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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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meisten erschreckte, waren die ungefähr vierzehn Teenager, die auf den Sofas und Sitzsäcken hockten, auf den Betten herumlümmelten oder Billard spielten. In einem der Typen am Billardtisch erkannte ich den grobschlächtigen Kerl wieder, der sich mit Tyler im Depot wegen des Videospiels gestritten hatte. Der Kerl, der ihn wahrscheinlich umgebracht hatte.
    Jude brüllte irgendetwas, das nach einem Befehl klang, und plötzlich unterbrachen alle Typen im Raum ihre jeweiligen Beschäftigungen und eilten herbei. Sie standen dawie Soldaten, deren Hauptmann unverhofft die Baracke betreten hat.
    Meine Wolfssinne waren bereits erwacht, aber mein ganzer Körper zitterte in furchtbarer Vorahnung, als ich dieses Rudel von Kerlen in Augenschein nahm. Mindestens vier von ihnen waren Akhs, was ich an ihren klauenartigen Fingernägeln erkannte, und wenigstens fünf, ausgehend von ihrem Geruch, Gelals. Was wohl bedeutete, dass es sich bei den restlichen sechs um Urbats handelte.
    Da war ich also. Ich hatte die Gang gefunden. Nur eben nicht so, wie ich es beabsichtigt hatte.
    Ich war eine Gefangene in der Höhle der Shadow Kings.
    Die meisten der Typen standen mit geneigtem Kopf wie große, tätowierte Bretter da. Andere wirkten angesichts von Talbot und der Art, wie ihn der Gelal in die Mitte des Raums schleifte, leicht beunruhigt. Der kleinste der Jungen, der an dem riesigen Bildschirm mit einem Videospiel beschäftigt gewesen war, sah aus, als wäre er nicht älter als vierzehn. Einen kurzen Augenblick blickte er mit neugierigem Gesichtsausdruck zu mir, wandte sich aber ab, als Jude ihn anknurrte.
    Jude trug mich in die Mitte des Lagerhauses und ließ mich ohne Umschweife auf den Boden fallen. Ohne mich schützen zu können, landete ich mit einem harten Aufprall neben Talbot, der kniete und seinen Kopf so weit geneigt hatte, das er fast den Boden berührte.
    »Wir sind zurück, Vater!«, rief Jude zur Galerie hinauf, von der aus man das ganze Lagerhaus überblicken konnte.»Und es war so, wie ich es mir gedacht habe. Talbot hat versucht, ihr bei der Flucht zu helfen.«
    Ich schielte zu Talbot hinüber, ohne den Blick von der verdunkelten Galerie über uns abzuwenden. Hatte er wirklich versucht, mir zu helfen?
    Talbots Schultern sackten zusammen, aber dann hob er den Kopf und blickte zur Galerie hinauf. Die Verletzung auf seiner Stirn war jetzt ein wenig verheilt. »Jude hat unrecht!«, rief er, an wen auch immer dort oben gerichtet. »Ich wollte das Mädchen zu dir bringen. Durch Judes Einmischung wäre sie beinahe entkommen.« Er richtete sich auf seinen Knien auf und reckte sich so weit wie möglich der Galerie entgegen. »Ich würde dich niemals enttäuschen, Vater. Viele Monate habe ich dir treu gedient. Wie du befohlen hast, habe ich das Mädchen wochenlang beobachtet und dieses Täuschungsmanöver durchgeführt. Ich habe ihren alten Lehrer aus dem Weg geräumt, als er begann, zu viele Fragen zu stellen. Habe den Fahrer, mit dem sie zusammenarbeiten sollte, erledigt und seinen Platz eingenommen. Sie hat mir vertraut, und ich hatte sie genau da, wo wir sie haben wollten.« Voller Stolz reckte er sein Kinn in die Höhe. »Ich bin dein Hüter und dein treuester Diener. Wie könnte irgendein wertloses Mädchen daran etwas ändern? Es bedeutet mir nichts.«
    Talbots Worte schmerzten. Die Situation war schon schrecklich genug. Doch zu hören, was er wirklich von mir dachte, zu begreifen, dass er alles eingefädelt hatte, fühlte sich an, als ob man mir Säure auf eine frische Wunde träufelte. Wahrscheinlich hatte Talbot auch versucht, PeteBradshaw zu töten. Warum, wusste ich nicht. Und was hatte er mit meinem eigentlichen Fahrer und dem armen Mr. Shumway gemacht?
    Die einzige Sache, die mich allerdings mehr als Talbots Betrug verwirrte, war Judes Beteiligung an allem. Ich hatte angenommen, dass Jude von der Bande gefangen gehalten wurde und ihre Befehle gegen seinen Willen ausführen musste. Doch angesichts der Szene, die sich mir hier bot, war Jude kein Gefangener. Talbot war der Beta des Rudels, aber Jude hatte definitiv ein bestimmtes Maß an Einfluss und Kontrolle. Konnte ich vielleicht darauf hoffen, dass er bloß abwartete, bis er seinen Einfluss nutzen konnte, um mir zur Flucht zu verhelfen?
    Ich hatte die Regel Nummer eins gebrochen und in den letzten Wochen meine Deckung in mehrfacher Hinsicht vernachlässigt. Gegenüber dem Wolf. Gegenüber Talbot. Gegenüber Jude. Jetzt zahlte ich den Preis dafür.
    »Talbot lügt!«,

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