Unzaehmbares Verlangen
sein Interesse an ihr nur vorgetäuscht hatte. Vielleicht hatte er am Abend zuvor nur prüfen wollen, ob er sie mit Sex manipulieren konnte. Wie hatte sie nur vorbehaltlos annehmen können, daß er sich wirklich zu ihr hingezogen fühlte?
Sie setzte sich und lächelte ihn so an, wie sie es bei ihren weniger angenehmen Kollegen von der Fakultät in Vellacott oft genug praktiziert hatte.
»Sehe ich einigermaßen intelligent aus, Mr. Blackstone?«
Joel kniff die Augen zusammen. »Ich glaube nicht, daß du jemals anders aussehen könntest.«
»Sehr charmant. Dann würdest du mir also Zutrauen, kleine Alltagsprobleme selbständig zu lösen? Denkst du, ich könnte einige Telefonate und Termine bewältigen? Vielleicht sogar rechtzeitig zu einem Meeting kommen, wenn ich mich sehr anstrenge? Natürlich nur, wenn mich jemand entsprechend informieren würde.«
Joel warf seinen Stift auf den Schreibtisch und lehnte sich zurück. »Würdest du mir verraten, um welches Spiel es sich hier handelt?«
»Das ist eine gute Frage.« Sie lächelte kühl. »Ich habe den Eindruck, daß du selbst dieses Spiel erfunden hast. Auf alle Fälle haben wir es bisher nach deinen Regeln gespielt.«
»Du benimmst dich heute sehr seltsam, Letty. Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist? Bist du wegen gestern abend verärgert? Dazu gibt es keinen Grund. Ich dachte, wir hätten uns geeinigt.«
»Das dachte ich auch.« Letty knallte den Computerauszug auf den Tisch. »Ich habe gestern mit meinem Ex-Verlobten gesprochen.«
»Dixon hat dich angerufen?«
»Ja. In meiner Wohnung. Sicher kannst du dir meine Überraschung vorstellen, als ich erfuhr, daß er tagelang versuchte, mich in der Firma zu erreichen. Anscheinend hatte mein Sekretär die Anweisung, diese Gespräche nicht durchzustellen.«
Joel zuckte unbekümmert die Schultern. »Ich habe Bigley gesagt, er solle dich damit nicht belästigen.«
»Du hast ihm auch noch einige andere Anweisungen gegeben«, erklärte Letty ruhig. »Anweisungen, die mich von den Geschäften der Firma fernhalten sollten.«
»Hör zu, Letty. Dir gehört zwar diese Firma, aber du leitest sie nicht. Anscheinend hast du diesen Unterschied immer noch nicht begriffen. Ich sagte dir schon gestern, daß die Angestellten wissen müssen, wer hier die Entscheidungen trifft.«
»Deshalb hast du große Anstrengungen unternommen, diesen Punkt klarzustellen.«
»Du machst eine hervorragende Lasagne, Letty, und du
bist verteufelt sexy, aber du leitest dieses Unternehmen nicht. Ich bin der Geschäftsführer - entweder läuft hier alles so, wie ich es will, oder es geschieht gar nichts.«
Verteufelt sexy? Letty verdrängte diese Bemerkung rasch
- damit würde sie sich später beschäftigen. »Ich habe dir gesagt, daß ich deine Position als Geschäftsführer respektiere. Du scheinst nur zu vergessen, daß Thornquist Gear mir gehört.«
»Keine Sorge - daran denke ich ständig.«
»Ich bestehe darauf, über alles informiert zu werden. Mein Sekretär wird ab sofort nur noch meine Anweisungen entgegennehmen. Außerdem werde ich selbst entscheiden, mit wem ich sprechen möchte. Und ich werde an allen wichtigen Sitzungen teilnehmen. Hör endlich auf, so zu tun, als gehörte die Firma immer noch dem güten alten Großonkel Charlie. Jetzt bin ich die Firmeninhaberin.«
Joel beugte sich vor und funkelte sie zornig an. »Verdammt, Letty...«
»Im Büro bin ich für dich Miß Thornquist.«
»Also gut, Miß Thornquist. Wenn Charlie noch leben würde, wäre er jetzt dabei, einen Verkaufsvertrag aufzusetzen. Wir hatten geplant, daß ich die Firma übernehme. Thornquist sollte mir gehören.«
»Nun, jetzt bin ich die Besitzerin.«
»Zum Teufel, das weiß ich.«
Lettys Hände zitterten leicht, als sie spürte, wie aufgebracht Joel war. »Ich will keinen Streit, Joel.«
»Dann geh zurück in dein Büro und kümmere dich um die verdammte Gebrauchsanweisung für das neue Zelt. Und laß mich in Ruhe Thornquist Gear leiten.«
»Ich möchte, daß wir Zusammenarbeiten.«
»Kein Problem - solange du dich nicht in meine Arbeit einmischst.«
Letty holte tief Luft. »Du möchtest, daß ich verschwinde, nicht wahr?«
»Ich habe dir schon gesagt, was ich will. Verkauf mir die Firma.«
»Dazu bin ich nicht bereit.«
»Ich weiß. Du möchtest Thornquist benutzen, um dich selbst zu finden, oder?« Er stand auf und ging zum Fenster hinüber. »Die Firma, für die ich zehn Jahre meines Lebens geopfert habe, soll Schwung in dein Leben
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