Unwiderstehliches Verlangen
auf ein Streitgespräch einzulassen, doch nun wurde sie allmählich ärgerlich. »Was sind denn das für Ansichten? Macht sich ein Mann, der eine jüngere Frau liebt, Gedanken darüber, daß er oft über Dinge spricht, die seine Frau nicht kennt, weil sie erst später geboren wurde? Lacht er sie dann etwa aus, gibt ihr einen Klaps auf den Po und sagt: >So, Süße, jetzt gehst du wieder in die Küche und läßt uns erwachsene Männer miteinander reden Hältst du das etwa für gut? Soll man das noch unterstützen?«
Terri ging nicht darauf ein, sondern stellte weiter die Fragen, die ihr durch den Kopf gegangen waren, seit Mrs. Beasley ihre Entdeckung hinausposaunt hatte. »Wie kann er denn für dich sorgen? Du bist doch eine erwachsene Frau.«
»Wenn er eine Vierundzwanzigjährige zur Frau nimmt, wird niemand daran zweifeln, daß er als Achtundzwanzigjähriger für sie sorgen kann. Niemand wird sagen, er wäre noch kein richtiger Mann. Warum stellt man ihn als Kind hin, nur weil er eine Frau hat, die älter ist als er?« Jackie redete sich in Feuer. »Und weil wir einmal dabei sind: Ich möchte wissen, was bei einer Vierundzwanzigjährigen anders sein soll als bei mir. Sie braucht genau dasselbe wie ich. Einen Lebensgefährten. Einen Mann, der sich für seine Frau und eventuell für die Kinder verantwortlich fühlt. Sex. Und seinen Beistand, wenn sie ihn nötig hat. Wo liegt denn da der Unterschied?«
Terri sah sie nur mitleidig an. »Es ist eine Frage der Erfahrung. Du hast doch hoffentlich in achtunddreißig Lebensjahren mehr gelernt als er. Erinnere dich nur daran, wie dumm und unreif du noch mit achtundzwanzig warst! Und was du inzwischen an Lebensweisheit dazugewonnen hast.«
Jackie hob aufgebracht die Arme. »Soll ich dir sagen, was ich an Lebensweisheit dazugewonnen habe? Ich habe eingesehen, daß ich nie wieder mit einem Mann Zusammenleben will, der sich mir gegenüber als Halbgott aufspielt. Charley war weniger mein Ehemann als vielmehr mein Diktator. Er stellte die Regeln auf, und er wußte alles besser.«
»Aber so soll es doch auch sein!« Terri schrie beinahe, so enttäuscht war sie. Sie wußte ja am besten, wie schrecklich eine Ehe sein konnte, und befürchtete, daß es ihrer Freundin ebenso ergehen könnte. Davor wollte sie Jackie bewahren! Oh, sie sah alles wie in der Kristallkugel einer Wahrsagerin voraus.
»Wer hat denn diese Regel aufgestellt?« gab Jackie scharf zurück, mäßigte sich dann aber. Terri handelte ja nur in der besten Absicht. Sie glaubte, Jackie vor einem schrecklichen Irrtum bewahren zu müssen. »Wer sagt denn, daß der Mann der Lehrer und Erzieher seiner Frau sein muß? Warum können die beiden denn nicht gleichberechtigt sein? William und ich sind gleichberechtigt. Er kennt von Haus aus ein gutes Familienleben, ein schönes Heim und Sicherheit. Ich habe viele aufregende Erlebnisse gehabt und immer nur für den nächsten Augenblick gelebt. Wären wir gleichaltrig oder wäre er der >vollkommene< Mann, den du für mich aussuchen möchtest, dann müßte ich mich ändern und mich ihm anpassen. Denn ein älterer Mann würde sich nie an meine Lebensweise gewöhnen können. Nimmt William eine Jüngere zur Frau, dann muß er sie leiten. Sie wird zu ihm aufschauen und sich einbilden, daß er alles besser weiß als sie, und der arme William wird sich verpflichtet fühlen, ihr Mentor zu werden — so gut oder schlecht er es vermag. Aber gerade weil ich so viel in der Welt herumgekommen bin, weiß ich, daß es keine richtige und keine falsche Art gibt, sein Leben zu gestalten. Ich erwarte von William nicht, daß er mir sagt, was ich zu denken, wie ich zu leben und wie ich meinen Frisiertisch in Ordnung zu halten habe. Ich will nur, daß er... daß er...«
»Daß er was?« fragte Terri. Ihre Miene verriet, daß sie Jackie auf keinen Fall glauben würde, was immer sie auch Vorbringen mochte.
Jackie merkte gar nicht, daß sie bei ihrer Freundin auf verlorenem Posten stand. »Daß er mich liebt. Ich will, daß er mein Freund ist. Daß er mich so lieb hat wie ich ihn. Ändern will ich ihn nicht, und er will mich nicht ändern. Ich will ihm nicht die unerträgliche Last aufbürden, alles besser wissen zu müssen als ich. Wir sind gleichberechtigte Partner.«
»Aber Jackie«, sagte Terri leise, als müsse sie ihr etwas erklären, was außer ihr jeder Mensch wußte, »ein Mann muß das Gefühl haben, daß er die Hosen anhat. Auch wenn wir beide uns darüber einig sind, daß es keine fünf
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