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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Augen weit auf. Die dicken Lippen im Gesicht der Liliputanerin bebten, dann zuckte die Frau nach hinten und schüttelte den Kopf wild hin und her. Trotz ihrer eigenen Schreie hörte Kerri ein Knirschen, als Bretts Finger brachen.
    Brett heulte auf. Seine Stimme stieg in Oktaven an und hallte von den kahlen Wänden und von der Decke wider, während die Liliputanerin den Kopf weiter heftig hin und her riss und an der Beute zwischen ihren Kiefern zerrte, bis sich die Finger schließlich von Bretts Hand lösten.
    Die Zwergin knurrte erneut. Kerri rückte näher an sie heran und konnte das schattige, entstellte Gesicht deutlich sehen. Im Licht des Mobiltelefons wirkte es grell. Die Kreatur starrte sie finster an, während sie kaute. Dabei seufzte sie, genoss ihr Mahl unverkennbar. Ein schwarzer Speichelfaden troff aus dem offenen Schlund.
    Die Zähne der Frau mahlten Fleisch, Knorpel und Knochen zu Brei. Ihre Kehle wölbte sich, als sie schluckte.
    Brett zappelte auf dem Boden, die Zähne zusammengebissen. Seine Augen rollten wild in den Höhlen hin und her. Seine restlichen Finger krallten sich ins Holz der Bretter. Blut spritzte aus seinen Wunden, rann an Hand und Unterarm entlang, während er zuckte und um sich trat. Er schrie nicht, doch Kerri sah, dass er es versuchte. Die Stränge seiner Halsmuskeln traten hervor, sein Mund stand weit offen, aber es kam nur ein leises, klägliches Winseln.
    Die Liliputanerin kauerte sich hin und grunzte, schien beinahe zu bellen, als sie ein weiteres Mal auf Brett losging und sich mithilfe der zu langen Arme auf ihn zubewegte. Brett wollte sich mit der unverletzten Hand verteidigen, reagierte aber zu langsam. Die Kreatur trat an seine Seite. Ihr Kopf schnellte vor. Der geifernde, offene Mund zielte auf seine Nase.
    Dann schwang Kerri den Knüppel in weitem Bogen und rammte den Nagel ins Auge der Zwergin.
    Diese kreischte mit einem rauen, gurgelnden Laut und wirbelte so schnell herum, dass Kerri die Waffe aus den Händen gerissen wurde. Die Liliputanerin krabbelte rückwärts. Das Holzstück baumelte an ihrem Gesicht, das hintere Ende schleifte über den Boden. Die Kreatur schwankte hin und her, dann wechselte sie die Richtung, starrte Kerri mit dem heilen Auge hasserfüllt an und mühte sich ab, sie zu erreichen. Sie stolperte über Bretts ausgestreckte Beine und schlug mit dem Gesicht voran auf den Boden. Dort blieb sie liegen und zuckte krampfhaft. Die Gedärme und die Blase leerten sich explosionsartig, bespritzten den Boden und Brett mit fauligen, gelblichen Fäkalien in der Konsistenz von Gemüsesuppe.
    Kerri fasste hinab, bekam eine Handvoll der schmierigen Liliputanerhaare zu fassen und riss der Frau den Kopf nach oben. Sie hebelte den Knüppel frei. Mit ihm löste sich der breiige Augapfel und hing wie eine zerdrückte, zu große Weintraube an der Spitze des Nagels. Ein Gewebestrang streckte sich wie ein Karamellfaden aus der leeren Augenhöhle. Kerri drehte die Waffe in den Händen herum und die klebrige Faser zerriss. Krampfhaft schüttelte Kerri den Knüppel, bis der Augapfel davon abfiel. Er landete in einer Pfütze aus Exkrementen und Blut.
    Kerri betrachtete die Szene vor sich und vergaß Javier und Heather, ja sogar Brett. Zitternd stand sie da, völlig gebannt von den allmählich erlahmenden Bewegungen der Liliputanerin. Erstaunlicherweise lebte sie trotz der schweren Verletzung, die sie erlitten hatte, immer noch. Die Kreatur rollte sich herum und wollte wegkriechen, versagte jedoch kläglich bei allen Bemühungen, auch nur auf die Knie zu kommen. Von Grauen erfüllt starrte Kerri hin. Die Zwergin blickte zu ihr. Das heile Auge kreiste wild, während aus der roten, wunden und leeren Höhle des anderen eine dunkle Flüssigkeit tropfte. Dann atmete die Liliputanerin ein letztes Mal schaudernd aus und blieb regungslos liegen. Ein seltsamer Ausdruck der Ruhe schien sich auf dem deformierten Gesicht auszubreiten.
    Trotz allem, was die Missgeburt getan hatte, verspürte Kerri einen krankhaften Anflug von Mitgefühl.
    Sie schob sich an der Leiche vorbei und kauerte sich neben Brett. Wortlos zog sie an seinem Gürtel, bis er sich von der Jeans löste, und schlang ihn um sein Handgelenk. Nach zwei kräftigen Rucken saß der Lederriemen fest und quetschte das Gewebe zusammen, bis die Haut darunter weiß wie Knochen wurde. Brett stieß einen spitzen Schrei aus, wehrte sich aber nicht.
    »Bleib ganz ruhig liegen«, murmelte Kerri beruhigend. »Ich muss die Blutung stillen. Und

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