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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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vielleicht noch einen Tag, um die Sache zu re-geln. Also geh’s morgen locker an. Sorg dafür, dass ich ein bisschen Druck machen kann, ja?«
    »Das versteh ich nicht. Ich dachte, wir sind uns schon einig.«
    »Nur was ich schwarz auf weiß besitz … – du weißt schon. Sie meckern über die Tantiemen-regelung …« Fede hatte vorgeschlagen, Perceptronics eine exklusive Lizenz für das Patent an dem Geschäftsmodell zu verkaufen, das er mit Hilfe 218
    von Arts Notizen entwickelt hatte, im Austausch für Jobs, ein Pauschalhonorar und eine Beteiligung an allen Sublizenzen, die Perceptronics an die ge-bührenpflichtigen Straßen der Welt verkaufen würde. »… und wir verhandeln neu. Sie wollen halt mit harten Bandagen kämpfen. Ich brauche höchstens noch einen Tag, dann hab ich’s geregelt.«
    »Ich versteh nicht ganz. Was erwartest du denn von mir?«
    »Ach, weißt du, halt sie einfach ein bisschen hin. Tauch etwas später bei denen auf als verein-bart. Rede dich auf deinen Jetlag heraus. Bleib nicht zu lange. Du weißt schon, sorg einfach dafür, dass noch keine Nägel mit Köpfen gemacht werden. Benutz deine Fantasie.«
    »Wollen wir das Geschäft mit Perceptronics abschließen oder nicht, Fede?«
    »Selbstverständlich wollen wir das. Ich mach meine Arbeit, mach du deine, und ehe wir uns versehen, sind wir beide steinreich und leben in New York. Alles klar?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Wie auch immer, das muss jetzt erst mal reichen. Meine Güte, Art, ich gebe hier mein Bestes, kapiert?«
    »Grüß Linda von mir, ja?«
    »Es gibt keinen Grund, sauer auf mich zu sein.«
    »Ich bin nicht sauer. Also gut, ich werde sie ein bisschen hinhalten. Mach du deine Arbeit; inzwi-219
    schen lass ich es locker angehen und kuriere meinen Rücken aus.«
    »Na prima. Amüsier dich gut, ja?«
    »Mach ich, Fede.«
    Als er auflegte, war Art erschöpft und verärgert.
    Er folgte den Schildern im Tunnel bis zur nächsten Auffahrt, denn er wollte Tageslicht und interessante Architektur sehen, um seine Laune aufzu-bessern. Ein mickriger BMW-Floh hupte wie bescheuert, als er die Spur wechselte. Hatte er den Wagen geschnitten? Er schaute immer noch in die falsche Richtung, erwartete den Gegenverkehr auf der rechten Seite. Um sich zu entschuldigen, hob er die Hand und winkte.
    Doch dem Fahrer des Flohs genügte das nicht.
    Der Wagen fuhr bis an seine Stoßstange auf, zog auf die Nebenspur hinüber, beschleunigte und schnitt ihn seinerseits, wobei er um ein Haar einen Unfall verursacht hätte. Unter den gegebe-nen Umständen musste Art auf die Standspur der Massachusetts Avenue ausscheren – aber wie war er überhaupt auf der Mass Ave gelandet? Mein Gott, er hatte sich schon verfahren – nur um diesem Idioten auszuweichen. Der Floh ließ sich etwas zurückfallen, wechselte erneut die Spur und beschleunigte, bis er auf gleicher Höhe mit ihm war. Der Fahrer kurbelte das Seitenfenster herunter. »Na, wie gefällt dir das, du Arsch? Komm bloß nie wieder auf die Idee, mich zu schneiden!« Der 220
    Weiße mittleren Alters trug einen Anzug und fuhr einen Wagen, der Art ein ganzes Jahresgehalt ge-kostet hätte. Sein Gesicht war knallrot angelaufen und er stierte Art voller Wut an.
    Art spürte, wie er die Beherrschung verlor.
    »Wenn ich deine Meinung hören will, werde ich sie aus dir rausprügeln, du dummes Stück Scheiße!«, brüllte er zurück. »Mir kocht die Galle über, wenn ich daran denke, dass Abschaum wie du anderen Leuten die Luft zum Atmen nimmt!
    Also, dreh das Scheißfenster wieder hoch und verpiss dich mit deiner Bonzenkarre, bevor ich dir den Schädel einschlage!«
    Vor Schreck verstummte er. Was redete er da eigentlich für einen Schwachsinn? Wieso stand er plötzlich neben seinem Wagen, schrie den anderen Fahrer an und stakste mit geballten Fäusten auf den Floh zu? Wieso ließ er sich überhaupt auf einen Streit mit diesem Widerling ein? Ein Jahr im friedlichen London, wo kaum jemand Waffen im Wagen mitführte, hatte seine normalen Abwehr-reflexe gegen Psychopathen im Straßenverkehr offenbar einrosten lassen. Doch plötzlich waren sie wieder präsent und er fragte sich, ob der Ver-kehrsrowdy, den er gerade angebrüllt hatte, ihn unter Berufung auf den Zweiten Zusatzartikel zur Amerikanischen Verfassung einfach abknallen würde. Aber Arts Kontrahent war in Anbetracht dieser Schimpfkanonade offenbar genauso scho-221
    ckiert wie Art selbst, denn er kurbelte unverzüglich das Fenster hoch, raste davon und bog mit

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