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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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passenden Pullover übergestreift und versuchte gerade, ihr widerspenstiges Haar mit einer Spange zu bändigen, als es klopfte. Sie legte die Bürste beiseite und ging zur Tür, um zu öffnen.
    Vor ihr stand Keith Escott. Er hatte ein blaues Auge und sah sie ernst und etwas beschämt an. In der Hand hielt er einen Aktenordner.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich wollte unbedingt mit Ihnen unter vier Augen sprechen, und das scheint mir die letzte Möglichkeit dafür zu sein. Kann ich hereinkommen? Es wird nicht lange dauern.«
    Letty warf unsicher einen Blick über die Schulter. Das Bett war noch nicht gemacht, und aus dem Badezimmer drang Dampf. Als Bibliothekarin war sie nie in eine solche Situation geraten.
    »Sollen wir in das Cafe hinuntergehen?« fragte sie zögernd.
    »Da sitzen eine Menge Leute, die mich kennen. Ich möchte lieber allein mit Ihnen sprechen.«
    Letty nickte. »Natürlich. Entschuldigen Sie die Unordnung. Das Zimmermädchen war noch nicht hier.«
    »Bei Copeland Marine sieht es derzeit viel schlimmer aus, das können Sie mir glauben. Deshalb wollte ich auch mit Ihnen reden.« Keith ging zielstrebig auf den Tisch am Fenster zu und setzte sich, ohne sich im Zimmer umzusehen. Dann breitete er die mitgebrachten Unterlagen aus.
    »Was haben Sie da?« Letty folgte ihm langsam und nahm am anderen Ende des Tisches Platz.
    »Das ist ein Fünf-Jahres-Plan zur Sanierung der Firma. Ich habe mit Hilfe einiger Computerkalkulationen sechs Monate lang daran gearbeitet.«
    »Aha.«
    »Bitte - werfen Sie nur einen Blick darauf und beurteilen sie den Plan objektiv. Ich glaube fest daran, daß wir Copeland Marine sanieren können, wenn wir Umschuldungen durchführen und einige Änderungen im Management veranlassen.«
    »Victor Copeland denkt, das Unternehmen könnte in einigen Monaten aus den roten Zahlen herauskommen.«
    Keith schüttelte ungeduldig den Kopf. »Auf keinen Fall. Nicht auf die Art, wie er sich das vorstellt. Blackstone hat recht. Copeland Marine steuert dem Ruin entgegen, und
    Victor Copeland hat keine Ahnung, was er dagegen unternehmen soll. Er ist viel zu begriffsstutzig.«
    »Meinen Sie damit, er will von Neuerungen nichts wissen?«
    »Copeland ist nicht mit der Zeit gegangen - dafür muß er jetzt bezahlen. Seit drei Jahren versuche ich, ihm das klarzumachen.« Keith verzog das Gesicht. »Aber von mir will er keinen Rat annehmen.«
    »Aber er hat Ihnen doch eine Schlüsselposition in seinem Unternehmen anvertraut.«
    »Nur auf dem Papier«, entgegnete Keith bitter. »Natürlich habe ich Zugang zu den Umsatzzahlen, aber meistens erledige ich nur Routinearbeiten. Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich damit, mit dem Computer neue Methoden zur Betriebsführung auszutüfteln, aber mein Schwiegervater hält nichts davon. Er glaubt, ich wäre ein Schwachkopf, der davon keine Ahnung hat.«
    Letty überlegte einen Moment. »Mir scheint, Victor Copeland hat nur vor wenigen Menschen Respekt.«
    »Copeland respektiert nur Typen, die größer, stärker und rücksichtsloser sind als er.«
    »Ein altmodischer Mann«, murmelte Letty. »Warum geben Sie Ihren Job bei Copeland Marine nicht auf, wenn es Ihnen nicht gefällt, für Ihren Schwiegervater zu arbeiten?«
    »Können Sie sich das nicht denken? Ich bin mit der Tochter des Chefs verheiratet. Diana will die Stadt nicht verlassen, und sie möchte, daß ich für Copeland Marine arbeite, solange es ihrem Vater gefällt. Ich habe in den letzten drei Jahren versucht, das Beste daraus zu machen.«
    »Alles nur für Daddy?« Letty beugte sich interessiert vor.
    Keith kniff die Augen zusammen. »Diana hat ihre Gründe. Zuerst dachte sie wohl, ihr Vater würde mir den Betrieb übergeben. Immerhin hat er uns zusammengebracht und sich für eine Heirat ausgesprochen.«
    »Und jetzt will er davon nichts mehr wissen?«
    Keith lächelte müde. »Ich dachte schon, ich könnte bei Copeland Marine erst etwas werden, wenn Victor Copeland einmal tot ist. Aber als Thornquist Gear vor einem Jahr die
    Mehrheit erwarb, sah ich die Sache in einem anderen Licht.«
    »Wären Sie denn bereit, die Leitung der Firma zu übernehmen?« Letty sah ihn forschend an.
    Keith zuckte die Schultern. »Ich hoffe, es hört sich nicht arrogant an, aber ich bin der einzige, der das Unternehmen retten kann. Natürlich nur mit Ihrer Hilfe und der Unterstützung von Thornquist Gear. Die Firma ist es wert, gerettet zu werden. Die wirtschaftliche Lage der ganzen Stadt hängt davon ab. Es wird

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