Unzaehmbares Verlangen
das Leben für Joel dadurch noch schwerer. Er mußte mit seinem Schmerz allein fertig werden. Damals, in jenem Sommer, nahm er dann einen Job bei Copeland Marine an. Er stürzte sich in die Arbeit, und in seiner Freizeit vergrub er sich in Büchern.«
Letty konnte sich gut vorstellen, wie Joel als einsamer junger Mann versucht hatte, sich durch Lesen von seiner Trauer abzulenken. Auch sie hatte immer Zuflucht in Büchern gesucht. »Dann war diese Bücherei sicher sehr wichtig für ihn.«
»Ja, er hat viele Stunden hier verbracht.« Angie lächelte traurig. »Wenn Copeland Marine schließen muß, wird es die Bibliothek wohl nicht mehr lange geben. Es wäre ein Jammer, wenn wir sie schließen müßten. Joel war nicht er einzige, der hier Trost suchte.«
Eine halbe Stunde später fand Letty auf einem Mikrofilm, wonach sie gesucht hatte. Der Artikel war nicht sehr ausführlich. In wenigen Absätzen wurde berichtet, daß Harold
- Hank - Blackstone am Abend zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Er hinterließ einen Sohn mit dem Namen Joel.
8
Joel lief im Zimmer umher wie ein Löwe im Käfig. Eigentlich sollte ich mich eher fühlen wie ein eingesperrter Vogel, dachte er erbittert. Nur ein Idiot mit einem Spatzenhirn konnte sich in so eine verzwickte Situation bringen.
Er spürte, wie ihm die Kontrolle über seine Pläne aus der Hand glitt.
Jedesmal, wenn er vom Fenster zur Tür lief, mußte er am Bett Vorbeigehen. Das Zimmermädchen war noch nicht erschienen, und der Anblick der zerwühlten Laken machte ihn beinahe verrückt. Das Bett erinnerte ihn daran, wie Letty vergangene Nacht in seinen Armen gelegen hatte.
Er blieb davor stehen, hob das Laken auf und preßte es gegen sein Gesicht. Dann atmete er tief ein.
Es roch eindeutig nach Letty. Diesen berauschenden Duft würde er sein Leben lang nicht mehr vergessen - er reichte aus, um ihn sogar jetzt in Erregung zu versetzen.
Verdammt, er hätte es nicht zulassen dürfen, daß sie sich mit Copeland zum Frühstück traf.
Joel ließ das Laken fallen und ging wieder zum Fenster. Er wußte, er hätte sie nicht aufhalten können. Schließlich war sie der Boß.
»Du bist der Boß. Sag mir, was du möchtest, Letty.«
»O Joel, das tut so gut. Ich kam es kaum fassen.«
Es war ihr erster richtiger Orgasmus gewesen - darauf ging er jede Wette ein. Und er hatte ihn ihr verschafft. Hoffentlich vergaß sie das nicht.
Die Reaktionen ihres Körpers waren unglaublich - so etwas hatte er noch bei keiner anderen Frau erlebt. In Letty steckte eine wilde Leidenschaft, die erst geweckt werden mußte, damit sie sie genießen konnte. Sie brauchte nur ein wenig Erfahrung mit dem richtigen Mann.
Falsch, sie brauchte Erfahrung mit ihm! Je mehr, desto besser.
Beim nächsten Mal wollte er in ihr sein, wenn er zum Höhepunkt kam. Er wollte spüren, wenn sich ihre Bauchmuskeln zusammenzogen und die Anspannung dann nach dem Gipfel nachließ. Sie sollte ihre Nägel in seinen Rücken graben und ihn ganz tief in sich aufnehmen.
Am Ausdruck ihrer Augen würde er sehen, ob sie nur bei ihm so stark reagierte. Er hoffte es sehr - es mußte einfach so sein. Aber machte er sich da nicht etwas vor? Letty war eine sehr sinnliche Frau, das hatte er von Anfang an gewußt.
Er riß seinen Blick vom Bett los und starrte zum Fenster hinaus auf den Hafen. Egal, was Copeland, dieser Mistkerl, ihr heute erzählen würde - es war zu spät. Letty würde einsehen müssen, daß Copeland Marine unhaltbar war. Sie konnte es nicht verantworten, auch nur einen weiteren Pfennig in das marode Unternehmen zu stecken.
Als es an der Tür klopfte, fuhr er zusammen. Das mußte Letty sein. Er drehte sich rasch um und durchquerte den Raum mit langen Schritten.
»Es wird aber auch Zeit, daß du zurückkommst«, meinte er, als er die Tür aufriß. Verblüfft starrte er die Frau an, die vor ihm stand. »Diana? Was, zum Teufel, willst du hier?«
Sie warf ihm einen scheuen Blick zu. »Ich muß mit dir sprechen, Joel. Denkst du nicht, daß ich das von dir erwarten kann?«
Er zwang sich zur Ruhe. Hier ging es um geschäftliche Dinge, deshalb mußte er seinen Zorn hinunterschlucken, um klar und vernünftig denken zu können. »Ich glaube nicht, daß ich dir etwas schuldig bin«, erwiderte er kühl und sah auf seine Armbanduhr. »Aber ich habe einige Minuten Zeit. Also, um was geht es?«
»Du haßt mich wirklich«, flüsterte sie.
Joel runzelte die Stirn. »Nein, das stimmt nicht.«
»Das freut mich.« Sie
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