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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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war.
    »Ich habe aber kein Kostüm«, protestierte ich, als alle zur Tür hinausgingen.
    »Dann such dir eins«, sagte Mom. »Und komm ja nicht zu spät mit den Erfrischungen.«
    Als sie gegangen waren, versuchte ich, unsere Kostüme zu finden. Dann fiel mir ein, dass alle unsere Halloween-Kartons für das Straßenfest zu Katie Summers gebracht worden waren. Nachdem ich ungefähr zwanzig Minutenden Lagerraum durchforstet hatte, gab ich auf und rief April an.
    »Ich bin so froh, dass du dich bei mir gemeldet hast«, sagte April, als sie kurze Zeit später mit ihrem Schminkbeutel, einer kleinen Tasche und einem Schmuckkästchen mein Zimmer betrat. »Ich bin exakt die Richtige für dich.«
    Mein Vater saß unten im Arbeitszimmer und war mit irgendetwas beschäftigt. Ich fand, dass er nichts gegen Aprils Besuch einwenden konnte, zumal ihre Unterstützung ja im Prinzip dazu diente, dass ich Mom auf dem Straßenfest half.
    »Ich bin echt ratlos«, erklärte ich. »Ich hab schon überlegt, mir ein Paar Socken mit einer Sicherheitsnadel an den Pullover zu heften und als ›Statische Aufladung‹ zu gehen«.
    April verdrehte die Augen, eine Hand auf ihrer polyesterbedeckten Hüfte. Ihr paillettenbesetztes Tanktop glitzerte im Schein meiner Lampe, ihre blonden Locken waren zu irgendeiner seltsamen Haarskulptur à la Lady Gaga arrangiert. Ich mochte mir kaum vorstellen, wie viele Dosen Haarspray sie benutzt hatte, um alles zusammenzuhalten. »Bei Halloween geht es darum, die ungezügelte Wildheit deines inneren weiblichen Wolfs herauszulassen«, betonte sie.
    Ich erschauderte angesichts ihrer schrecklichen Wortwahl. »Ich bezweifle, dass das so eine gute Idee ist.«
    »Dann aber wenigstens ein bisschen von sexy Kätzchen.« Sie zog den Reißverschluss ihrer Tasche auf. »Keine Sorge, ich werde dich schon einkleiden.« Sie nahmein Bündel aus blaurotem Stoff aus der Tasche. »Ich hab während der letzten Tage an diesem Entwurf gearbeitet. Aber als du gesagt hast, dass du dieses Superheldending nicht mehr machen wolltest, hatte ich schon befürchtet, dich niemals darin zu sehen.« Sie reichte mir das Bündel und suchte dann in der Tasche nach etwas anderem.
    Ich hielt mir die Sachen an: ein winziges, blaukariertes Etuikleid und ein robustes Cape mit roter Kapuze. Ich hatte diese Sachen schon einmal gesehen. Auf einem Bild, das auf Aprils Kommode stand und von einer Vater-Tochter-Kostümparty in ihrer Grundschule stammte. Es war das einzige Bild ihres Vaters im gesamten Haus.
    »Ich hatte mir überlegt, die Superhelden-Initialen auf der Rückseite des Capes aus Juwelen zu formen, aber da wir noch nichts entschieden hatten, hab ich’s gelassen.«
    »Ist das etwa dein Rotkäppchen-Kostüm?«, fragte ich fassungslos. »Warst du nicht zehn Jahre alt, als du das getragen hast? Glaubst du nicht, dass es viel zu klein ist?«
    »Ganz genau«, erwiderte April Grinsekatze.
    Also mal ehrlich, ich weiß wirklich nicht, wie April mich immer dazu bringt, solche Dinge zu tun. Auf dem Bild hatte ihr das Kleid bis über die Knie gereicht. Als ich es überzog, klebte der Stoff förmlich an Brust und Hüfte und reichte kaum bis auf die Oberschenkel. Das dazugehörige Cape mit der roten Kapuze bedeckte gerade meinen oberen Rücken. Wenn ich nicht darauf bestanden hätte, die fleischfarbene Strumpfhose zu diesem Outfit zu tragen, wäre ich mir mehr oder weniger komplett nackt vorgekommen.
    April holte einen Lockenstab aus ihrer Tasche und verabreichte meinem bereits natürlich gelockten Haar etwas mehr ›Pow‹, wie sie es bezeichnete. Dann lackierte sie meine Fingernägel in einem zum Kleid passenden Hellblau. Als sie ein Paar lange rote Lederstiefel mit hohen Absätzen aus der Tasche zog, hatte ich allerdings das Gefühl, dass sie nun doch etwas über das Ziel hinausschoss. Es waren die Stiefel, in denen ich im Depot kaum hatte laufen können.
    Mit äußerstem Zweifel betrachtete ich mich im Spiegel. »So kann ich nicht aus dem Haus gehen.«
    »Doch, das kannst du«, sagte April, während sie neben mir stand und eine Unmenge Eyeliner auf ihre Augenlider verteilte. »Dieses Outfit ist der Knaller.« Sie flitzte an meinen Schreibtisch, warf den Eyeliner in ihren Kosmetikbeutel und nahm dann zwei Armbänder aus ihrem Schmuckkästchen. »Was denkst du? Würde Lady Gaga Weißgold oder Gelbgold tragen?« Sie hielt die beiden verschiedenfarbigen Armbänder hoch. Das eine war ein mit Goldperlen besetzter Armreif, das andere war das Armband, das sie im

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