Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
Verrückten waren oder irgendein genialer Plan, den ich nicht durchschauen konnte.
    »Was mich an der Geschichte deines Freundes am meisten verblüffte«, sagte Caleb zu Daniel, »war die Tatsache, dass er behauptete, du seiest vom Fluch des Wolfs geheilt. Ich glaubte nicht, dass das möglich war. Ich glaube es noch immer nicht.«
    In einer blitzschnellen Bewegung stieß er mit dem Messer nach Daniel. Ich schrie. Das Messer drang in Daniels Oberarm. Caleb zog es heraus. Aus der Wunde spritzte Blut und rann an Daniels Arm herab. Caleb tupfte mit dem Finger über den Einschnitt. Daniel zuckte zusammen. Caleb führte seinen blutverschmierten Finger an die Nase und roch daran. Vermutlich wollte er prüfen, ob es wie Wolfsblut oder wie menschliches Blut roch. So wie Daniel damals Judes Blut auf der Veranda überprüft hatte und ihm klar geworden war, dass Jude sich infiziert hatte. Calebs Augen blitzten irritiert auf. Er probierte das Blut mit der Zungenspitze. Ich versuchte, nicht zu würgen. Er runzelte die Stirn, schien noch verwirrter. Dann winkte er Talbot zu sich.
    Talbot roch an dem Blut und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht, Vater. Ich kann nicht sagen, wonach es riecht. Was hat das zu bedeuten?«
    Caleb wischte das Blut an Talbots Flanellhemd ab. »Nichts weiter«, sagte er. Seine Stimme klang, als versuchte er, seine Verwirrung zu verbergen. »Daniel wird ohnehin sterben, so oder so. Er wird die Zeremonie ganzsicher nicht mehr stören. Das Mädchen ist die perfekte Waffe, wenn es so stark ist, wie du behauptest.«
    Talbot blickte in meine Richtung. Dann nickte er und ging dahin zurück, wo er zuvor gestanden hatte.
    Caleb kam zu mir. Er packte eines meiner Handgelenke. Mein Instinkt befahl mir, zuzuschlagen und wegzurennen – aber noch immer hielten mich zwei der Typen fest.
    »Wenn man seine Frau tötet, gibt es nur ein Problem. Ohne Gefährtin wird man einsam«, sagte Caleb. »Du wirst bestimmt wunderbar, wenn wir dich erst mal zu einem Werwolf gemacht haben.«
    »Rühr sie nicht an!«, rief Daniel. »Ich bin derjenige, den du hasst. Töte mich und lass sie gehen!«
    »Oh, ich werde sie ganz sicher gehen lassen. Wenn sie sich in einen Wolf verwandelt hat, wird sie keine Kontrolle mehr über sich selbst haben. Dann sperre ich sie zusammen mit dir in einem Raum. Wenn sie dich dann in Stücke gerissen hat, lasse ich sie nach Hause gehen. Mit einem Gruß an den werten Herrn Pastor.«
    Mein Herz pochte wie wild. Das war also Calebs Plan? Er wollte mich in einen Wolf verwandeln und mich dann alle töten lassen, die ich liebte?
    »Aber Vater …« Jude trat plötzlich neben dem Bettpfosten hervor. »Du hast doch gesagt, Grace sei nur der Köder. Du hast gesagt …«
    »Und was passiert gewöhnlich mit dem Köder, Junge?«, knurrte Caleb. »Er wird gefressen. In diesem Fall wird deine Schwester eben vom Wolf gefressen. Dann ist sie eine von uns.«
    Jude sah erst zu mir, dann zu Caleb. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht zu deuten.
    »Hast du damit ein Problem?«, fragte Caleb. »Neben Daniel kann ich sie gern auch auf dich hetzen.«
    »Nein. Dein Plan ist perfekt.« Jude duckte sich wie ein Hündchen, das fürchtete von seinem Herrn geschlagen zu werden.
    Ich wandte meinen Blick von Jude ab. Gerade als ich dachte, dass er noch immer mein Bruder war, beeilte er sich, Calebs Schoßhündchen zu spielen.
    »Ich werde mich niemals verwandeln«, sagte ich. Meine Stimme zitterte zu sehr, um überzeugend zu klingen, aber ich versuchte, nicht den Respekt vor mir selbst zu verlieren.
    Doch, das wirst du
, flüsterte der Wolf in meinem Kopf.
Du wirst mir nicht entkommen.
    »Du wirst schon sehen, Grace Divine. Meine Methoden sind äußerst überzeugend. Was denkst du, wie bin ich wohl an meine vielen Jungen geraten? Jude und Talbot waren kostbare Geschenke: Sie waren bereits Werwölfe.«
    Mein Herz empfand plötzlich Mitleid mit den Jungen in diesem Lagerhaus. In dieser Familie. Einige von ihnen waren offenbar Gelals und Akhs, aber die meisten waren anscheinend nur unglückliche Teenager gewesen – bis Talbot und Caleb sie in die Finger oder zwischen die Zähne bekommen hatten.
    Ich hatte auch Mitleid mit mir selbst, Daniel und meiner Familie zu Hause. Wenn so viele Menschen Calebs Methodenzum Opfer gefallen waren – welche Chance hatte ich dann?
    Caleb machte ein Zeichen und zwei seiner Jungs hoben Gabriels schlaffen Körper auf und trugen ihn hinaus. Dann wurden Daniel und ich von unseren Bewachern

Weitere Kostenlose Bücher