so«, sagte sie und überlegte, wie sie das Gespräch auf ein anderes Thema bringen könnte. Sein größtes Bestreben ging dahin, sie in den Geschichtsbüchern verewigt zu

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