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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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beibringen, wenn du es möchtest.«
    Ich presste meinen Atem zwischen den Zähnen hervor. »Nun gut«, sagte ich, obwohl ich weit davon entfernt war, mich gut zu fühlen. Ich hatte ihm nichts mehr zu sagen.Wie konnten diese drei Menschen, die mir doch eigentlich helfen sollten, mir jetzt bloß den Rücken zukehren?
    Dad setzte sich wieder und klopfte mit den Fingerknöcheln auf seinem Schreibtisch herum. »Ich muss hier noch ein paar Sachen erledigen. Ihr drei solltet zu Bett gehen. Ihr müsst morgen alle in die Schule.«
    »
Alle
?«, fragte Daniel.
    Gabriel zupfte wieder an seinem Kragen.
    »Darf ich euch Pastor Saint Moon vorstellen? Er ist der Jungpfarrer und euer neuer Religionslehrer«, erwiderte Dad. »Gabriel wird Mr. Shumways Religionsklasse übernehmen und in der Kirche für mich einspringen, wenn ich erneut verreisen muss.«
    »Er ist der neue Religionslehrer?« Mein Gehirn wollte nicht kapieren, dass ein über achthundert Jahre alter Mönch, der zu einem Werwolf geworden war, nun Religionsunterricht für Teenager an einer protestantischen Privatschule geben würde. Doch was mich daran am meisten störte, war, dass ich meine im Stillen getroffene Entscheidung, nie wieder ein Wort mit Gabriel zu wechseln, nicht durchhalten könnte, wenn er Teil meines Schulalltags wurde – und besonders dann nicht, wenn er mein verdammter Lehrer war. »Das wird ja interessant«, murmelte ich mit etwas zu viel Sarkasmus in der Stimme.
    »Dem stimme ich zu.« Gabriel zog eine Grimasse. »Aber muss ich eigentlich diesen blöden Kragen tragen? Ich komm mir dabei vor wie ein Hund an der Leine.«
    »Gewöhn dich schon mal dran«, sagte ich kühl.
    »Grace!«, bellte Dad in einem unmissverständlichenReiß-dich-zusammen-Unterton. »Du solltest jetzt nach Hause gehen. Daniel, würdest du Grace bitte begleiten?«
    Ich sah zu Daniel hinüber und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte nicht die geringste Lust auf seine Gesellschaft. Doch mir war bereits klar geworden, dass es keinen Sinn hatte, gegen derartige Dinge zu protestieren.
    »Eigentlich, Herr Pastor«, Daniel erhob sich, »würde ich gern dringend mit Gabriel sprechen. Ich kann nicht länger warten.«
    Dad blickte zwischen Daniel und mir hin und her, so als nähme er die Spannungen zwischen uns zum ersten Mal wahr. »In Ordnung.« Dann hob er ein Buch auf und legte es in seine Tasche. »Ich erledige das hier so schnell wie möglich, dann kann sie mit mir nach Hause gehen.«
    Daniel nickte. Er nahm seinen Seesack und machte Gabriel ein Zeichen, ihm zu folgen. Er blickte nicht einmal in meine Richtung.
    Gabriel legte seine Hand auf meine Schulter. »Wir werden trotzdem bald gute Freunde sein, Grace.« Er schenkte mir ein weises Lächeln. Seine alten Augen warfen Falten in dem sonst so glatten, jugendlichen Gesicht. »Du hast große Ähnlichkeit mit Katherine, weißt du. Zumindest soweit ich mich an sie erinnere.« Er tippte auf seine Stirn und ließ meine Schulter los. Dann folgte er Daniel nach draußen.
    »Ich brauche nur ein paar Minuten«, sagte mein Dad.
    Ich nickte und lehnte mich an die Tür, die Gabriel gerade hinter sich geschlossen hatte. Ich hielt den Atem an und konzentrierte mich so gut es ging, durch die schwereMetalltür hindurchzulauschen. Meine Ohren schmerzten nur ein wenig; mittlerweile fiel es mir viel leichter, diese Fähigkeit zu aktivieren. Dann hörte ich Gabriels Stimme.
    »Was ist denn los, mein Junge?«, fragte er Daniel. Es klang, als wären sie gute fünf Meter von der Tür entfernt.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Daniel. Seine Stimme war jetzt noch weiter weg. Ihrem Klang nach zu urteilen, liefen sie zur Rückseite der Pfarrkirche. Wahrscheinlich zu Dons alter Wohnung. Ich nahm an, dass Gabriel hier wohnen würde. »Ich weiß nicht genau, was …«
    »Gracie!«, rief Dad von seinem Schreibtisch.
    Ich fuhr zusammen. Es klang, als hätte er direkt in meine übersensiblen Ohren geschrien. Ich schüttelte den Kopf und mein Supergehör versiegte.
    »Ruf bitte deine Mutter an und sag ihr, dass du bei mir bist. Ich nehme an, dass sie dich schon seit geraumer Zeit zu Hause erwartet.«
    »Oh. Natürlich.« Ich zögerte einen Moment und versuchte, mich wieder auf das Gespräch zwischen Daniel und Gabriel zu konzentrieren, als sich eine Stimme in meinen Kopf schlich.
    Benutzt du deine Kräfte schon, um Schaden anzurichten? Spionierst der Person nach, die du liebst? Gut, mach weiter so.
    Ruckartig legte ich die Hände an den Kopf und trat von der

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