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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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dann muss ich Javier und Heather helfen.«
    »W-w-wo ...«
    »Nicht reden. Einfach liegen bleiben.«
    Kerri holte Bretts Handy und Brille. Sie sah sich nach seinem provisorischen Glasmesser um, aber es musste irgendwann während des Kampfs zerbrochen sein. Nur winzige Bruchstücke waren davon übrig. Sie setzte ihm die Brille auf. Das Gestell hatte sich bei dem Angriff verbogen, weshalb es schief in seinem Gesicht hing, eine Seite höher als die andere. Im kalten Licht des Handys untersuchte sie Bretts Verletzungen. Die drei mittleren Finger der rechten Hand hatte er verloren. Rohes Fleisch und schartige Knochen lugten unter hässlichen Hautfetzen hervor. Die restlichen Finger präsentierten sich bläulich verfärbt und angeschwollen. Seine Nase hatte zu bluten aufgehört, schien auch nicht gebrochen zu sein. Allerdings bezweifelte Kerri, dass ihn das sonderlich tröstete.
    Brett hustete, dann stöhnte er. Schaumiger Speichel tropfte von seinem Mundwinkel. Erneut versuchte er zu sprechen, doch Kerri legte ihm einen Finger an die Lippen. Sie reichte ihm sein Handy in der Hoffnung, dass ihn das Licht ein wenig beruhigte.
    »Bleib hier. Ich bin gleich zurück. Du musst wach bleiben, hörst du? Schaffst du das? Und schrei, wenn noch mehr von denen kommen.«
    Brett wimmerte, nickte aber. Mit der heilen Hand drückte er sich das aufgeklappte Handy an die Brust. Kerri war zum Weinen zumute, als sie ihn zurückließ.
    Sie bahnte sich einen Weg zurück zum Ende des Flurs und spähte in den dunklen Raum. Heather kniete schluchzend auf dem Boden. Dunkle Mascaraschlieren liefen ihr über die Wangen. Kerri trat neben sie, und Heather zuckte erschrocken zusammen.
    »Schon gut«, sagte Kerri. »Ich bin’s nur.«
    Sie befanden sich am Rand einer tiefen Grube. Von irgendwo weit unten hörten sie Javier stöhnen. Er klang schwach und verängstigt.
    Kerri beugte sich vor und untersuchte die Holzdielen. Jemand musste sie etwa anderthalb Meter von der Tür entfernt abgesägt haben. Die Falle erstreckte sich von Wand zu Wand über die gesamte Breite des Raums. Heather hielt ihr Handy über die Grube, und Kerri spähte hinab, nahm jedoch nichts außer weiterer Finsternis wahr.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Kerri. »Hat er irgendetwas gesagt?«
    Heather schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich glaube, er ist bewusstlos oder so. Jedenfalls stöhnt er nur.«
    Kerri beugte sich noch weiter über die Öffnung und rief nach Javier. Sie achtete darauf, nicht zu laut zu schreien – falls sich noch weitere Kreaturen in der Nähe befanden, wollte sie ihnen nicht verraten, wo sie sich aufhielten. Als Javier nicht antwortete, schaute sie zur Decke und fragte sich, ob sich dort genau wie im Gang eine Falltür verbarg. Falls ja, sah Kerri nichts davon. Der Verputz wies zwar Wasserflecken und Sprünge auf, aber es gab keine Fugen, die auf eine versteckte Klappe hindeuteten.
    »Javier«, versuchte sie es erneut. »Alles in Ordnung?«
    Er stöhnte lauter, dann hustete er und rührte sich in der Dunkelheit. Wieder hörte Kerri das unverkennbare Geräusch von klirrendem Glas.
    »Wenn du nicht reden kannst, dann huste noch einmal, okay? Zeig uns wenigstens, dass du uns hörst. Kannst du das?«
    »Ich kann euch hören.« Seine Stimme klang relativ kräftig, aber es schwangen Schmerzen darin mit. »Scheiße ...«
    »Bist du verletzt?«
    »Ja.« Er verstummte. Abermals klirrte Glas. »Aber ich werd’s überleben. Denke ich mal. Zumindest hab ich mir nichts gebrochen.«
    »Wie tief unten bist du?«
    »Keine Ahnung. Ist alles so schnell passiert. Verfickte Scheiße, ich kann euch kaum sehen. Hab dein Feuerzeug und mein Handy fallen gelassen. Das Messer hab ich auch verloren. Muss alles irgendwo hier liegen, aber ich finde es nicht.«
    »Kannst du rumtasten?«, fragte Heather.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Überall auf dem Boden ist zerbrochenes Glas. Ich sitze mittendrin. Je weniger ich mich bewege, desto besser.«
    »Großer Gott ...«, stieß Heather hervor.
    Kerri runzelte die Stirn. Sie suchte nach einer Idee, um ihn zu befreien.
    »Sonst alles in Ordnung?«, wollte Javier wissen.
    »Brett ist ziemlich schwer verletzt«, antwortete Kerri.
    »Was ist passiert?« Heather schielte über die Schulter zurück in den Gang.
    »Eine weitere dieser Zwergenkreaturen ist durch die Decke gekommen und hat ihn angegriffen. Er wurde gebissen und hat drei Finger verloren.«
    »Scheiße!«
    »Ja. Ich habe die Blutung gestillt, zumindest vorübergehend, aber es sieht nicht

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