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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie, und das verleiht ihm eine romantische Aura. Leicht verständlich, warum Terri und die anderen Frauen alles daransetzten, ihn unter die Haube zu bringen.
    »Wissen Sie, was mir am meisten fehlt?« Sie schüttelte den Kopf. »Mir fehlt jemand, der mich kennt. Ich war sehr lange verheiratet, und meine Frau kannte mich durch und durch. Wenn ich einmal Kopfschmerzen hatte, spürte sie es und sagte: >Du hast Kopfschmerzen, nicht wahr?< Zu Weihnachten schenken mir meine erwachsenen Kinder Hausschuhe und Krawatten. Aber mein Frau schenkte mir kleine Schiffe in Flaschen oder schön geschnitzte Schiffsmodelle aus Elfenbein. Denn sie allein kannte meinen Traum: Wenn ich einmal in den Ruhestand trete, möchte ich um die Welt segeln. Sie kaufte meine Anzüge genau nach meinem Geschmack und kochte immer meine Leibgerichte. Es hat Jahre gedauert, bis wir diesen behaglichen Zustand erreicht hatten. Das fehlt mir jetzt am meisten.«
    Jackie schwieg eine Zeitlang und dachte daran, daß Charley sie auch gut gekannt hatte, alles, was gut und was schlecht an ihr war. Dann sagte sie: »Wenn er etwas von mir verlangte, was ich nicht gern tun wollte, verstand er es fabelhaft, mich dazu zu überreden.«
    Edward lächelte sie an. »Cora gab immer zu viel Geld aus. Aber nicht für sich, sondern für mich und die Kinder. Manchmal wurde ich dann ärgerlich, aber sie verstand es immer, mich wieder zu besänftigen.«
    Die Salatplatten wurden abgeräumt, und Jackie wurde bewußt, daß das Gespräch sich um ihrer beider Einsamkeit drehte, um die große Einsamkeit, die einen befällt, wenn man jemanden verloren hat, dem man eng verbunden war. Sie sprachen über das, was ihnen fehlte. Vielleicht waren es die Kosenamen, die man sich gegeben hatte. Am ersten Tag ihrer Bekanntschaft hatte Charley sie einen Engel genannt, aber nach einer Woche hörte er auf, sie seinen Engel zu nennen. Nach etwa einem Jahr Ehe fragte sie ihn, warum er damit aufgehört hatte. Charley hatte lächelnd gesagt: »Weil du kein Engel bist, meine Liebe. Du bist ein kleiner Teufel.«
    Jackie befürchtete, daß es nur ihre tiefe Einsamkeit war, die sie zu William hinzog. War ein warmer Körper nicht besser als gar kein Körper? William paßte aber nicht zu ihr, oder? Er war für sie zu fest in seine Gewohnheiten verstrickt, oder? Ihre Charaktere waren viel zu unterschiedlich, oder?
    »Was planen Sie in Zukunft?« fragte Edward.
    »Ich bin dabei, meinen Fracht- und Passagierverkehr weiter auszubauen. Mein Geschäftspartner ist William Montgomery.«
    »William Montgomery? Ach, Sie meinen Klein-Billy?« Er kicherte. »Aber jetzt ist er wohl nicht mehr so klein, wie? Wie alt ist er inzwischen?«
    »Achtundzwanzig«, sagte sie und umklammerte den Stiel des Weinglases.
    »Wie schnell die Kinder heranwachsen! Überrascht Sie das auch immer? Eben sieht man noch ein Kind auf dem Dreirad fahren, und ehe man es sich versieht, hört man, daß das kleine Kerlchen geheiratet hat.« Er lächelte sie freundlich an. Der Kellner servierte das Hauptgericht. »Natürlich kommt das daher, daß man sich sozusagen im Spiegel sieht. Eben waren wir noch unbeschwert lachende Teenager, und bald darauf gehören wir schon zum Mittelalter.«
    Jackie gab sich Mühe, auch zu lächeln. Ist es für jede Frau ein Schock, wenn sie zum erstenmal hört, daß jemand den Ausdruck »Mittelalter« auf sie anwendet? Mit achtunddreißig gehört man wohl schon zum Mittelalter. Aber irgendwie hört sich Mittelalter wie etwas an, das nur auf die Eltern gemünzt sein kann und nicht auf sich selber.
    »Sie haben keine Kinder, nicht wahr?«
    »Nein«, antwortete Jackie leise. Der Ton seiner Frage schien anzudeuten, daß sie auch keine mehr haben würde.
    Er sah auf seinen Teller, und sie merkte, daß er etwas Wichtiges sagen wollte. »Die Frau, die mich heiratet, wird Kinder bekommen.«
    »Ach ja?« sagte Jackie und wartete, daß er weiterspräche.
    »Ja.« Wieder lächelte er sie freundlich an, anscheinend angenehm von ihrem Eifer berührt. Seine Frau hatte alle Frauen bedauert, die keine Kinder hatten. Sie sagte, eine Frau ohne Kinder sei »unvollkommen«. »Ich habe einen Sohn und eine Tochter. Sie wohnen in Denver. Und ich kann mit Stolz sagen, daß ich auch zwei Enkelkinder habe. Einen Jungen von sechs Monaten und ein Mädchen von zwei Jahren. Schöne, nette, begabte Kinder...« Er brach ab und lachte etwas verlegen.
    »Gleich zeige ich Ihnen Fotos von ihnen«, sagte er, gerade als Jackie ihn darum bitten wollte. Doch er

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