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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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befand sich ein weiterer fensterloser Raum voll Müll und Schutt. Kerri trat nach vorn und stellte sich neben Javier. Ihre Arme berührten sich und sie verspürte einen kurzen Anflug von Wärme. Das Gefühl beruhigte sie. Kerri sah ihn an, doch Javier schien es nicht zu bemerken. Er starrte auf alle drei Pforten. Sein Blick zuckte von einer zur anderen, als rechne er damit, dass etwas daraus hervorsprang. Als das nicht geschah, hob er sein Handy wie eine Fackel an und betrat den Raum unmittelbar vor ihnen. Er blieb stehen und drehte sich um.
    »Kann ich mal dein Feuerzeug haben?«
    Kerri nickte und holte es vorsichtig heraus. Javier zuckte zusammen, als seine Finger das heiße Metall berührten.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Es ist noch nicht abgekühlt.«
    Javier steckte sein Handy ein und hielt das Feuerzeug hoch über seinen Kopf. Dann überprüfte er den Raum gründlich. Er trat um ein rostiges Stockbettgestell herum und leuchtete in die Ecken. Schließlich kehrte er in den Gang zurück.
    »Menschenleer«, flüsterte er. »Aber eine Sackgasse. Kein Ausgang.«
    Seine Stimme klang resigniert, als habe er nichts anderes erwartet.
    »Was ist mit den anderen beiden?«, fragte Brett.
    Mit finsterer Miene betrat Javier den Raum zur Rechten. Wenig später kam er heraus und berichtete dasselbe. Er gab Kerri das Feuerzeug zurück und steckte sich Daumen und Zeigefinger in den Mund.
    »Hab mich ganz schön verbrannt.«
    »Tut mir leid.« Sie verstaute das Feuerzeug wieder in der Hosentasche.
    Kerri beobachtete, wie Javier in den dritten Raum ging. Er zog sein Handy heraus und hantierte damit, während er sich langsam vorwärtsbewegte. Er hatte sich erst wenige Meter in die Dunkelheit vorgewagt, als plötzlich der Boden unter seinen Füßen verschwand. Im einen Moment war er noch da, sah sich in der Kammer um und klappte sein Handy auf, im nächsten stürzte er in die Tiefe, als habe das Haus einen Schlund geöffnet und ihn verschluckt. Ihm blieb nicht einmal Zeit, um zu schreien. Als einziges Geräusch erfolgte ein krachender Aufprall. Für Kerri hörte es sich an, als zerbrächen tausend Fensterscheiben.
    Ein Herzschlag verstrich. Ein zweiter.
    Dann fing Javier zu brüllen an.
    Japsend drängte sich Heather an Kerri vorbei und stürmte durch die Tür. Gleichzeitig gab Brett hinter ihnen ein Geräusch von sich und ein lauter, dumpfer Schlag ertönte. Kerri sprang vor, packte Heather, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie zurück. Heather wehrte sich und rief nach Javier.
    »Hör auf!«, warnte Kerri. »Lauf da nicht rein.«
    »Hände weg!«, brüllte Heather. »Lass mich los! Er ist verletzt!«
    Kerris Griff verstärkte sich. »Das ist eine Falle. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Boden. Wir müssen vorsichtig sein.«
    So plötzlich, wie Javiers Schreie eingesetzt hatten, verstummten sie. Er rief nicht länger nach den anderen, bat nicht länger um Hilfe.
    Kerri fand die abrupte Stille noch erschreckender als vorher das Gebrüll.
    Heather versuchte sich loszumachen, aber Kerri bekam ihren Blusenzipfel zu fassen und zerrte daran.
    »Hör auf mich«, sagte sie eindringlich. »Pass auf, wo du hintrittst.«
    Dann begann Brett, mit schrill anschwellender Stimme zu schreien.
    »Nehmt es weg von mir ... Oh Gott, nehmt es verdammt noch mal weg!«
    Kerri wirbelte herum, abgelenkt von seinem panischen Zetern. Heather riss sich endgültig von ihr los und rannte los, um Javier zu helfen. Kerri bekam es kaum mit. Javier und Heather galt nicht mehr ihr Hauptaugenmerk. Stattdessen starrte sie vor Grauen wie gebannt auf das, was sich vor ihr abspielte. Ihr Gehirn brauchte Zeit, um es zu verarbeiten. Fast wünschte sie, ihre Augen hätten sich nicht an die Düsternis angepasst und sie müsste blind umhertasten, denn dann wäre ihr dieser Anblick erspart geblieben.
    Brett kauerte auf allen vieren mitten im Gang, die Lippen schmerzverzerrt über die Zähne zurückgezogen. Ein Schemen klammerte sich an seinem Rücken fest und versuchte, ihn zu Boden zu drücken. Kerri kniff die Augen zusammen, um deutlicher zu erkennen, was ihn erwischt hatte. Die Arme und Beine der Gestalt wirkten im Vergleich zum Körper völlig unproportional. Brett schlug wiederholt auf die Kreatur ein, doch jedes Mal wurde er dabei von ihr zu Boden gerammt. Seine Brille, sein Mobiltelefon und die Glasscherbe, die er gehalten hatte, lagen in der Nähe verstreut, aber außer Reichweite. Blut strömte aus seiner Nase. Sein Blick heftete sich auf

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