Unzaehmbares Verlangen
konnte sich einfach noch nicht mit dem Gedanken abfinden, daß ihm seine Rachepläne für Copeland Marine möglicherweise entglitten.
Später im Büro brütete er wieder über Escotts Aufzeichnungen und mußte sich eingestehen, daß seine Ideen vielleicht zu verwirklichen waren. Joel hatte heimlich gehofft, einen Fehler zu finden und Letty beweisen zu können, daß es keine Chance gab, Copeland Marine zu retten. Leider hatte Escott aber einen brillanten Plan ausgearbeitet. Er hatte das Potential der Firma genau verdeutlicht und eine realistische Methode zur Sanierung des Unternehmens dargestellt. Es wäre für Joel viel einfacher gewesen, wenn er Letty einen logischen Grund hätte nennen können, um die Liquidierung der Firma zu rechtfertigen.
Die Stimme seiner Sekretärin über die Sprechanlage riß Joel aus seinen Gedanken.
»Eine Mrs. Diana Escott möchte Sie sprechen, Sir. Wollen Sie sie empfangen?« Mrs. Sedgewicks kühler Tonfall drückte deutlich ihre Mißbilligung aus.
Verdammt, dachte Joel. Das fehlte ihm gerade noch. »Schicken Sie sie herein, Mrs. Sedgewick.«
Als Diana sein Büro betrat, stieg Joel ihr schweres Parfüm in die Nase. Letty benutzte nie Parfüm. Er konnte künstliche Gerüche nicht leiden - Letty roch gut, und das hatte nichts mit kosmetischen Produkten zu tun.
»Hallo, Joel.«
»Was für eine Überraschung.« Joel stand langsam auf. »Bitte nimm Platz, Diana.«
»Danke.«
Diana setzte sich ihm gegenüber. Sie trug ein schickes schwarz-weißes Kostüm, das ihre Figur vorteilhaft zur Geltung brachte. Die Jacke war eng tailliert und reichte bis über die Hüften. Als sie die Beine übereinanderschlug, fiel Joels Blick unwillkürlich auf die schwarzen, glänzenden Pumps.
»Du hast es weit gebracht«, bemerkte sie und sah sich aufmerksam um.
»Ich bin zufrieden. Was kann ich für dich tun, Diana?«
»Kannst du dir nicht denken, warum ich hier bin?«
Joel lehnte sich zurück. »Sag es mir.«
»Keith hat mir erzählt, daß er dir seinen Fünf-Jahres-Plan gegeben hat.«
»Nicht mir, sondern Letty. Ich meine, Miß Thornquist.«
Diana winkte geringschätzig ab. »Wir alle wissen, wer Thornquist Gear leitet.«
»Tatsächlich? Ich bin mir da nicht so sicher.«
Diana funkelte ihn aufgebracht an. »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Joel. Seit du Echo Cove verlassen hast, habe ich eine Menge erfahren. Diese Letty Thornquist hat die Firma erst vor kurzem geerbt. Bisher arbeitete sie irgendwo im Mittleren Westen als Bibliothekarin. Sie versteht also rein gar nichts vom Geschäft.«
»Woher hast du denn diese Informationen?«
»Ein gewisser Philip Dixon war gestern bei Daddy.«
»Dixon? Er war in Echo Cove?« Joel beugte sich ruckartig vor. »Dieser Mistkerl.«
Diana runzelte die Stirn. »Kennst du ihn?«
»Ja.«
»Er hat erzählt, daß er Letty Thornquist bald heiraten und dann die Firma übernehmen wird. Ich glaube, Dad versucht deshalb, mit ihm zu verhandeln.«
Joel dachte einen Augenblick nach. »Dein Vater denkt also, Dixon wäre sein Ansprechpartner?«
»Stimmt das denn nicht? Es ist alles so verwirrend. Wenn du wirklich vorhast, Copeland Marine zu schließen, dann tu es jetzt, damit wir es hinter uns haben. Die Situation wird allmählich unerträglich.«
Joel setzte zu einer Antwort an, als er plötzlich Stimmen aus dem Vorzimmer hörte.
»Bitte lassen Sie mich vorbei, Mrs. Sedgewick. Ich möchte Mr. Blackstone sofort sprechen. Haben Sie das verstanden?« Letty sprach so laut und bestimmt, daß trotz der geschlossenen Tür jedes Wort zu verstehen war.
»Ich kann nicht zulassen, daß Sie ihn stören, wenn er eine Besprechung hat«, entgegnete Mrs. Sedgewick energisch. »Ich sagte Ihnen bereits, er hat Besuch.«
»Das weiß ich. Arthur hat mir Bescheid gegeben. Und jetzt gehen Sie endlich aus dem Weg.«
Die Tür flog auf, und Letty stürmte herein. Wenn Joel nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, daß ihr blaues Kostüm am Morgen noch frisch gebügelt war, hätte er es jetzt nicht mehr geglaubt. Lettys Brille war verrutscht, und sie war ein wenig außer Atem. Ihre Augen blitzten vor Zorn.
Mrs. Sedgewick versuchte, Letty am Saum ihrer Jacke festzuhalten. »Ich konnte sie nicht aufhalten, Mr. Blackstone«, erklärte sie hilflos.
»Danke, Mrs. Sedgewick. Ich weiß, Sie haben ihr Bestes getan.« Joel unterdrückte ein Lachen und stand auf. »Kann ich etwas für Sie tun, Miß Thornquist?« fragte er betont höflich.
»Ja, allerdings.« Letty schob Mrs. Sedgewick hinaus
Weitere Kostenlose Bücher