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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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über Sex zu reden.
    William war grundverschieden von ihm. Wenn er Jackie angekleidet am Frühstückstisch gegenübersaß, konnte sie kaum glauben, daß dies derselbe Mann war, mit dem sie sich noch vor einer Stunde im Bett gewälzt hatte. Sobald William seine Sachen anhatte, war er die Würde selbst. Er war so kühl, so distanziert, so zurückhaltend, als könnte er kein Wässerchen trüben. Trotz seiner Jugend war William ein alter Mann und hatte die Gewohnheiten eines alten Mannes. Sie hatte erlebt, daß Leute, die viel älter waren als William, ihn um Rat fragten. Und als sie mal vor einem Problem stand, das mit William überhaupt nichts zu tun hatte, war ihr erster Gedanke, es mit ihm zu besprechen. So kam es, daß sie immer gedacht hatte, William würde im Bett recht schüchtern sein. Klar, er hatte sich ihr gegenüber immer liebenswürdig und zartfühlend benommen. Dennoch war sie verblüfft darüber, ein wie glühender Liebhaber er war.
    Zu ihrer Freude fand sie heraus, daß William so sinnenfroh wie ein Kind war, sobald er sich seiner Kleider entledigt hatte. Ein Kind sieht eine schlammige Regenpfütze und denkt sofort, es müsse Spaß machen, sich darin zu wälzen. Also zieht es sich aus und wirft sich in die Pampe. Es hat keinerlei Vorurteil gegen Matsch und Moder und kommt gar nicht auf die Idee, daß es nicht ratsam oder gar unartig sei, darin zu spielen. Genau diese Unschuld und Sinnenfreude zeigte William im Bett. Er hatte nicht den Drang, schnell zum Höhepunkt zu kommen, sich dann auf die Seite zu legen und einzuschlafen. Es gab ja Männer, die nur auf ihren Orgasmus und auf nichts anderes bedacht waren. William dagegen gefiel ALLES am Sex.
    Jackie hatte sich selbst nie für sexuell rückständig gehalten. Als eine Frau sie einmal gefragt hatte, was sie von einem Mann habe, der so alt wie Charley war, hatte sie sehr anzüglich aufgelacht. Sie hatte wohl ihre Meinungsverschiedenheiten mit Charley, sie mußte sich manchmal über ihn beschweren, aber sexuelle Probleme waren nie zwischen ihnen aufgetaucht.
    So hatte sie jedenfalls gedacht — bis sie nun William kennenlernte. Kein Wunder, daß Männer eine Frau begehren, die noch Jungfrau ist. Kein Wunder, daß Männer einen anderen Mann umbringen wollen, wenn er »ihre« Frau anrührt. Wenn es Frauen nämlich erlaubt wäre, mit vielen Männern ins Bett zu steigen, könnten sie leicht Vergleiche anstellen. So wie sie zwischen Charley und William. Was würde geschehen, wenn Frauen anfingen, die Liebhaberqualitäten von Männern miteinander zu vergleichen? Würden die Männer dann nicht mehr behaupten können: »Ich bin der Beste, Baby?« Müßten sie dann beweisen, daß sie überhaupt durchschnittlich gut waren?
    Wäre sie je mit einem Mann wie William im Bett gewesen, bevor sie zu Charley ins Bett stieg... Nein, sie mochte gar nicht daran denken.
    Nach den ersten zwei Tagen hörte sie auf, die beiden Männer zu vergleichen, und genoß einfach ihr Glück. Bei William hatte sie das Gefühl, daß sie selber noch Jungfrau gewesen wäre. Wie das zustande kam, konnte sie sich nicht erklären, versuchte es auch gar nicht erst. Sie verschlangen einander mit den Augen, liebkosten und betasteten sich, als wären sie das erste Liebespaar, das entdeckt hat, wie schön es ist, Haut an Haut zu liegen.
    Dabei sprachen sie nie über Sex. Man konnte meinen, daß sie nicht einmal an Sex dachten. Sex war etwas, das von allein entstand, spontan und zur Freude der Beteiligten. Eine saubere, angenehme und befriedigende Angelegenheit. Höchstens, daß sie sich gegenseitig fragten: »Wie ist es, wenn ich dich hier berühre? Oder wenn ich dies mache?« William lag so lange still, wie sie es wünschte, und sie durfte ihm nach Herzenslust die kräftigen Schenkel und die breite Brust streicheln.
    Wenn sie sich küßten, war ihr, als hätten sie beide erst dieses köstliche Spiel erfunden. Charley hatte immer gesagt, Küssen sei Zeitvergeudung. »Ich bin mehr für die härteren Sachen, Kind«, hatte er gesagt. So war es Jackie nie zu Bewußtsein gekommen, daß sie nach Küssen schmachtete wie ein Verdurstender in der Wüste nach Wasser. William und sie küßten sich andauernd. Sie legte sich gern nackt auf ihn und küßte ihn dann ab: die Augen, die lange Nase, den Mund. Sie pflegte ihn damit zu necken, daß sie ihn sechzehnmal küssen müßte, um alles an seinem Gesicht zu erreichen. Sie faßten sich an den Händen, sie legten die Lippen aufeinander und probierten beim Sex neue

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