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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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habe ihn selbst auf frischer Tat ertappt.«
    »Was geschah dann?« fragte Letty vorsichtig.
    Copeland zuckte die Schultern und zog eine Grimasse. »Ich tat, was jeder Vater in so einer Situation tun würde -ich machte ihm klar, daß ich ihn erschießen würde, wenn er es noch einmal wagen sollte, meine Tochter anzufassen. Dann sagte ich ihm, er solle verschwinden. Einige Tage später verließ er die Stadt.«
    »Einfach so?«
    Copeland seufzte tief. »Nein. Am nächsten Tag kam er in mein Büro und bedrohte mich. Ich ließ ihn von meinen Männern hinauswerfen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Bis gestern abend.«
    »Es muß ein Schock für Sie gewesen sein, als Sie herausfanden, daß er hinter der Übernahme von Copeland Marine steckt.«
    »Natürlich. Ein gewaltiger Schock, Letty.« Victor warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Wollen Sie noch etwas wissen?«
    »Was?«
    »Als Diana vor drei Jahren diesen Schwächling Escott heiratete, kamen mir Zweifel, ob ich vor fünfzehn Jahren nicht einen Fehler gemacht hatte. Blackstone hat zumindest Mut -das muß ich ihm lassen.«
    Letty blieb vor dem kleinen Backsteingebäude stehen, das ihr auf dem Weg zum Cafe bereits aufgefallen war. Die Gravur in der Steinplatte über dem Eingang verriet, daß es sich um die öffentliche Bibliothek von Echo Cove handelte. Sie ging die Stufen hinauf und öffnete die Tür.
    Die Bücherei war sehr klein, aber Letty fühlte sich sofort wie zu Hause. Eine Bibliothek verband sie wie immer mit den Gedanken an Kultur und Zivilisation - hier konnte man die besten Dinge finden, die sich die Menschheit seit den Tagen des antiken Alexandria ausgedacht hatte.
    Letty sah in diesen Einrichtungen eine große Hoffnung für die Zukunft. Wenn die verschiedenen Völker genug Menschenverstand aufbrächten und Informationen sammelten, so daß sie jedermann zugänglich wären, würde sich vielleicht eines Tages jemand finden, der diesen Erfahrungsschatz nutzen könnte, um Kriege zu beenden oder all die anderen Leiden der Menschheit zu bekämpfen.
    Letty fand ihre Arbeit als Chefin eines großen Unternehmens sehr interessant, aber in ihrem Innersten war sie immer noch eine leidenschaftliche Bibliothekarin.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte die Frau mittleren Alters hinter dem Informationstisch freundlich.
    »Bewahren Sie Ausgaben der örtlichen Zeitungen auf?«
    »Natürlich. Sie werden alle sechs Monate auf Mikrofilm gespeichert. An welchem Zeitraum sind Sie interessiert?«
    »Ich möchte mir mehrere Exemplare ansehen«, erwiderte Letty ausweichend.
    »Selbstverständlich.« Die Frau stand auf und führte sie zu einem Lesegerät in der gegenüberliegenden Ecke. Dann deutete sie auf einen kleinen Schrank. »Hier finden Sie die Filme - sie sind nach Jahreszahlen geordnet.«
    »Vielen Dank. Letty zog eine der Schubladen heraus.
    Die Bibliothekarin räusperte sich. »Sie sind Miß Thornquist, nicht wahr? Joel Blackstone ist mit Ihnen hierhergekommen.«
    Letty hob die Augenbrauen. »Das hat sich ja schnell herumgesprochen.«
    »Ich bin Angie Taylor«, sagte die Bibliothekarin und lächelte verlegen. »Mein Mann und ich waren gestern abend auch im Sea Grill. Es kommt nicht oft vor, daß jemand es wagt, Victor Copeland einfach sitzenzulassen. Er war nicht sehr erfreut darüber.«
    »Es war für alle eine peinliche Situation«, murmelte Letty.
    »Nur Joel Blackstone machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Jeder weiß, daß er Copeland haßt. Es geht mich eigentlich nichts an, aber mein Mann arbeitet für das Unternehmen. Wir haben den größten Teil unseres Lebens in dieser Stadt verbracht. Stimmt es wirklich, daß Copeland in finanziellen Schwierigkeiten steckt?«
    »Tut mir leid, Mrs. Taylor, aber darüber kann ich nicht sprechen.«
    Angie seufzte enttäuscht. »Das habe ich befürchtet.« Sie schüttelte den Kopf. »Jeder im Restaurant wußte sofort, daß es Ärger geben würde, als Joel Blackstone hereinkam. Es gibt nur einen Grund für ihn nach Echo Cove zurückzukommen - er will sich an Victor Copeland rächen.«
    »Kannten Sie Joel gut?« fragte Letty vorsichtig.
    »Nein. Ich glaube, das tat niemand hier. Joel war schon als Teenager ein sehr verschlossener Mensch. Als ich anfing, in dieser Bücherei zu arbeiten, ging er noch zur Schule.«
    »Kam er oft hierher?«
    Angie nickte. »Nachdem seine Mutter gestorben war, verbrachte er viel Zeit in unserer Bibliothek. Sein Vater fing zu trinken an - er konnte den Tod seiner Frau nicht überwinden. Natürlich wurde

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