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Unzertrennlich

Unzertrennlich

Titel: Unzertrennlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Irgendwann saß aber ein dickes Kind auf der einen Seite und da ging der Balken dann nicht mehr hoch.«
    Sven lachte leise. »Komm mal her.« Er zog sie näher zu sich und nahm sie in den Arm. »Ich könnte dir jetzt sagen, dass du viel zu schade für so was bist, dass es viel einfacher mit mir wäre, dass du Richard in den Wind oder zurück zur Gattin schießen solltest, was auch immer. Das hilft dir wahrscheinlich nicht viel weiter. Wir können uns also nur gemeinsam betrinken und uns alberne Geschichten erzählen und abwarten, was das mit uns macht. Oder hast du eine bessere Idee?«
    Christine sah ihm in die Augen. Sehr grün. Dann schloss sie ihre. Und küsste ihn.
    Sie hatten sich gestern Abend nicht richtig betrunken, sie hatten auf dem Sofa miteinander geschlafen. Danach kamen Christine wieder die Tränen, sie wusste nicht, ob es die Hormone oder der SMS-Ton ihres Handys waren. Sie musste nicht nachsehen, die Mitteilung konnte nur von Richard sein. Gegen ein Uhr wollte Christine nach Hause, im Taxi sah sie sich die SMS an.
    »Hab dich lieb, Richard.«
    Sie dachte daran, dass Sven das Handy ebenfalls gehört hatte, dass er darin den Grund für ihren Aufbruch vermutete. Sie tippte eine Mitteilung: »Es war schön, du bist großartig, lass uns morgen zusammen frühstücken. Küsse, C.«
    Sie achtete darauf, auch wirklich Svens Nummer zu nehmen.
    Seine Antwort kam postwendend: »11.00Uhr bei Prüsse, sortiere dich. Kuss.«
    Und jetzt liefen sie um die Alster. Und Sven schwieg die meiste Zeit.
    Christine blieb abrupt stehen. »Sprich doch bitte mit mir.«
    Sven sah sie verblüfft an. »Ich denke, du willst nicht reden. Ich beiße mir die ganzen Kilometer lang auf die Unterlippe, weil ich dich nichts fragen wollte.«
    »Wieso das denn? Ich überlege die ganze Zeit, was ich falsch gemacht habe.«
    »Christine.« Sven zog sie am Ärmel an sich. »Du hast nichts falsch gemacht. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich hatte befürchtet, dass ich deine traurige Stimmung ausgenutzt habe, um mit dir an Ort und Stelle zu schlafen. Und dass du mir das übel nimmst, weil du vorhin beim Frühstück so schweigsam warst.«
    »Ich kann morgens einfach noch nicht viel reden. Und ich dachte, du bist sauer, weil ich nicht bei dir geblieben, sondern nach Hause gefahren bin. Was übrigens nichts mit dieser SMS zu tun gehabt hat.«
    Sven küsste sie auf die Stirn. »Und wenn schon. Ich kann ja nicht erwarten, dass du ein dreijähriges Problem nach einer Nacht löst. Mensch, wir müssen reden. Da laufen wir fast eine Stunde stumm um die Alster. So wird das nichts. Also, sprich mir nach: Ich gelobe Besserung.«
    Christine küsste ihn aufs Kinn. »Ich gelobe Besserung. Und im Übrigen wollte ich das auch, die Sache auf der Couch.«
    »Na, dann sind wir uns ja einig und kriegen den Rest wohl auch noch hin. Und jetzt trinken wir in der ›Alsterperle‹ ein Wochenendbier. Ich lade dich ein.«
    Sie stellten sich in die Schlange vor dem Selbstbedienungstresen. Christine spürte Svens Bauch an ihrem Rücken und fühlte sich mit ihm, inmitten der Menschen, vor denen sie sich nicht verstellen musste, unglaublich gut.
Hamburg
    Dorothea und Georg verließen das Restaurant und knöpften sich draußen die Jacken zu. Dorothea holte ihre Mütze aus der Tasche und stülpte sie sich über den Kopf.
    »Es ist scheißkalt. Ich hasse den November. Wieso hat deine Schwester nicht im Mai Geburtstag?«
    »Weil der November dann trotzdem kalt wäre«, antwortete Georg.
    »Blöde Antwort.«
    »War ja auch eine blöde Frage.« Georg musterte Dorotheas Mütze. Schreiend bunt mit drei Bommeln. »Schöne Mütze und so praktisch, man findet dich auch schnell, wenn du irgendwo im Wasser treibst.«
    Dorothea strich über ihren Kopf. »Du bist nur neidisch, weil du kein Mützengesicht hast. Diese Mütze ist sensationell.«
    Georg lachte. »O ja. Wollen wir noch ein Stück laufen? Oder musst du los?«
    Dorothea sah auf die Uhr. »Meinetwegen, es ist ja noch früh, ich muss erst nachmittags arbeiten.«
    Sie waren im »Indochine« gewesen, wo in zwei Tagen die Überraschungsfeier stattfinden sollte. Ines hatte ihnen die Liste der Gäste gegeben, Dorothea und Georg hatten das Essen bestellt und mit der Bedienung die letzten Details besprochen.
    Georg hatte Dorotheas Euphorie mit einer gewissen Skepsis beobachtet. Er selbst hasste Überraschungen jeder Art, für ihn wäre ein solcher Abend der absolute Supergau. In seiner Vorstellung reihten sich pickelige Jungengesichter

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