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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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heute Abend wenigstens etwas Gutes dabei herausgekommen«, sagte ich laut.
    April ließ mich los und lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. Wir kamen gerade in ihrem Viertel an. »Wirst du Daniel erzählen, was passiert ist?«
    »Gute Frage.« Ich wünschte, sie hätte sie nicht gestellt. Jedes freudige Gefühl, das ich in den letzten paar Minuten verspürt hatte, verschwand bei dem Gedanken an Daniel. Denn ich musste ihm wohl oder übel sagen, dass ich mein Versprechen gebrochen und auf eigene Faust nach Jude gesucht hatte. Auch wenn ich rein technisch gesehen nicht völlig allein gewesen war, wusste ich nicht, ob ich seine Reaktion würde ertragen können, wenn ich ihm davon berichtete, dass ich bei der ganzen Geschichte fast zum Krüppel geschlagen worden war. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass April und ich durch die Szene, die wir da im Club veranstaltet hatten, nun wahrscheinlich jede Chance verspielt hatten, Jude auf diesem Weg zu finden. Und ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund war es mir auch unangenehm, Daniel zu erzählen, dass Talbot mich gerettet hatte. Vielleicht würde er sich Sorgen machen, dass da irgendwas zwischen mir und diesem neuen Jungen lief. Auch wenn es überhaupt nicht stimmte.
    »Werde ich«, sagte ich zu April, bevor sie aus dem Wagen stieg. »Letztendlich schon.«

KAPITEL 10

Grenzen
     
    Sonntagmorgen
     
    Der Gottesdienst fiel bereits zum zweiten Mal aus, weil Dad immer noch unterwegs war. Seit zweieinhalb Wochen war er jetzt nicht zu Hause. Seine bisher längste Reise.
    Als Mom ihn die ersten Male losgeschickt hatte, um nach Jude zu suchen, hatte er stets darauf bestanden, spätestens zum Sonntagsgottesdienst wieder zurück zu sein. Es war ja schon schlimm genug, wenn er mittwochs die Bibelstunde nicht geben konnte! Schließlich verdiente er damit unseren Lebensunterhalt.
    In letzter Zeit hingegen waren seine Trips länger und länger geworden und heute war der fünfte Sonntagsgottesdienst, den er in zwölf Wochen nicht gehalten hatte. Zum dritten Mal hatte er vergessen oder keinen Wert darauf gelegt, jemanden zu engagieren, der für ihn einspringen und den Segen erteilen konnte.
    Mom wachte in einem ihrer erdrückend manischen Zustände auf und befahl Charity und mir, jedes einzelne Gemeindemitglied anzurufen, um ihnen mitzuteilen, dass der Gottesdienst ausfiel, sowie sich im Namen meines Vaters dafür zu entschuldigen – obwohl sie selbst den Grund dafür geliefert hatte, dass er überhaupt unterwegs war.
    Leider war es so, dass die Liste der zu benachrichtigenden Familien mit jedem Sonntag, den Dad verpasste,kürzer wurde. Normalerweise kamen die Leute aus Rose Crest und Oak Park, teilweise sogar aus Apple Valley, um das Evangelium von meinem Vater zu hören. Doch immer mehr von Dads einst treu ergebenen Gemeindemitgliedern waren zu Pastor Clark in New Hope übergelaufen. Und jedes Mal, wenn Dad einen Gottesdienst ausfallen ließ, wurde darüber gemunkelt, dass die Gemeinde einen neuen Pastor brauchte.
    Die freundlicheren Leute schlugen am Telefon vor, dass Dad einen Jungpfarrer einstellen sollte, der auf Abruf bereitstünde, wenn Dad nicht da war, und vielleicht auch den Religionsunterricht an der Schule übernehmen könnte, da Mr. Shumway gekündigt hatte. Doch ein paar der frustrierten und ihm weniger zugetanen Gemeindemitglieder erklärten meckernd, dass Dad komplett ersetzt werden müsste, auch wenn die Gemeinde seit drei Jahrzehnten von den Divines betreut wurde. Ich fragte mich, ob sie wohl noch derselben Ansicht gewesen wären, wenn ich ihnen freiheraus erzählt hätte, dass Dad nicht da war, weil er nach Jude suchte.
    Ich beendete das letzte Gespräch in der Erwartung, völlig ausgelaugt und erschöpft zu sein, verspürte aber nur Angst. Und das lag daran, weil ich eine Nummer siebenmal angerufen hatte, ohne dass jemand drangegangen war. Daniels Nummer.
    Weshalb ging er nicht ans Telefon?
    Wahrscheinlich schläft er bloß
, versuchte ich mir einzureden.
Wenn er immer noch krank ist, braucht er Ruhe und ich sollte ihn nicht behelligen.
    Nichtsdestotrotz verspannten sich meine Muskeln jedes Mal, wenn ich an das Motorrad zurückdachte, das seinem so ähnlich gesehen und nur ein paar Blocks vom Depot entfernt gestanden hatte. Aber es konnte doch nicht seins gewesen sein, oder? Was hätte er in der City zu tun gehabt? Nein, es war nicht Daniels Motorrad. Er lag krank im Bett. Zumindest hatte er das gesagt. Ich meine, warum sollte er lügen?
    Eine Weile

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