Unzaehmbares Verlangen
Auftakt gewesen war - niemand wußte, wie Joel reagieren würde, wenn Philip ihn das nächstemal zur Weißglut brachte.
Philip ließ sich das Mittagessen mit ihr einiges kosten. Das Restaurant war modern mit Art deco Möbeln in Pink, Grün und Schwarz eingerichtet und lag direkt am Pike Place Market, wo sich Touristen und Geschäftsleute tummelten. Letty fragte sich, wie Philip das Lokal entdeckt hatte. Vielleicht hatte Dr. Sweetley es ihm empfohlen?
»Dr. Sweetley denkt, daß du zweifellos bestimmte Ängste hast und deshalb vor dir selbst nicht zugibst, daß du unfähig bist, deinen Sexualpartner zu befriedigen.«
»Ach ja?«
»Nun, sie meint, du würdest deine Probleme deswegen auf etwas anderes projizieren und eine bestimmte Form der Sublimierung praktizieren. Ich persönlich bin der Meinung, daß die Leitung von Thornquist Gear dein Ersatz für Sex geworden ist.«
»Was würdest du sagen, wenn ich dir erklärte, daß ich keinen Ersatz brauche? Daß ich genug Sex bekomme?«
Philip warf ihr einen besorgten Blick zu. »Dr. Sweetley hat mich davor gewarnt, daß du behaupten könntest, in einer neuen Beziehung sehr glücklich zu sein. Damit willst du deine feindseligen Gefühle mir gegenüber zum Ausdruck bringen. Es ist nicht nötig, daß du dir so etwas einfallen läßt, meine Liebe. Alles wird wieder gut.«
Letty biß die Zähne zusammen. »Fangen wir noch einmal von vorne an, Philip. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen und verständlich auszudrücken. Unsere Verlobung ist gelöst, und ich denke nicht daran, es noch einmal mit dir zu versuchen. Ich will dich nicht heiraten, und ich möchte auch nicht, daß du mir bei der Leitung von Thornquist Gear hilfst. Dafür habe ich einen Geschäftsführer. Außerdem...«
Philip hob die Hand. »Damit hast du einen wichtigen Punkt angeschnitten.« Er runzelte nachdenklich die Stirn,
als er seine Gabel auf den Tisch legte. »Wir müssen Blackstone so schnell wie möglich loswerden. Die Art und Weise, wie er Copeland Marine übernehmen und liquidieren will, gefällt mir nicht.«
»Joel bleibt«, erklärte Letty.
»Das kann ich nicht zulassen. Meiner Meinung nach übt dieser Blackstone einen zu starken Einfluß auf dich aus.«
Bei dieser Bemerkung verlor Letty endgültig die Geduld. Es hatte anscheinend keinen Sinn, mit Philip vernünftig zu reden. Sie stand auf und stützte sich mit den Händen auf den Tisch. »Ich sagte, er bleibt. Er arbeitet für mich, und ich bin die Besitzerin von Thornquist Gear. Verstanden?«
Philip sah sie vorwurfsvoll an. »Jetzt wird mir klar, wie sehr du unter der Anspannung gelitten hast. Ich bin wirklich froh, daß ich einen Termin bei Dr. Sweetley für dich vereinbart habe.«
Letty starrte ihn ungläubig an. »Du hast mir wohl nicht zugehört, Philip. Eigentlich hast du das nie getan - außer wenn ich dir zustimmte. Joel ist da ganz anders. Selbst wenn er böse auf mich ist, achtet er auf meine Worte. Ich kann kaum glauben, daß ich jemals so dumm war, mich mit dir zu verloben.«
Philip verzog unwillig das Gesicht. »Meine Liebe, bitte versuche, dich wieder unter Kontrolle zu bringen.«
»Keine Sorge - mir geht es glänzend.« Letty hob ihren Teller in die Höhe und kippte die Austern und die Pommes frites über Philips Kopf, bevor er begriff, wie ihm geschah.
»Hast du den Verstand verloren, Letty?« Philip sprang auf und versuchte hastig, mit der Serviette seinen Anzug zu säubern.
»Eines möchte ich dir noch sagen, Philip Dixon. Ich bin heilfroh, daß die Studentin Gloria mit ihren scharlachroten Lippen aufgetaucht ist. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich noch länger gebraucht, um einzusehen, was für ein unerträglicher Idiot du bist.«
Letty griff nach ihrer Handtasche und ging rasch zur Tür.
Kurz vor dem Ausgang stieß sie mit Joel zusammen. Er legte ihr den Arm um die Schulter und hielt sie fest.
»Schmeckt dir das Essen hier nicht?« erkundigte er sich höflich. »Oder eßt ihr in Illinois Austern immer auf diese Weise?«
»Indiana«, murmelte Letty und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Was tust du denn hier?«
»Ich habe dich gesucht, Chefin. Wir haben eine kleine Krise in der Firma zu bewältigen. Können wir gehen?«
»Natürlich«, flüsterte sie und hob den Kopf. Sie drehte sich nicht mehr um, hörte aber, wie einige Ober herbeigeeilt kamen, um Ordnung zu schaffen. »Nichts wie weg hier.«
Joel nahm ihren Arm und führte sie hinaus. Geschickt bahnte er sich den Weg durch die
Weitere Kostenlose Bücher