Urangst
Shriner, aber ein Shriner trägt seinen Fes nur, wenn er Veranstaltungen der Organisation besucht.«
»Ich bin auf dem Weg zu einem Treffen und fahre direkt von hier aus hin.«
»Von den Tirolern habe ich noch nie gehört.«
»Wir sind relativ neu. Wir sind ein mittelständischer Privatclub, aber wir haben uns auch Ziele gesteckt. Wir werden ein Heilmittel gegen Prostatakrebs finden.«
»Tofu«, sagte Shumpeter. »Wenn man dreimal in der Woche Tofu isst, bekommt man niemals Prostatakrebs.«
»Das werden die Jungs gar nicht gern hören. Wir werden eine andere Krankheit finden müssen. Sir, ich muss schon sagen, das ist ein ganz bezauberndes Haus. Eine fantastische Küche.«
»Ich verkaufe das Haus. Es war zu groß für uns zwei, aber sie musste es ja unbedingt haben, und für mich allein ist es jetzt erst recht zu groß.«
»Und es muss schwer sein, allein mit all den Erinnerungen zu leben.«
»Einen verdammten Immobilienmakler werde ich auch nicht einschalten. Die nehmen sechs Prozent, und was bekommt man dafür? Nichts als dumme Sprüche.«
Billy folgte Shumpeter durch eine Waschküche – dort schnappte sich der Witwer einen Schlüsselbund vom Schlüsselbrett – und weiter in die Garage. Neben dem nur ein Jahr alten Cadillac stand ein nagelneuer Mercedes.
Da ihm Billys Erstaunen nicht entging, sagte Shumpeter: »Sie hatte eine Lebensversicherung. Von Lebensversicherungen kriegt das verfluchte Finanzamt nichts ab.«
Billy wies auf den Cadillac und sagte: »Der sieht ganz reizend aus.«
»Damit Sie Bescheid wissen – sie ist darin gestorben. Ein schwerer Schlaganfall, innerhalb von zwei Minuten war es um sie geschehen.«
»Das schreckt mich nicht ab, Mr. Shumpeter.«
»Sie hat die Kontrolle über ihre Eingeweide oder ihre Blase nicht verloren, nichts dergleichen, also gibt es keinen Grund für einen Preisnachlass.«
»Ich will keinen Preisnachlass. Nicht doch. Dieser Wagen ist genau das, wonach ich gesucht habe.«
Shumpeter lächelte, ohne das Gesicht wirklich zu verziehen. »Sie handeln mit Organen, Mr. Hoover? Was soll ich mir darunter vorstellen?«
»Nieren, Lebern, Lungen, Sir.«
»Ach so, Sie sind Arzt.«
»Nein, nur ein Mittelsmann. Aber in unserer überalterten Gesellschaft ist das eine Branche mit hohen Zuwachsraten. Sie selbst werden übrigens ein Herz brauchen.«
Shumpeters Augen wurden groß. »Worauf begründen Sie diese Diagnose?« Er schlug sich an die Brust. »Ich bin sechzig,
aber schon seit vierzig Jahren Vegetarier. Ich nehme kein Gramm tierisches Fett zu mir und mein Cholesterinspiegel ist unter null.«
»Nun, als Organhändler kann ich Ihnen verbindlich sagen, dass die Selbstmordrate bei Vegetariern laut Statistik höher ist als bei Fleischfressern.«
Shumpeter sah ihn finster an. »Das habe ich auch schon gelesen, und es wird auch behauptet, wir würden häufiger Mordopfer. Aber das ist Blödsinn. Es heißt nur, dass die Fleischindustrie verfälschte Forschungsberichte kauft, zu reinen Propagandazwecken.«
Er ballte seine Hände zu Fäusten und blähte seine Brust auf, um zu demonstrieren, wie fit er war. »Wenn dieser Cadillac reif für den Schrottplatz ist, werde ich die Damen immer noch beglücken.«
»Dazu habe ich keine Meinung«, sagte Billy, »aber ich bin sicher, dass ich hiermit Ihre Frau beglückt hätte.« Er zog die Pistole mit dem Schalldämpfer und schoss Shumpeter eine Kugel mitten durchs Herz.
Er schleifte die Leiche vor den Kühler des Mercedes, wo sie von der Straße aus nicht zu sehen war, hob die Wagenschlüssel, die dem Toten aus der Hand gefallen waren, vom Boden auf und öffnete das Garagentor.
Nachdem er den Cadillac rückwärts die Auffahrt hinuntergefahren und ihn am Straßenrand geparkt hatte, fuhr er den Land Rover in die Garage. Er schloss das große Tor für den Fall, dass ein Pädophiler vorbeikam und sah, was er tat.
Dann öffnete er die vier Türen des Land Rover, damit die Primärexplosion sich frei entfalten konnte.
Das Einzige, was er aus dem Rover herausholte, war die weiße Mülltüte. Sie enthielt alles, was Vernon Lesley am späten Vormittag im Bungalow der Frau eingesammelt hatte,
und außerdem die Ausweispapiere von Lesley, Onions und Georgie Jobbs.
Er verließ das Haus durch die Haustür, lief über den Gehweg zur Straße und setzte sich hinter das Lenkrad des Cadillac. Die Tüte legte er vor dem Beifahrersitz auf den Boden.
An der nächsten Kreuzung bog er nach rechts ab und dann wieder nach rechts. In der Straße, die
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