Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
Einrichtungen
Bekanntschaft zu machen, die vergleichsweise Schäbigkeit ihres Lebens im Schloss von Versailles peinlich gewesen wäre.
    In Newport Beach parkte Billy um die Ecke von dem Gebäude, in dem Brian McCarthy sein Büro und seine Wohnung hatte.

42
    Millie und Barry Packard, die sich bereit erklärt hatten, Fred und Ethel für ein oder zwei Nächte bei sich aufzunehmen, wohnten in einem mit Schindeln verkleideten Haus im Neuengland-Stil auf einer kleinen Anhöhe über dem Strand.
    Die Haustür war unverschlossen, wie man es Amy angekündigt hatte. Sie und Brian folgten Fred, Ethel und Nickie durchs Haus auf die Terrasse. Dort saß Millie an einem Tisch aus Teakholz und nippte im verzauberten Licht der Gasflammen von Sturmlampen mit Prismenglas an einem Martini.
    Millie war eins siebenundfünfzig groß und schlank, hatte kurzes strubbeliges Haar, große Augen und eine koboldhafte Ausstrahlung; sie sah aus, als sei sie gerade aus dem Theater zurück und hätte dort in einer Aufführung von Peter Pan die Hauptrolle gespielt. Sie war um die fünfzig, also vielleicht etwas zu alt für die Rolle, doch andererseits hatte Mary Martin die Rolle in diesem Alter wahrscheinlich noch in Broadway-Wiederaufnahmen gespielt.
    »Freddie Liebling, meine hinreißende Ethel«, rief sie aus, als die beiden Hunde mit peitschenden Ruten direkt auf sie zuliefen, da sie zuversichtlich davon ausgingen, dass Millie ihnen die Ohren reiben und sie unter dem Kinn kraulen würde. »Ihr seid so prachtvoll wie eh und je, aber warum habt ihr eurer Familie keine Drinks gemixt, bevor ihr sie nach draußen geführt habt?«

    »Steh nicht auf«, sagte Amy, als sie sich herunterbeugte, um Millie auf die Wange zu küssen.
    »Schnuckelchen, für Leute, die zur Familie gehören, stehe ich nie auf, nur für Leute, die ich nicht leiden kann, und das auch nur, um ihnen so schwache Drinks zu mixen, dass sie es kaum erwarten können, woandershin zu gehen.«
    Sie gehörten zur Familie, weil sie beide im Vorstand von Golden Heart saßen und beide vernarrt in Golden Retriever waren.
    »Brian, mein Lieber, du weißt ja, wo du die Hausbar findest. Dass uns die Cocktailoliven ausgegangen sind, ist zwar eine Tragödie von historischen Ausmaßen, aber wir kommen damit klar, weil wir Amerikaner sind.«
    Nachdem er sich ebenfalls heruntergebeugt hatte, um Millie auf die Wange zu küssen, sagte Brian: »Wir können nur einen Moment bleiben, Millie. Wir müssen sofort aufbrechen. «
    »Mein Gott, was für ein gut aussehender junger Mann du bist. Das kann nicht echt sein. In so jungen Jahren sollte man noch nicht mit kosmetischer Chirurgie anfangen. Wenn du sechzig bist, wird sich dein Mund von einem Ohr zum anderen spannen.«
    Amy sagte: »Wo ist Barry?«
    »Mit den Hunden am Strand. Nur für einen kurzen Spaziergang. Kein Rumtollen in der Brandung. Es ist zu spät am Tag, um Sand aus dem Fell zu kämmen, und die Hunde müssten auch gründlich gebürstet werden.«
    Fred und Ethel entdeckten das Dreiergespann auf dem Sand unter ihnen und liefen an den Rand der Terrasse. Sie wären wohl liebend gern den Hang zum Meer hinabgestürmt, aber ohne Erlaubnis würden sie nicht lossausen.
    Als Millies Blick auf Nickie fiel, weiteten sich ihre Augen vor Begeisterung. »O Amy, du hast Recht. Sie ist bildschön.
Komm her, du prachtvolles Geschöpf. Ich bin deine Tante Millie. Nichts von dem, was sie dir über mich erzählt haben, ist wahr.«
    Während Nickie und Millie einander becircten, beobachtete Amy Barry mit Daisy und Mortimer am Strand.
    Nachdem sie sich ausgetobt hatten, bahnten sich die Hunde träge einen Weg über den Strand, schnupperten an einer Muschel nach der anderen, am Treibholz, an den Klumpen Seetang, den Seeigeln, den vom Meer glattgeschliffenen Medaillons aus Flaschenglas, die nach der letzten Flut zurückgeblieben waren und von der nächsten wieder fortgeschwemmt würden.
    Eine Million Fragmente des zersplitterten Mondes schlugen in den Wellentälern und auf den Kämmen einer seichten Brandung aneinander, während sich in den kurzen Flauten zwischen einer Folge von Wellen und der nächsten die Teile des Puzzles von selbst wieder zusammensetzten und die silberne Kugel reparierten, die in den Strömungen schimmerte, sich verbog und von neuem zerschellte.
    Die Rhythmen des Meeres, das Mondlicht, das sie aus fast 400.000 Kilometern Entfernung erreichte, und das kameradschaftliche Beisammensein mit Hunden lösten ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Frieden aus und

Weitere Kostenlose Bücher