Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
gut aus.«
    Javier stieß einen erstickten, gedämpften Schrei aus.
    »Schatz?« Heather beugte sich über den Rand des Lochs. »Was ist?«
    »Ich glaube, mir ist gerade eine Ratte übers Bein gekrochen. Holt mich hier raus, ja?«
    »In Ordnung«, versprach Kerri. »Halt durch.«
    »Wir haben kein Seil«, gab Heather zu bedenken. »Was sollen wir tun?«
    Kerri stand auf. »Zieh dich aus.«
    »W-was?«
    »Du hast mich schon verstanden. Zieh dich aus. Du hast es gerade selbst gesagt, Heather: Wir haben kein Seil. Trotzdem müssen wir ihn da rausholen, bevor wir noch mehr von diesen ... Kreaturen am Hals haben, was immer das für Viecher sind. Und Brett muss ins Krankenhaus.«
    Ohne ein weiteres Wort begann Kerri, sich aus den dreckigen, verschwitzten, blutdurchtränkten Kleidern zu schälen. Sie waren steif und klebrig und in gewisser Weise fühlte es sich gut an, sie loszuwerden. Heather sah ihr einen Moment lang zu, dann leerte sie die Taschen und folgte ihrem Beispiel. Schlüssel und sonstige Habseligkeiten türmten sich auf dem Boden. Beide Mädchen zitterten. Gänsehaut überzog ihre Körper. Obwohl die Luft in dem verbarrikadierten Haus erstickend stand, froren sie. Als sie nur noch BH und Slip trugen, hob Kerri die abgelegten Kleidungsstücke auf und fing an, sie zusammenzuknoten.
    »Seid ihr noch da?« Javier klang besorgt.
    »Ja«, antwortete Heather. »Wir sind hier. Kerri macht gerade ein Seil. Wir werden dich gleich rausholen. Halt durch.«
    Kerri zog an dem provisorischen Tau. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Knoten hielten, legte sie sich auf den dreckigen Boden und schob sich über den Rand der Grube vor. Dann senkte sie das Seil in die Öffnung hinab.
    »Halt meine Beine fest«, forderte sie Heather auf. »Lass bloß nicht los, okay?«
    »Mach ich nicht. Aber beeil dich.«
    Draußen auf dem Gang stöhnte Brett.
    »Javier«, rief Kerri. »Ich lasse gerade das Seil runter. Kannst du es sehen?«
    »Nein ... warte! Ja, ich sehʼs. Undeutlich, aber da ist es.«
    »Kommst du dran?«
    »Moment.« Er grunzte. Wieder knirschte Glas. Javier fluchte laut. »Ich schaff’s nicht. Zu viele Scherben auf dem Boden. Und ich erkenne einen Scheißdreck.«
    Kerri schaute über die Schulter zurück. »Heather, gib mir dein Handy.«
    Heather zog es aus dem Haufen der Gegenstände auf dem Boden und reichte es Kerri. Die klappte es auf und hielt das Display über die Grube. Mit der anderen Hand umklammerte sie das Seil. Anfangs tat sich nichts. Sie senkte das Telefon tiefer und wartete, bis sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Dann sog sie scharf die Luft ein. Die Displaybeleuchtung des Handys wurde glitzernd vom Boden des Lochs reflektiert. Die Grube war tatsächlich voll mit zerbrochenem Glas – Flaschen, Glühbirnen, Fensterscheiben. Scharfe, funkelnde Scherben türmten sich mindestens 30 Zentimeter hoch. Rings um Javier schien das Glas zu bluten. Sie erkannte Schnitte, die sich an seinen Unterarmen und in seinem Gesicht abzeichneten.
    »Heilige Scheiße ...«
    »Was ist?«, fragte Heather und rückte ein Stück näher.
    »Das mit den Glasscherben war echt kein Scherz.«
    »Ja«, bestätigte Javier und sah sich in seinem Gefängnis um. »Ich muss zugeben, es ist sogar schlimmer, als ich erst dachte.«
    »Wie schwer bist du verletzt?«
    »Mir geht’s gut«, erwiderte er nachdrücklich. »Meine Schuhe haben das Schlimmste verhindert. Ich glaube, wenn du das Handy weiter so hältst, schaff ichʼs zum Seil rüber.«
    Bretts Stöhnen drang in den Raum.
    »Alles klar«, sagte Kerri. »Aber bitte mach schnell. Brett ist auch ziemlich übel dran.«
    Ächzend rappelte sich Javier auf. Scherben bröckelten von seinem Körper. Kerri fiel auf, dass einige kleine Splitter aus seinen Armen ragten. Sie zuckte zusammen, als Javier sie herauszupfte und beiseite warf. Vorsichtig kämpfte er sich durch den Scherbenhaufen und packte das Seil. Kerri legte Heathers Mobiltelefon weg und wappnete sich. Sie hielt das improvisierte Tau mit beiden Händen fest, während Heather wieder ihre Beine packte.
    »In Ordnung«, rief Kerri. »Legen wir los.«
    »Lass ihn nicht fallen«, bat Heather.
    Kerri spannte die Armmuskeln an und biss die Zähne zusammen. Javiers Gewicht hätte sie beinahe zu ihm in die Grube gezogen, doch sie schaffte es, durchzuhalten, bis er oben ankam. Er kletterte aus dem Loch und brach schwer atmend neben den beiden Mädchen zusammen. Während er seine Verletzungen untersuchte, knoteten Kerri

Weitere Kostenlose Bücher