Unzertrennlich
Quittung.«
Während der Fahrer schrieb, sah sie zu den Fenstern ihrer Wohnung hoch. Sie waren erleuchtet. Sofort sank ihre Laune. Lars war da. Oder Einbrecher. Das Letztere hätte sie wahrscheinlich weniger genervt, die würden wenigstens abhauen, wenn sie die Wohnung betrat. Lars nicht.
Der Taxifahrer gab ihr die Quittung und stieg mit aus, um ihr den kleinen Koffer und die Laptop-Tasche aus dem Kofferraum zu holen.
»Bitte schön. Dann noch einen flotten Abend.«
Dani nahm ihr Gepäck und ging auf die Haustür zu. Von wegen schöner Abend, dachte sie, vielleicht könnten Sie diesen Typen in meiner Wohnung mitnehmen und irgendwo entsorgen. Dann würde es vielleicht noch ein schöner Abend.
Im Fahrstuhl drückte sie den Knopf für die fünfte Etage und lehnte ihre Stirn an die kalte Metallwand. Sie war Personalchefin einer großen Berliner Software-Firma. Vier Tage lang hatte sie in Düsseldorf Einstellungsgespräche geführt und versucht, Mitarbeiterstrukturen aufzubauen. Sie brauchten zwanzig neue Leute, fünfzig waren zum Vorstellungsgespräch eingeladen, es waren Großkampftage gewesen. Abends hatte sie mit dem Vertriebschef und seiner Assistentin im Hotelrestaurant gegessen und war mit ihnen die Bewerber durchgegangen, anschließend hatte es einen Absacker in der Hotelbar gegeben, kein Arbeitstag endete vor Mitternacht.
Der Aufzug kam mit einem leichten Ruck zum Stehen. Im Flugzeug hatte Dani gemerkt, wie kaputt sie war, sie wollte ein Bad, ein Glas Rotwein, Harald Schmidt im Fernsehen und früh ins Bett. Warum hatte sie Lars ihren Hausschlüssel gegeben und warum hatte sie bloß seine gestrige SMS, »Ich freue mich auf dich«, nicht beantwortet? Du bist selbst schuld, dachte sie, holte tief Luft und schloss die Wohnungstür auf.
Sofort kam er ihr entgegen.
»Warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte dich doch vom Flughafen abgeholt, ich habe versucht, dich zu erreichen, dein Handy war aber den ganzen Nachmittag aus.«
Er nahm ihr die Taschen aus der Hand und umarmte sie. Dani merkte, dass sie ihren Rücken steif machte, Lars merkte es auch. Er ließ sie los und sah sie mitfühlend an.
»Du bist bestimmt kaputt, das dachte ich mir schon, ich habe eine Kleinigkeit zu essen gemacht, komm erst mal an. Ich bin froh, dass du wieder da bist. Ich mache schnell die Suppe warm, vielleicht willst du erst mal duschen.«
»Ich habe keinen Hunger, ich habe im Flieger schon etwas gegessen.« Als Dani Lars’ enttäuschtes Gesicht sah, bekam sie gleich ein schlechtes Gewissen. »Aber ich hätte gern ein Glas Rotwein, machst du mal eine Flasche auf? Ich gehe schnell duschen.«
Lars strahlte sie an, Dani floh ins Badezimmer.
Als sie unter der Dusche stand, drehte sie die Temperatur höher und schloss die Augen. Lars. Sie hatten sich vor einem halben Jahr auf einer Computermesse in München kennen gelernt. Es war auf einer der zahlreichen Messepartys. Dani stand inmitten von Computerfachleuten in schwarzen Anzügen, alle wichtig, borniert und angetrunken. Danis Pumps drückten, sie schwitzte in dem engen Kostüm und fand die Veranstaltung sterbenslangweilig. Und dann stand plötzlich dieser Typ in Jeans, Jackett und offenem Hemd vor ihr. Kein Schlips, die blonden Haare zerzaust und Grübchen beim Lächeln. »Na, schöne Frau, würden Sie mit mir durchbrennen?«
Die Anmache war bescheuert, aber der Typ nicht schlecht und Dani, die sonst selten Alkohol trank, von den zwei Gläsern Sekt bereits angetrunken. Also saßen sie eine Stunde später in der Bar von Danis Hotel und erzählten sich alberne Dinge. Sie kamen beide aus Berlin, was Dani in ihrem betrunkenen Zustand als Zeichen verstand. Das war auch alles an Gemeinsamkeiten. Lars testete Computerspiele für eine Zeitschrift, er war 32, also zehn Jahre jünger als sie, liebte Actionfilme und Boxen. Er sah Dani hingerissen an, was ihr schmeichelte, sie nahm ihn mit auf ihr Zimmer. Sie hatte ihren letzten Liebhaber vor acht Monaten aus ihrem Leben geschmissen, der Sex hatte ihr gefehlt. Und Lars roch gut und fühlte sich noch besser an. Dani trank das vierte Glas Sekt und zog ihn aus. Er war ein unglaublich guter Liebhaber, die Kollegen am Messestand sagten ihr am nächsten Morgen, dass sie großartig aussähe, trotz des Messerummels. Dani war zufrieden.
Sie spülte das Shampoo aus den Haaren und stellte die Dusche ab. Während sie sich abtrocknete, betrachtete sie sich im Spiegel. Sie war sehr schlank und joggte jeden Morgen. Trotzdem sah ihr Körper nicht
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