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Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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schleckendes Leckermaul«, sagt sie.
    Harrow findet Unbarmherzigkeit erotisch.
    »Piggy am Futtertrog.«
    Macht ist das Einzige, was er bewundert, und Gewalttätigkeit – emotionale, seelische, physische und verbale Brutalität – ist der reinste Ausdruck von Macht. Grenzenlose Gewalttätigkeit ist grenzenlose Macht.
    Als er Moongirl jetzt beobachtet, weckt sie seine niedrigsten Triebe; er will sie auf der Stelle in das fensterlose Zimmer schleppen, in die vollkommene Dunkelheit, wo sie tun können, was sie sind, und sein können, was sie tun, dort unten in dem habgierigen, gefräßigen Dunkel, dort unten in dem drängend animalischen Dunkel.

34
    In der Destille des Himmels war das Nachmittagslicht ein schwacher Brandy.
    Brian, der an einem Fenster des Arbeitszimmers stand, sagte: »Sie schien unkonventionell und spontan zu sein – kühn, leicht reizbar, aber jemand, mit dem man Spaß haben konnte. Nachdem wir eine Weile zusammen waren, ist mir aufgegangen, dass etwas mit ihr nicht stimmte.«
    Amy hatte sich Kostproben von Vanessas E-Mails angesehen. Im Laufe von zehn Jahren war eine umfangreiche Sammlung entstanden. Ein paar davon vermittelten ihr einen Eindruck und sie legte keinen Wert darauf, mehr zu lesen.
    »Ich wollte die Beziehung beenden, aber sie besaß diesen Magnetismus.« Angewidert wiederholte er: » Magnetismus. Die Wahrheit ist, dass sie scharf war, unglaublich scharf, und ich wusste, dass sie psychisch labil war, aber ich war schwach. Das ist die elende Wahrheit.«
    Als er seinen Bericht begonnen hatte, war er Amy zugewandt gewesen, aber selbst jetzt, zehn Jahre später, führte ihn die Scham dazu, seine Beichte lieber im Angesicht der Fensterscheibe abzulegen.
    Sie hätte sich gern hinter ihn gestellt und eine Hand auf seine Taille gelegt, weil sie ihm zu verstehen geben wollte, dass sich dadurch zwischen ihnen nichts ändern würde. Aber vielleicht brauchte er diesen Ekel vor sich selbst als Abführmittel, das diese Geheimnisse aus ihm herausschwemmte; sie ahnte, dass ihre Zuneigung seinen Vorsatz ins Wanken
bringen könnte, dass er sich dessen bewusst war und dass sie darauf vertrauen musste, er würde selbst wissen, wann er ihr wieder ins Gesicht sehen konnte.
    Fred und Ethel hielten Hinterteil an Hinterteil ein Nickerchen, Buchstützen ohne ein Buch. Nickie blieb weiterhin wach und war interessierter, als sie sich gab.
    »Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass sie ein Kind wollte«, sagte Brian. »Von all den Frauen, die ich damals kannte, war sie diejenige, der man am wenigsten zugetraut hätte, dass sie sich schmachtend nach der Mutterschaft verzehrt.«
    Wenn Amy ihn im Moment nicht berühren sollte, dann konnte sie sich ebenso gut an ein anderes Fenster stellen und den vorabendlichen Ausblick, dem er sein Herz ausschüttete, mit ihm teilen.
    »Sowie sie wusste, dass sie schwanger war, kam es zu einer hässlichen Szene. Aber nicht etwa so, wie man es vielleicht erwartet hätte. Sie sagte, sie wolle mein Baby, sie bräuchte es, aber sie wolle mich nie wieder sehen.«
    »Hast du denn keine rechtliche Handhabe oder so was?«
    »Ich habe versucht, mit ihr darüber zu reden, aber sie hat nur immer wieder gesagt, ich sei der größte Verlierer auf Erden, der ungekrönte König der Loser.«
    »Wenn sie dich so gesehen hat, warum wollte sie dann ein Kind von dir?«
    »Es war verrückt. Sie war unglaublich boshaft. Diese Verachtung, dieser Ekel. Sie hat meinen Geschmack in Modefragen, bei Musik und Büchern, meine finanziellen Zukunftsaussichten und alles andere in der Luft zerrissen – manches davon war wahr, anderes nicht. Ich musste sehen, dass ich schleunigst von ihr wegkam.«
    Die Sonne ließ das kunstvoll durchbrochene, fein ziselierte Wolkenmuster im Westen erglühen. Die Erhabenheit
des Lichts und der majestätische Himmel standen im krassen Gegensatz zu der niederträchtigen Geschichte, die er zu erzählen hatte.
    »Ich bin davon ausgegangen, dass sie anrufen würde. Sie hat es nicht getan. Ich habe mir gesagt, ich könnte froh sein, dass ich sie los bin, und das ginge mich jetzt alles nichts mehr an. Aber manche der Dinge, die sie über mich gesagt hatte, besaßen den Stachel der Wahrheit. Mir gefiel nicht mehr, was ich im Spiegel sah. Ich habe immer wieder an das Baby gedacht, das sie austrug, mein Baby.«
    Welche Fehler auch immer er früher gehabt haben mochte, er war zu einem anständigen Mann herangewachsen. Vielleicht würde er das später von ihr hören wollen, jetzt

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