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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Stellungen aus.
    Und hier erwies sich William als kreativ. Es war, als hätte er seine ganze Phantasie nur dafür aufgespart. In der Schule hatte er dagesessen und die Worte des Lehrers einfallslos wie ein Papagei nachgeplappert. Hier hatte er endlich ein Betätigungsfeld gefunden, wo er keinem Regelbuch zu folgen brauchte. Irgendwann am dritten Tag, in einem Augenblick, als sie erschöpft aufeinanderlagen, sagte William: »Jackie, das gefällt mir!« Er sagte es mit so viel Gefühl, daß sie lachen mußte. Dann antwortete sie: »Mir auch.«
    Der einzige Mensch, dem sie in dieser Woche begegneten, war der wortkarge Pete. Sie taten ihr möglichstes, um ihre Leidenschaft füreinander vor ihm zu verbergen, hatten aber wenig Erfolg damit. Jackie hatte mal ein arabisches Sprichwort gehört, das ihr sehr gefiel: »Es gibt drei Dinge, die man nicht verbergen kann: Schwangerschaft, Liebe und einen Kamelreiter.« William und sie bewiesen, daß zumindest der zweite Teil des Sprichworts zutraf.
    Am Morgen nach der ersten zusammen verbrachten Nacht hatten sie vereinbart, ihre leidenschaftliche Liebe nicht vor anderen Leuten zu zeigen. William hatte allerdings nur zögernd zugestimmt. »Nun ja, vielleicht ist es besser so, weil du ja nicht meine Frau werden willst.« Jackie hatte nur betont, daß sie ihren guten Ruf nicht schädigen sollten.
    So waren sie ins Freie getreten, überzeugt, hervorragende Schauspieler zu sein, denen kein Mensch ansehen konnte, daß sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Zunächst gelang es ihnen auch, Pete zu täuschen — ungefähr zehn Minuten lang. Er säuberte gerade einen auseinandergenommenen Zündverteiler mit einem paraffingetränkten Lappen. Sie standen neben ihm, jeder auf einer Seite, besprachen, was an diesem Tag noch zu erledigen war, und taten so, als wäre alles wie immer. Minutenlang vermieden Jackie und William, sich anzusehen. Dann sagte William etwas über Passagiere, die nach Denver fliegen wollten und abgeholt werden müßten. Jackie antwortete und machte dabei den Fehler, ihm in die Augen zu schauen. Woraufhin sie sich minutenlang über Petes Kopf hinweg in die Augen sahen und kein Wort mehr sagten. Pete blickte auf, sah es und wurde so rot, als wäre er aus Versehen in das Schlafzimmer eines Flitterwöchnerpaares geraten. Dann machte er, daß er aus der Halle kam. Jackie und William blieben wie angewurzelt stehen und konnten sich aneinander nicht sattsehen. Ihre Blicke waren so feurig, daß man daran das Paraffin hätte anzünden können.
    Wortlos begaben sich beide auf schnellstem Weg ins Haus. Sie brauchten sich nicht einmal durch ein Hochziehen der Augenbrauen zu verständigen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, da lagen ihre Kleider schon auf dem Fußboden, und sie fielen übereinander her. Danach verließen sie zwei Tage lang nicht mehr das Haus.
    Am achten Tag war alles aus. Da kam Mrs. Beasley, die größte Klatschtante der Stadt, in ihr Schlafzimmer und sah Jackie und William zusammen im Bett.

KAPITEL 10
    William und Jackie waren allein zu Hause. Sie saßen im Wohnzimmer zusammen auf dem Sofa. »Zusammen« war vielleicht nicht das richtige Wort, denn Jackie saß ganz an der Seite, so weit von William entfernt wie nur möglich. Vor wenigen Stunden erst war die berüchtigte Schnüfflerin von Chandler in ihr Schlafzimmer eingedrungen. Diese Dame war ja noch stolz darauf, daß eine geschlossene Tür keinen Hinderungsgrund für sie darstellte. Zweifellos hatte sie es als ihre »Pflicht« angesehen, in der Geisterstadt einmal nach dem Rechten zu sehen. Also hatte sie sich ihren besten Hut aufgesetzt und war hergefahren. Sie hatte sich auch eine Ausrede zurechtgelegt: Sie wolle sich etwas von Jackie borgen. Was natürlich absurd war, denn Mrs. Beasley hatte zahlreiche näher wohnende Bekannte, und außerdem hätte sie nur in einen Laden zu gehen brauchen.
    Aber sie hatte gesehen, was sie sehen wollte, und damit konnte sie ihr Klatschbedürfnis vollauf befriedigen. Blitzschnell war sie wieder aus der Tür hinaus und in ihrem Kleinwagen davongerast, ehe William in die Hosen steigen und sie festhalten konnte. Es war ein bekannter Witz in der Stadt, daß niemand so schnell laufen konnte wie ein Beasley-»Mädchen« mit einer brühwarmen Klatschgeschichte.
    Nun würde es also in Chandler zu dem kommen, was Jackie unbedingt hatte vermeiden wollen. Sie wollte einen guten Ruf haben und den Einwohnern beweisen, daß sie alles andere als leichtlebig und männertoll

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