Unzaehmbares Verlangen
viele Jahre zurück. Was wollen Sie heute von mir?«
Copeland kniff die Augen zusammen. »Ich werde es Ihnen leichtmachen. Ich gebe zu, daß ich damals einen Fehler begangen habe. Sie verfügen über Mumm - ich hätte Ihnen mein kleines Mädchen geben sollen. Copeland Marine wäre bei Ihnen in guten Händen gewesen.«
»Diese Einsicht kommt ein wenig zu spät, nicht wahr?«
»Der Meinung bin ich nicht.« Victor grinste. »Es gibt keinen Grund, warum wir nicht da weitermachen sollten, wo wir vor fünfzehn Jahren aufgehört haben.«
Joel gab sich keine Mühe, sein Erstaunen zu verbergen. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
»Ich bin zu einem Handel bereit, Blackstone. Sie lassen mir Copeland Marine, und ich gebe Ihnen dafür Diana.«
»Meine Güte.« Joel traute kaum seinen Ohren. »Sie wollen mir Diana geben?«
»Natürlich, warum nicht? Sie waren doch verrückt nach ihr und konnten die Finger nicht von ihr lassen.«
»Das ist schon sehr lange her, Copeland. Die Dinge haben sich geändert. Haben Sie vergessen, daß Diana mit einem anderen Mann verheiratet ist?«
Copeland schnaubte verächtlich. »Escott ist kein Problem. Diana kann sich scheiden lassen. Offen gesagt wäre ich froh, ihn endlich loszuwerden. Er liegt mir ständig mit seinen Verbesserungsvorschlägen in den Ohren. Seiner Meinung nach soll ich die altbewährten Verträge ändern und mir neue Lieferanten suchen. Er ist ein verdammter Narr. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich ihn mit Diana zusammenbrachte, auch das muß ich zugeben.«
»Sie haben in den vergangenen Jahren einige Fehler gemacht, Copeland.« Joel lächelte grimmig. »Der größte war, Dad wegen mir zu entlassen.«
Copeland zuckte zusammen, dann lief sein Gesicht dunkelrot an. »Es war Ihre Schuld, Sie verdammter Mistkerl. Wenn Sie meine Diana in Ruhe gelassen hätten, wäre ich nie auf die Idee gekommen, Ihren Pa zu feuern.«
Alles deine Schuld. Joel versuchte, die Erinnerung zu verdrängen, aber er sah wieder seinen Vater vor sich, wie er ihn durch die Scheibe des Wagens anschrie. Alles deine Schuld!
Er atmete tief durch, wie er es beim Laufen immer tat, und zwang sich, daran zu denken, daß bald alles vorüber sein würde.
»Ich kann verstehen, daß Sie wütend auf mich waren.« Joel legte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. »Aber Sie hatten kein Recht, meinen Dad für etwas zu bestrafen, was ich getan habe.«
»Verdammt, das ist jetzt fünfzehn Jahre her. Ich war stinksauer. Jeder in Echo Cove weiß, daß es besser ist, mich nicht wütend zu machen. Nur Sie anscheinend nicht.«
Joel zuckte die Schultern. »Es wird Sie freuen zu hören, daß das Management von Thornquist Gear beschlossen hat, Copeland Marine noch achtzehn Monate Zeit zu geben, um aus den roten Zahlen zu kommen.«
In Copelands Augen erschien zuerst ein Ausdruck der Erleichterung, dann lächelte er triumphierend. »Ich wußte, daß ihr es euch doch noch überlegen würdet. Das war die Entscheidung der kleinen Miß, nicht wahr? Sie wollte nicht zulassen, daß Copeland Marine geschlossen wird, weil ihr klar ist, was dann mit Echo Cove geschehen würde.«
Endlich, dachte Joel. Das war der Moment, auf den er so lange gewartet hatte. Seltsamerweise verspürte er aber keine Befriedigung, sondern nur eine gewisse Neugier. Er fühlte sich eher wie ein außenstehender Beobachter.
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Copeland. Der Aufschub gilt nur für die Firma, aber nicht für Sie.«
»Zum Teufel, was meinen Sie damit? Niemand außer mir kann das Unternehmen leiten - das wissen Sie verdammt gut. Copeland Marine gehört mir.«
»Nicht mehr. Von heute an sind Sie nicht mehr der Chef der Firma. Als Besitzer der Hauptanteile verfüge ich, daß Sie das Gelände von Copeland Marine nicht mehr betreten, bis ich es Ihnen gestatte.«
Copeland starrte ihn mit offenem Mund an. »Was wollen Sie damit sagen, Sie Mistkerl? Denken Sie, Sie könnten mein Unternehmen von hier leiten?«
»Nein. Ich werde Ihren Schwiegersohn damit beauftragen. Escott wird noch heute nachmittag offiziell das Management übernehmen. Sie sind ab sofort nicht mehr zuständig.«
»Escott? Dieser verweichlichte Schwächling? Copeland Marine ist meine Firma - Sie können sie ihm nicht übergeben!« Copeland sprang auf und ballte die Hände zu Fäusten. »Niemand wird mir Copeland Marine wegnehmen. Haben Sie das verstanden, Blackstone? Niemand!«
Joel stand langsam auf. Er spürte, wie erregt Copeland war, und hoffte beinahe, er
Weitere Kostenlose Bücher