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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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quietschenden Reifen um die nächste Ecke – Richtung Brookline, wie Art feststellte. Art stieg wieder in seinen Leihwagen, fuhr von der Standspur herunter und bat sein Komset, die günstigste Route zum Hotel zu berechnen. Den Rest der Strecke legte er in dumpfem Schweigen zurück.

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    Als ich zwei Tage hier war, ließen sie mich mit meiner Großmutter telefonieren. Ich war mir völlig sicher, dass Linda sie bereits angerufen und über meinen angeblichen Nervenzusammenbruch unterrichtet hatte. Bestimmt hatte Linda perfekt hysterische Besorgnis geheuchelt und Oma damit jeden Zweifel an meinem Ausrasten genommen.
    Zumal Oma ohnehin schon lange den Verdacht hegte, bei mir müsse eine Schraube locker sein.
    »Hallo, Oma«, meldete ich mich.
    »Arthur! Mein Gott, wie geht’s dir?«
    »Gut, Oma. Das Ganze ist sowieso nur ein Irrtum.«
    »Ein Irrtum? Deine Freundin hat mich angerufen und mir erzählt, was du in London getan hast.
    Arthur, du brauchst Hilfe.«
    »Was hat Linda denn gesagt?«
    »Dass du einem Kollegen mit Mord gedroht hast und auch ihr gedroht hast, du würdest sie umbringen. Dass du ein Messer dabeihattest. Oh, Arthur, ich mache mir solche Sorgen …«
    »Das ist nicht wahr, Oma. Sie hat dich ange-logen.«

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    »Sie hat schon angekündigt, dass du das behaupten würdest.«
    »Wundert mich nicht. Sie und Fede – ein Kerl, mit dem ich in London zusammengearbeitet habe
    – wollen mich loswerden. Sie haben mich einsperren lassen. Ich hatte eine geschäftliche Vereinbarung mit Fede. Wir wollten eine meiner Ideen an eine Firma in New Jersey verkaufen. Aber Linda hat ihn dazu überredet, sie stattdessen an einige Bekannte von ihr in Los Angeles zu verkaufen, deshalb haben sie etwas ausgeheckt, um mich aus dem Geschäft rauszudrängen. Als ich dahinterge-kommen bin, haben sie mich abholen lassen. Lass mich raten: Sie hat dir gesagt, dass ich auch das behaupten würde, stimmt’s?«
    »Arthur, ich weiß …«
    »Du weißt, dass ich ein netter Junge bin, schließlich hast du mich großgezogen. Ich bin nicht verrückt, verstehst du? Sie wollten mich einfach so lange aus dem Weg haben, bis ihr Geschäft abgeschlossen ist. In ein, zwei Wochen bin ich wieder draußen, aber dann ist es zu spät. Meinst du nicht, dass du mich besser kennst als irgendein Mädchen, das ich erst vor einem Monat kennengelernt habe?«
    »Aber natürlich, Arthur. Aber warum sollte man dich in eine Klinik stecken, wenn …«
    »Wenn ich nicht verrückt wäre? Ich bin nur zur Beobachtung hier – man will feststellen, ob ich 224
    wirklich verrückt bin. Wenn’s die Ärzte schon nicht genau wissen, kannst du dir doch auch nicht so sicher sein, oder?«
    »Da hast du recht. Ach, ich war ganz krank vor Sorge.«
    »Tut mir leid, Oma. Ich muss nur diese Woche durchstehen, dann ist die Sache geklärt und sie müssen mich entlassen. Und dann komm ich zu-rück nach Toronto.«
    »Ich wollte dich eigentlich besuchen kommen, aber Linda hat mir erzählt, Besuch sei dort nicht erlaubt. Stimmt das?«
    »Nein, stimmt nicht.« Bei dem Gedanken daran, dass Oma mich auf der Station inmitten all der Schreihälse, Sabbernden, Kotzenden und Mas-turbierenden sehen könnte, schrak ich zusammen.
    »Aber wenn du mich besuchen möchtest, komm bitte zur Anhörung am Ende der Woche. Im Moment kannst du hier nichts tun.«
    »Auch wenn ich nicht helfen kann, würde ich dich gern sehen. Es war so schön, als du hier warst.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich komm hier bald raus, keine Sorge.«
    Wenn Oma mich jetzt sehen könnte, mit einem Vierpunkt-Gurt auf dem Untersuchungstisch festgeschnallt. Ein Glück, dass ihr das erspart bleibt.
    Ein Arzt beugt sich über mich. »Wie geht’s Ihnen, Art?«

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    »Es ging schon mal besser.« Ich hoffe, er merkt, wie vernünftig und humorvoll das klingt. Schließ-
    lich behauptet man ja, dass Verrückte keinen Humor haben, stimmt’s? »Ich hab einen Spaziergang gemacht und dabei ist die Tür hinter mir zuge-schlagen.«
    »Tja, das haben Türen so an sich. Übrigens heiße ich Szandor.« Er schüttelt mir die gefesselte Hand.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen. Sie sind doch ein echter Doktor, nicht?«
    »Ein Doktor der Medizin? Ja. Aber ich bin hier nicht der einzige.«
    »Aber ein Seelenklempner sind Sie doch sicher nicht?«
    »Nein. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Das merkt man daran, wie Sie mit Ihren Patienten umgehen. Sie verhalten sich nicht so herablassend.«
    Dr. Szandor versucht ein Grinsen zu unter-drücken,

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