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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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er sich nervös, unsicher oder verängstigt fühlte. Diesmal verhielt es sich genauso, aber er konnte sein Entsetzen nicht wirklich überspielen. Es schwang in seiner Stimme mit, sosehr er sich auch bemühte, es zu verschleiern.
    Es spiegelte ihr eigenes Entsetzen.

10
    »Immer noch keine Bullen.« Leo seufzte. »Das ist so was von scheiße.«
    Ihre anderen Freunde hatten sich über die Straße davongemacht, weil sie das Warten langweilte und sie sich nach einer anderen Form von Unterhaltung umschauen wollten. Leo, Markus, Jamal, Chris und Dookie standen nach wie vor an der Ecke und beobachteten das Haus am Ende des Blocks. Das verwahrloste Gebäude wirkte umso größer und unheimlicher, je dunkler die Nacht wurde. Mr. Watkins leistete ihnen weiter Gesellschaft. Er redete nicht viel, sondern hörte bloß zu. Insgeheim fragte sich Leo, ob Mr. Watkins den Verdacht hegte, sie würden sich am Auto der weißen Teenager zu schaffen machen, wenn er nicht blieb.
    »Yo«, ergriff Chris das Wort. »Erinnert ihr euch noch daran, als diese NSB-Jungs vor den Bullen geflüchtet sind, sich im Mütter-Museum verschanzt und Geiseln genommen haben?«
    Die anderen nickten.
    »Ja«, antwortete Leo. »Und?«
    »Ich hab mir die Scheiße im Fernsehen angesehen. Die Kleine, die ich damals kannte, hat einen der Kerle von der NSB geknallt.«
    »Die einzige Kleine, die du kennst«, zog ihn Markus auf, »hat dir früher die Brust gegeben.«
    »Halt die Fresse.« Chris zog verärgert die Stirn in Falten. »Jedenfalls hatten die Bullen das Museum innerhalb von fünf Minuten komplett umstellt. Warum kreuzen sie für so was wie der Blitz auf und hier gar nicht?«
    »Weil im Gegensatz zum Mütter-Museum in Philadelphia bei unserem Viertel keine Touristen scharf drauf sind, es zu besuchen«, klärte ihn Leo auf.
    Die Jungen kicherten. Leo schaute zu Mr. Watkins. Die Augen des älteren Mannes schienen zu funkeln und er hatte ein verhaltenes Grinsen im Gesicht.
    »Mr. Watkins«, sagte Leo. »Sie wissen schon, dass Sie nicht hier draußen mit uns abhängen müssen, oder? Ich meine, falls Sie morgen arbeiten müssen, sollten Sie besser zu Bett gehen. Sieht ja ohnehin nicht danach aus, als ob sich die Polizei noch blicken lässt.«
    Schulterzuckend zog Perry an seiner Zigarette und stieß Qualm in die Nachtluft aus. »Schon gut. Lawanda mag’s nicht, wenn ich im Haus rauche, ihr Jungs tut mir also sogar einen Gefallen. Je länger wir hier rumhängen, desto mehr Nikotin bekomm ich ab.« Er senkte die Stimme und beugte sich verschwörerisch näher. »Und glaubt mir, bei der Ehefrau brauche ich so viel Nikotin, wie ich kriegen kann.«
    Das anfängliche Kichern der Jungen artete in Gelächter aus und Perrys verhaltenes Grinsen verwandelte sich in ein breites, strahlendes Lächeln.
    »Und ich kann euch auch sagen, warum die Polizei noch nicht aufgetaucht ist.« Er setzte sich auf die oberste Stufe seiner Veranda. Leo und die anderen nahmen rings um ihn Platz oder lehnten sich an das Geländer. Leo fand, dass Mr. Watkins überrascht – und vielleicht ein wenig erfreut – über die ungeteilte Aufmerksamkeit wirkte, die sie ihm schenkten.
    »Also, es stimmt«, fuhr er fort, »dass die Bullen hier in der Gegend langsam reagieren. Manchmal dauert es Stunden. Vor zehn Jahren hab ich mal gesehen, wie da drüben ein junger Mann niedergeschossen wurde.« Er zeigte in die entsprechende Richtung. »Drei Stunden hat die Polizei gebraucht, um herzukommen. In der Zeit hat er dort gelegen und ist verblutet. Ist für die keine große Sache, wenn sie zu spät eintreffen. In den meisten Nächten macht mich das stinkwütend, aber manchmal kann ich echt nicht behaupten, dass ich ihnen einen Vorwurf daraus mache. So, wie die Wirtschaft derzeit dasteht, ist es noch schlimmer geworden. Nicht nur die großen Konzerne gehen bankrott – auch Regierungen. Auf jeder Ebene. Gemeinden, Städte, Staaten – sogar die Bundesregierung. Scheiße, letztes Jahr hätte um ein Haar Kalifornien Konkurs anmelden müssen. Kalifornien – ein ganzer gottverdammter Staat!«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte Jamal.
    Perry zog erneut ausgiebig an seiner Zigarette. »Ich sag euch, was das mit euch zu tun hat. Die Leute haben kein Geld, deshalb zahlen sie ihre Steuern und anderen Rechnungen nicht. Dadurch geht die Stadt pleite. Und fängt an, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um die Löcher im Budget zu stopfen. Nach Möglichkeiten, um Geld zu sparen. Zuerst machen sie sich über all die

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