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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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passiert ist, noch grinsen?«
    »Dein Mascara«, erklärte er. »Er zerläuft. Du siehst aus wie ein Waschbär.«
    Sie stieß ihn weg. »Arschloch.«
    »Ach, komm. Ich hab doch bloß Spaß gemacht.«
    Heather umarmte Kerri flüchtig.
    »Alles in Ordnung?«, wollte sie wissen.
    Kerri zuckte mit den Schultern.
    »Tut mir leid wegen Tyler. Ich weiß, dass ihr in letzter Zeit Probleme hattet, aber trotzdem ...«
    Bevor Kerri etwas erwidern konnte, meldete sich Javier zu Wort. »Wir müssen ...«
    Eine Tür flog krachend auf. Alle drei zuckten bei dem Geräusch zusammen. Schritte bewegten sich auf sie zu, doch sie klangen eigenartig – als hüpfe die Person auf einem Bein und schleife dabei etwas hinter sich her. Von irgendwo aus dem Haus hörten sie ein elektrisches Summen. Die von der Decke baumelnden Glühbirnen erwachten flackernd zum Leben. Nachdem sich die Teenager an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blendete sie die Helligkeit einige Sekunden lang. Sie kniffen die Augen zusammen und schirmten sie gegen das gleißende Licht ab.
    »Was sollen wir tun?« Kerris Stimme klang zittrig.
    Javier deutete auf den Raum, aus dem Heather vor Kurzem gekommen war. Als sich die Mädchen nicht rührten, schob er sie vorwärts.
    »Verstecken.«
    Sie huschten in das Zimmer, und Javier schloss die Tür hinter ihnen, rasch, aber so leise wie möglich. Er hielt den Atem an und hoffte, dass die Scharniere nicht quietschten. Sie taten ihm den Gefallen. Sein Handydisplay stellte ihre einzige Lichtquelle dar. In dem matten Schein wirkten die Gesichter von Heather und Kerri geradezu schaurig. Dass seine Nachtsicht durch die Beleuchtung im Gang völlig im Arsch war, empfand er auch nicht gerade als hilfreich. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, konnte jedoch in keiner Richtung mehr als einen Meter weit sehen. Das Zimmer schien weitgehend leer zu sein. Er fand ein Stück termitenzerfressenes Holz, das etwa die Länge eines Baseballschlägers hatte. Ein langer, rostiger Nagel ragte aus einem Ende heraus. Javier hob es auf und prüfte das Gewicht. Viel war es nicht, trotzdem fühlte er sich damit besser. Selbstsicherer.
    Im Gang wurden die seltsamen Schritte lauter, begleitet von nassen, rasselnden Atemgeräuschen und einem leicht säuerlichen Gestank. Es klang nicht wie menschlicher Atem, eher wie der eines Tiers.
    »Was, wenn es Brett ist?«, flüsterte Heather.
    »Pst!«, zischte Javier und bedeutete ihnen, sich in den hinteren Bereich zurückzuziehen. Er stopfte sein Handy zurück in die Tasche, als die Mädchen seiner Aufforderung nachkamen. Beinahe augenblicklich wurden sie von den Schatten verschluckt, und Javier wünschte widerwillig, er hätte stattdessen gesagt, sie sollten neben ihm bleiben. Ohne ihre Gegenwart wirkte das Zimmer unheimlicher, und obwohl er wusste, dass sie sich in unmittelbarer Nähe aufhielten, spürte er ihre Abwesenheit schmerzlich. Er konnte kaum glauben, wie finster es im Zimmer war. Javier brachte das Stück Holz in Anschlag, presste sich an die Wand neben der Tür und wartete. Sein Herz schlug schneller. Ein Spinnwebfaden streifte sein Gesicht und blieb in seinem Haar und an seiner Haut kleben.
    Etwas betatschte den Türknauf. Javier spannte den Körper an. Langsam schwang die Tür auf. Das Licht im Gang strahlte wie eine Miniatursonne. Der säuerliche Gestank wurde überwältigend. Eine schattige Erscheinung trat in den Raum. Ihr asthmatisches Keuchen schien das Zimmer auszufüllen. Mit einem Aufschrei wirbelte Javier herum und schwang seinen behelfsmäßigen Knüppel an die Stelle, wo sich das Gesicht des Eindringlings befinden sollte. Das Holz sauste durch die Luft und krachte gegen den Türrahmen. Die Erschütterung vibrierte durch Javiers Arme. Staub und Verputz rieselten von der Decke auf seinen Kopf.
    Ich habe danebengeschlagen?
    Javiers Augen passten sich zunehmend an die Lichtverhältnisse an. Er blickte auf die Gestalt hinab und erkannte, weshalb er sie verfehlt hatte. Bei dem Eindringling handelte es sich um einen Liliputaner.
    Mit einem äußerst großen Messer in einer knotigen Faust.
    »Hab ich dich«, keuchte die Gestalt und hieb mit der Klinge nach seinem Schritt.
    Heather und Kerri kreischten.
    Javier sprang zurück und entging dem Angriff nur knapp. Er zuckte zusammen, als die Spitze des Messers den Stoff seiner Jeans streifte. Weiter kam sie zum Glück nicht. Javier schwang den Knüppel erneut, diesmal in einem Abwärtsbogen. Der Liliputaner stieß einen spitzen Schrei aus, als der

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